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9.4.1997

Konzerte

Max Lässers Madamax

Joachim Witt live

Kruder & Dorfmeister

Harfensphären

Clawfinger

Black Sabbath am OASG

Herbert Groenemeyer

Therapy

Judas Priest

EAV im Volkshaus

Pippo Pollina

Konzert: Sisters of Mercy

Uriah Heep am Touren

U2 in Prag

Dance Night

Die Prinzen in Zürich

Patent Ochsner in Winti

Konzert der Fanta 4

Björn im Xtra

Südstaatenrocker Georgia Satellites

Irisch, punky, cool: Big Geraniums

Mr. Ed Jumps The Gun

Element of Crime

Le _soldat inconnu

Fettes Brot

NO FX

Blümchen

Yothu _Yindi

Urban Cookie Collective

21. Winterthurer Musikwochen

Rainbirds

Gurd

Tic Tac Toe

Gaswerk

Hosen

Aerzte

Transglobal Underground

Die Verleihung des städtischen Pop-Oscars.

Ear

Pippo Pollina

Sina

Altan

Sven Väth

Paradise Lost

Marco Polo

Geniale Prinzen

Was, wenn ein Ministrantenchor mehr als nur Kirchenlieder singt? Genau das ist mit den fünf Jungs aus Leipzig geschehen, die seit 1991 als die "Prinzen" jung und alt mit (zumeist a capella gesungenen) Liedchen begeistern. Um ihr neues Album "Alles mit dem Mund" vorzustellen, traten die Prinzen letzte Woche im Volkshaus in Zürich auf. Vor sehr wenig ZuschauerInnen (etwa ein paar Dutzend) sang sich das Quintett aus den Nebulas (Neue Bundesländer, ein neudeutscher Begriff für Ostdeutschland) durch zwei Stunden Programm. Und das Publikum ging so mit, dass die Jungs mehr ein bisschen Party machten als ein Popkonzert.

Sie begannen mit eben dem, was eigentlich Quelle ihres Könnens ist: das Kirchenchor. Die fünf Jungs hatten noch während des Regimes in der damaligen DDR die wohl beste Gesangsausbildung der deutschen Popkultur erhalten - eben in einem Knabenchor. Sie machten aber mehr daraus. Sie wurden kritisch und amüsant. Entsprechend war der Choral am Anfang auch ein Rundumschlag gegen so ziemlich alles, was mensch sich vorstellen kann. "Audi victoria" ist ein völlig untypischer gregorianischer Choral von zum Teil perfekter Vulgarität.

Das Konzert war ein Feuerwerk der Ironie und der Vielseitigkeit. Die Jungs spielten mit dem Publikum. Sie holten sich ein kleines Teenie-Girl auf die Bühne und amüsierten sich mit dem Publikum. Auf der Bühne war ein kleiner Tisch mit Gesöff, wer gerade nichts zu tun hatte, setzte sich hin und lauschte seinen Prinzenkollegen. Völlig schräg. Instrumente brauchen die Jungs ja nicht - sie machen eben "alles mit dem Mund". Nur ein Drumkit und ein Bass (abgesehen von Wolfgangs formidablen Gitarrenkünsten) erinnerten daran, dass es sich bei den 32.- Eintritt um ein Popkonzert handelte.

Die zwei Stunden waren bald vorbei. Immerhin haben die Jungs schon ein ansehnliches Repertoire von zum Teil sehr bekannten Songs (Gabi&Klaus, Der Mann im Mond, Schwein sein usw.). Und da das Publikum meistens mitgröhlte, nahmen sich die Jungs die Mühe, das "Fahrrad"-Lied auch noch einzuschweizerdeutschen. Plötzlich sangen sie von Velos. Völlig köstlich. Es war ein Riesenvergnügen, trotz der schwachen Kulisse. Väter, Kinder, Mütter und Teenies erschöpften sich mit dem Absingen prinzlicher Hits. Und natürlich wussten alle den Text auswendig.

Ja. Die Prinzen sind (nach dem faktischen Ende der Ersten Allgemeinen Verunsicherung) quasi die letzten Ueberreste der Neuen Deutschen Welle aus den Anfängen der Achtzigerjahre. Sie vertreten den ersten Stil deutscher Sprache, der wirklich Marke Eigenbau und nicht von anderen kopiert ist. Ganz nach dem Vorbild von Kraftwerk bastelten die NDW-Musiker aus Ironie, minimalistischer Musik und viel Erfindergeist einen Stil zusammen, der heute noch seinen Reiz hat. Und die Prinzen sind die Erben dieses Stils, der leider drauf und dran ist, gänzlich aus der Erinnerung zu verschwinden...



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus dem Volkshaus in Zürich