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Zürich
28.10.1996

Konzerte

Max Lässers Madamax

Joachim Witt live

Kruder & Dorfmeister

Harfensphären

Clawfinger

Black Sabbath am OASG

Herbert Groenemeyer

Therapy

Judas Priest

EAV im Volkshaus

Pippo Pollina

Konzert: Sisters of Mercy

Uriah Heep am Touren

U2 in Prag

Dance Night

Die Prinzen in Zürich

Patent Ochsner in Winti

Konzert der Fanta 4

Björn im Xtra

Südstaatenrocker Georgia Satellites

Irisch, punky, cool: Big Geraniums

Mr. Ed Jumps The Gun

Element of Crime

Le _soldat inconnu

Fettes Brot

NO FX

Blümchen

Yothu _Yindi

Urban Cookie Collective

21. Winterthurer Musikwochen

Rainbirds

Gurd

Tic Tac Toe

Gaswerk

Hosen

Aerzte

Transglobal Underground

Die Verleihung des städtischen Pop-Oscars.

Ear

Pippo Pollina

Sina

Altan

Sven Väth

Paradise Lost

Marco Polo

Fettes Brot: natürlich nordisch

Was bisher geschah:
Mitte 1992 lernten sich Dokter Renz, König Boris und der Schiffmeister in einer Bäckerei in Pinneberg (wo zum Kuckkuck is`n das? Anm. d. Red.) kennen. Nach dem Genuss einiger Rumkugeln (aha, eine Schnapsidee, AdR) und mehrerer Wurstbrötchen beschlossen sie kurzerhand, eine Band zu gründen, gaben sich den (äusserst, AdR) seltsamen Namen "Fettes Brot" und nahmen sich vor, die millionen"schweren" Popstars von morgen zu sein (bei den Formen des Königs kein Wunder... AdR).

Anfang 1993 sind die ersten Demoaufnahmen mit dem ansonsten ???- und TKKG-geplagten (das sind Krimiserien für die pubertäre männliche Jugend der präpostmodernen Achtziger, AdR) Kassettenrekorder des Schiffmeisters eingespielt und landen in einer fettigen Brottüte auf dem Schreibtisch eines lokalen Kleinlabels, das die Titel "Schwarzbrot-Weissbrot" und "Schule der Gewalt" auf einem Sampler veröffentlicht (damals sicher noch ein Fehler, AdR). Der Inhaber dieses Kleinstlabels ernennt sich zum Manager der Band, unterjocht die drei Musiker fortan und bietet deren Werke sämtlichen bekannten Schallplattenfirmen an.

Im März 1994 erscheint schliesslich (nach zahlreichen Drohbriefen, Bestechungsversuchen und massivem Telefonterror an die Plattenfirma, AdR) eine erste EP. Aus Angst vor möglichen Sanktionen und Strafen verlassen Schiffkmeister, Dokter Renz und König Boris die Stadt, um auf den Bühnen des Landes ihre Botschaft (bei uns in den Achtzigern hiess das noch "Message", AdR) zu verkünden, wobei sie von der Jugend begeistert gefeiert werden.

Der Rest der Story ist symbolisch für den kometenhaften Aufstieg der Combo aus dem hohen Norden. Im Oktober 1994 bringen sie ihren eigentlich ersten Hit aufs Viva-Karussel, die "Definition von Fett" aus dem Album "Auf einem Auge blöd" heraus. Ein Jahr später touren sie mit ihren "Klasse von 1995"-Freunden MC René, Dem Tobi und dem Bo und den Massiven Tönen herum. Langsam aber sicher wird man auf die Spät-Kids aufmerksam. Erst, als dann im Sommer 1995 aus dem Debutalbum der Song "Nordisch by Nature" unter Mithilfe der "Klasse" ausgekoppelt wird, sind die Jungs gar nicht mehr zu halten, der Song wird in Deutschland zum Sommer- und bei uns (die übliche Langsamkeit der EidgenossInnen... AdR) der Winterhit. Die Hallen füllen sich.

So kommen wir ins Jahr 1996, wo die Brote einen Nachwuchspreis nach dem anderen einheimsen können. Und dann kommt mit "Jein" der eigentliche Renner. Damit beweisen die Brote nämlich, dass sie keine Eintagsfliegen sind. "Jein" ist noch besser gemacht als "Nordisch", ist vom Text her auch feiner und die Musik grooviger. Womit wir auch zum zweiten Fetten-Album kommen, "Aussen Tophits, innen Geschmack". Dies, nachdem die Jungs ihre nordische Topsingle in einem Anfall von (medienträchtigem, AdR) Wahnsinn aus dem Markt gezogen hatten. Zwischen den kommerziellen Fantas (für "Punks" wie uns ungeeignet, AdR) - die niemand mehr als eigentliche Rap-Band anschaut - und den zum Teil überrissen dissenden Gangstas von Rödelheim Hartreim Projekt bilden die Brote einen spielerischen, witzigen und jungen Keil, der dem deutschsprachigen Rap seiner poppigen (die Vier) oder amiabhängigen (RHP) Patina entledigt und frischen "Nordwind" in die Bude bringt.

"Tophits" ist eher raporientiert, dabei gefällt ausser dem wirklich witzigen "Jein" vor allem auch "Ma' sehn", die Auseinandersetzung der Brote mit der bescheuerten Postmoderne und dem Coolnesskult. Auch hier mit dabei sind die Jungs von der "Klasse '95" wie das Bo und Eisfeldt (von den "Absolute Beginners"). Daneben ist auch die neue Version von "Nordisch" zu nennen - mehr wird darüber nicht verraten. Nur soviel: Boris, Renz und der Meister sind nicht zu schlagen. Und auch das Layout nicht, das hat nämlich etwas verstaubtes, etwas so verdammt amüsant-bourgeoises, dass es geradezu ein Kunstwerk ist...

Und eben diese Fetten Brote sind samt ihren 95er-Klassenkameraden, dem Tobi und dem Bo sowie den Massiven Tönen, in die Rote Fabrik gekommen, um den ZürcherInnen norddeutsch zu lehren. Es gab wohl kaum ein Konzert in der Fabrik (z.B. NO FX, wo schon die Vorgruppen so viel Applaus und Begeisterung geerntet haben, im Fall von Tobi/Bo mit einem eigens gereimten "Hallo Zürich"-FreestyleRap. Und dann räumten die Brote ab, es war schon fast göttlich...

Sie begannen fulminant mit "Hallo Hiphop". Es folgten "Mal sehn" und "Definition von Fett" und die anderen Brote-Hits, einmal easy (z.B. die "Frikadellen am Ohr"), mal ganz schön groovy. Die Leute tanzten und hopsten umher, die Jungs auf der Bühne waren nicht minder bewegt, wir fragten uns, wann wohl der erste von den dreien (plus DJ Rabauke) von der Bühne fliegen würde. Immer wieder wurde die ohnehin ausgelassene Stimmung mit theatralischen Auftritten der drei an sich schon grundverschiedenen Typen angeheizt. Boris, der Fette im Fussballdress, Renz mit seinen hässlichen Rastalocken im echten (!) Marken T-Shirt und der Schiffmeister mit dem Emblem des Klingonenreiches (der Star Trek-Song ist echt eingefahren, Mann, boah ey!).

Nach gut einer Stunde und etwa einem Dutzend Songs (plus 2 "Zugaben") war dann die Party schon (warum eigentlich? Frage dR) zu Ende, die minderjährigen Tussies und Fuzzos (weniger schlimme, als auch schon allerdings) mussten nach Hause, resp. wurden von ihren Eltern abgeholt. Einmal mehr war ein Superkonzert über Wollishofen hinweggebraust, fast besser als der Brote-Auftritt am St. Galler Open-Air übrigens, und die die Jungs haben sich wohl noch ein paar Fans geschaffen. Unter anderem auch uns..... AdR.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Zürich