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Zürich
19.10.1996

Konzerte

Max Lässers Madamax

Joachim Witt live

Kruder & Dorfmeister

Harfensphären

Clawfinger

Black Sabbath am OASG

Herbert Groenemeyer

Therapy

Judas Priest

EAV im Volkshaus

Pippo Pollina

Konzert: Sisters of Mercy

Uriah Heep am Touren

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Dance Night

Die Prinzen in Zürich

Patent Ochsner in Winti

Konzert der Fanta 4

Björn im Xtra

Südstaatenrocker Georgia Satellites

Irisch, punky, cool: Big Geraniums

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Le _soldat inconnu

Fettes Brot

NO FX

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Yothu _Yindi

Urban Cookie Collective

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Die Verleihung des städtischen Pop-Oscars.

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NO FX: Punk für Pubertierende

"Total trendy!", kommentierte Biwidus-Musikredaktor Vitsky, als ich ihm (er ist z.Z. in den Ferien) mitteilte, dass wir etwas über den Auftritt von NO FX in Zürich machen wollen. Er meinte damit nichts anderes, als dass die Band den Musikgeschmack der trendigen "Jugend von heute" treffe, insbesondere den der Vorzeigetrendies der Snöber- Und Jungpunkszene. Trotzdem nahmen wir uns vor, die Geschichte zu machen und verirrten uns einmal mehr in die Fabrik.

Als Vorbands spielten die noch jünger und noch improvisierter wirkenden Möchtegern- Punkbands The Vandals und Good Riddance auf. Jaja, mit der gebotenen Stimmung und dem entsprechenden Alkpegel sicher ganz lustig. Der Gitarrist und Sänger von Good Riddance hatte es allerdings nötig, sich splitterfasernackt auszuziehen, um Eindruck zu schinden, dabei war ihre Musik soo schlecht nicht. Was einfach etwas mühsam war, waren die wirklich hirnrissigen Aufsager, die das Publikum ungeheuer lustig fand, zum Beispiel die Aufforderung des Sängers an die 16jährige Barbara (in der vordersten Reihe), mit ihm nach dem Konzert - sagen wir - Blumen bestäuben zu gehen.

A propos mühsam. Es ist mir schleierhaft, ob ich für so etwas zu alt oder einfach zu spiessig bin, aber früher war Punk mal etwas politisches, eine soziale Bewegung. Aber die Leute von gestern abend, sowieso meist minderjährig, waren einfach nur obercool, es ging nur darum, möglichst aufzufallen und zu sagen: seht her, ich bin cool. Leider finde ich das nun überhaupt nicht cool, wenn haufenweise Tussies und Fuzzos mit den ausgefallensten Frisuren und Outfits in der Gegend rumhängen und das Gefühl haben, sie seien was besonderes. Das gilt auch für die auftretenden Bands. Dies zum Umfeld - als Einstieg.

NOFX? Na ja, Der richtige Begriff wäre: irgendwie originell, origineller als z.B. ihre Kollegen von Offspring. Sonst nichts. Musikalisch waren sie aber nicht viel "besser" als die Vorbands. Ausser dem recht lustigen "Her" gefiel mir nichts besonders, resp. konnte ich ein Lied nicht vom anderen unterscheiden. Der wasserstoffblonde Sänger, der eine Gitarrist mit den Rastalocken und der fette andere gröhlten, hopsten und rannten über die Bühne, immer sekundiert von ein paar Hirnrissigen, die auf die Bühne stiegen, um dann zwischen der Band hindurch wieder in die Menge zu springen, die sie begeistert auffing, "Stage diving" heisst das. Ach, wie lustig!!! Der Sänger hielt sich jedoch damit zurück, ganz im Gegenteil zu Campino von den Hosen, (der Lieblingsband des Autors, der sich bis vor kurzem eigentlich auch für einen "Punk" im Sinne von "gesellschaftspolitischer Rebell" hielt). Die Begründung auf Anfrage nach dem Konzert war: "We're too old for that". Ich wohl auch.

Und sonst? Guter Punksound "4 to the Floor", wild, grenzenlos und stilistisch total undefinierbar - HC halt. Und sehr auf den Geschmack der Snöbies und Möchtegernpunks von heute zugeschnitten. Aber. Was NOFX wertvoll macht, sind die Intermezzi. Immer wieder brachen sie die Eintönigkeit ihrer Musik mit kurzen, lustigen Einschüben, wo sie slowe, bluesige oder gar poppige Töne anschlugen. Vielleicht um das Publikums zu schocken? Vor allem die kurze Zugabe - eine Satchmo-Verarschung par exellence - und die Punkversion eines "Grease"-Stückes, waren die Höhepunkte des Abends und wirklich lustig. Und da zeigte es sich, dass zu Punk mehr gehört als nur Gitarrenjaulen und Einszwei-Beat. Etwas Phantasie ist wohl das Geheimnis des "wahren" Punk, was noch nicht viele Möchtegernpunkbands gemerkt haben. NOFX hatten zum Glück etwas Phantasie.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus der Roten Fabrik Zürich