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Die Verleihung des städtischen Pop-Oscars.
Ear
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Sina
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Sven Väth
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Marco Polo
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Die Rote Fabrik von Winterthur
Die seit 1994 aktive Jugendlobby Kaktus in Winterthur gilt als eine der wohl
erfolgreichsten Jugendorganisationen diesseits der Saane. Während der
"politische Flügel" des Kaktus mittels Volksinitiative das zweite kommunale
Jugendparlament im Kanton durchboxen konnte, hat die Kulturabteilung einen
weiteren Grosserfolg für den Kaktus erringen können. Seit einer Woche ist
Winterthur um eine Kulturinstitution reicher. Hier handelt es sich allerdings
nicht um den üblichen bourgeoisen Monstranz, sondern um ein
Jugend-Kulturzentrum. Ort: das alte Gaswerk-Gebäude im Quartier Töss.
Schon knapp nach der Gründung waren KaktistInnen auf das leerstehende Gebäude
aufmerksam geworden, das war im Frühsommer 1994. Der Kaktus griff nach der Halle
und konnte anderen InteressentInnen zuvorkommen. Für immerhin 500'000 Franken
wurde das zukünftige Kulturzentrum umgebaut. Renovation und Betrieb wurden von
einer städtischen Finanzspritze gedeckt. Innert kürzester Zeit konnten die
Kultur-KaktistInnen am 5. Mai ihre Halle eröffnen. Sie taten dies in den letzten
Tagen mit ein paar grossen Konzerten. Die Jazzkantine machte der aktiven Jugend
von Winti ihre Aufwartung. Vorher Camp Imperial. Und Crank. Und Wemean. Doch
davon später. Mit dem Gaswerk erhält die Winterthurer Jugend einen Freiraum, mit
dem sich die meisten identifizieren können. Das Gaswerk ist die Rote Fabrik von
Winterthur, wo mensch konsumieren kann, aber nicht muss. Und wo das Sein weder
teuer noch einigen vorenthalten ist. Das Gaswerk soll die gesamte Jugend der
90`000-EinwohnerInnen-Stadt unter einem Dach versammeln, wortwörtlich.
Zum Stichwort Kommerz meinte Barbara
Widmer (24), Kaktistin der ersten Stunde und eine der "älteren" Vertreterinnen
des Kultur-Kaktus (die weibliche Form ist bewusst gewählt, weil die Frauen hier
klar den Ton angeben): "So viel als nötig, so wenig wie möglich". Die
KaktistInnen wollen ihr Kulturzentrum Gaswerk zu einer veritablen
Kulturinstitution machen, weder gewinn- noch verlustorientiert. Sie soll für die
ganze Jugend da sein und nicht ein Freiraum für längst fehlgeschlagene
Experimente. Und deswegen kriegten die stachligen AktivistInnen von Winterthur
auch schon Knatsch mit den Anarchos vom "selbstverwalteten" Planet Marx. Das
Gaswerk ist eine Gratwanderung zwischen Etabliertem und Entwicklungsfähigem.
Hier sollen möglichst viele Leute auftreten, die möglichst viele Geschmäcker
repräsentieren. Barbara wünscht sich, einmal Konstantin Wecker ins Gaswerk
lotsen zu können. Und Flurina,16, die Band "Les Reines Prochaines". Aber sie
unterstreicht:"Das sollte möglich sein."
Biwidus suchte das Gaswerk und wurde an der Oberen Schöntalstrasse fündig. Das
ist die zweite Strasse nach links, wenn der/die aus Zürich Kommende in
Winterthur-Töss einfährt. Der Eingang ist gut versteckt, strahlt aber eine
sympathische Unfertigkeit aus (Spannplatten und mit einem Scheit beschwerte
"Türautomatik"). Die Eintritte, wie beim Zürcher Pendant Fabrik, decken jeweils
nur die Unkosten und sollen nicht die BesucherInnen schröpfen. Gross ist die
Halle nicht, bei hundert Anwesenden ist sie schon ganz schön voll. Sehr angenehm
ist jedoch die daneben riesig erscheinende Bühne. Das fägt. Und die Bar ist -
obschon noch nicht über jeden Zweifel erhaben -ziemlich erträglich. Das Bier
kostet 5.-, der Wein 6.- und Mineral 3.-. Etwas seltsam allerdings ist das
Depot, das mit 3.- ziemilch überdurchschnittlich ist. Beim ersten Gedränge an
der Bar werden die Gäste das Nachsehen haben, was bei 3.- nicht mehr so einfach
ist. Das feine Maisbier lässt aber keine Wünsche mehr offen. Hier lässt sichs
leben. Und überhaupt: easy going.
Die Kontaktadresse für Infos zu und über Gaswerk ist:
Jugendlobby Kaktus
c/o Flurina Hafner
Engelstrasse 7
8402 Winterthur
Im Gaswerk sind an diesem Abend zwei Bands aus der Region aufgetreten, Crank aus
Wetzikon und die Wiediker Mädchenband Wemean.
Vier Freundinnen im Gaswerk
Was tust du, wenn deine Freundin eines schönen Abends heimkommt und dir
ankündigt, dass sie in einer Band spielt? Antwort: du übernimmst das Catering.
So ähnlich könnte es mal mit Wemean passieren oder passiert sein. Die vier Girls
aus dem Zürcher Kreis 3 gelten neben Crank als DIE Entdeckung auf dem hiesigen
Markt und lassen meines Erachtens die Wetziker neben sich müde aussehen. Die
vielleicht "beste Schülerinnenband der Welt" besteht aus Silvia (Voc), Jenny
(Bass), Patrizia (Git) und ihrer Schwester Sabina (Drm). Die vier Freundinnen,
deren Karriere 1993 sozusagen mit einer Jam-Session im Maitliträff-Keller
begonnen hat, haben gerade ihre erste CD "Wemean" herausgebracht, in
Zusammenarbeit übrigens mit der baskischen Rockband Negu Gorriak, mit denen sie
im Herbst 1995 in Europa rumgetourt waren. Wemean, die vier Freundinnen gelten
als DER Geheimtip überhaupt in der einheimischen Jugendszene -und sie haben
intensive internationale Verbindungen.
Was so speziell ist an Wemean, ist die unbeschreiblich frische Art und Weise,
mit der die Girls auf der Bühne loslegen. Nicht nur, dass der punk- und
raplastige Sound ein interessantes Hin und Her zwischen schnell und langsam, ein
Wechselbad der Gefühle ist, die Girls beherrschen ihr Handwerk wie kaum andere
heutztags. Sie haben schon letztes Jahr das Publikum bezaubert, jetzt, etwas
reifer und geübter, legen sie eine Professionalität an den Tag, die fast
unheimlich ist. Als beispielsweise Trizia eine Saite riss, übernahm die
Drummerin Sabina sofort die Initiative und legte zusammen mit Silvia eine
Freestyle-Rapshow los. Ueberhaupt können Wemean nicht nur ihre Instrumente
bedienen, besonders stark ist das positive Gefühl von Freude, das sie
rüberbringen. Das Publikum hat Spass, weil die dort oben auch Spass haben und
genau gar nichts ernst nehmen. Kein Gag ist eingeübt, nichts ist Ritual. Sogar
die Zugaben hatten etwas zufälliges. "Kommt, wir gehen noch mal auf die Bühne!"
schien Allroundtalent Sabina zu sagen, als sie sich wieder hinter ihr Drumkit
zwängte.
Was Trizia aus ihrer Gitarre herausholt, macht den grossen Bands durchaus Ehre.
Silvia, das Energiebündel par excellence, balanciert gekonnt zwischen
hervorragend gerappten Partien und rockigen Staccatos; und dies in mindestens
fünf Sprachen. Jenny, die ihren Bass lässig vor sich hinzupft, ist quasi der
ruhige Pol auf der Bühne, kühl und wohl die einzige Nichtitalienerin. Sie
strahlt die Aura des Betonpfeilers aus, auf den frau sich verlassen kann. Der
absolute "Star" der Band ist jedoch Sabina, eigentlich wäre sie Drummerin und
somit diejenige, die am wenigsten in Erscheinung treten soll. Aber wenn sie mal
nicht professionell ihr Drumkit malträtiert, vollbringt sie eine Bühnenshow, die
sich gewaschen hat. Die Kleine hat eine bombastische Singstimme, kann
ausgezeichnet rappen und breaken, als ob sie im Ghetto aufgewachsen wäre, und
ist eine Human Beatbox ohnegleichen. Schauspielern kann sie zu allem Ueberdruss
auch noch.
Wemean sind die Girls von nebenan, die das Zeug zu Stars haben. Das haben sie
an diesem Abend bewiesen. Ich würde sie Jedem und Jeder empfehlen. Auch die CD, die
auf dem fast bandeigenen Label "The Label" herausgekommen ist, ist chartträchtig.
Ich meine, auch wir
Männer haben gefälligst zu kapieren, dass es Frauen(bands) gibt, die nicht einfach
nur durch ihr Aussehen brillieren, sondern auch musikalisch den Männern in NICHTS
nachstehen. Ich möchte nicht missverstanden werden, an Attraktivität fehlt es den
Girls nicht, aber vor allem machen sie einen völlig abgefahrenen Sound. Und das ist,
was gilt, oder?
Sie treten am 14. Juni in der Zürcher Kanzlei und am 15. Juni in Fehraltdorf auf. Des
weiteren ist im Oktober eine Tour im Baskenland mit Abstechern nach Barcelona, Madrid,
Vigo und Paris in Planung. Leider kann Biwidus es sich nicht leisten, über diese
Tournee zu berichten. Ausser jemand sponsert diesen Promotrip.... :-(
Ach, übrigens, wer mehr über Wemean ergfahren will, soll mal die Adresse
http://www.music.ch/agitprop/wemean
eingeben.
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