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Irish folk rock in Zurich
Irland, so sagt mensch, sei die Insel der Sänger und Barden
(wie gewohnt werden dabei die Frauen mitgedacht). Nicht
von ungefähr, denn seit Jahrhunderten bringt das sonst nicht
besonders reich gesegnete irische Volk immer wieder haufenweise
begnadete MusikerInnen hervor, die meisten wachsen in den Strassen
oder in den Pubs der Dörfer und Städte der "Grünen Insel" auf und
sind auch vom uralten keltischen Verständnis für lyrische Musik geprägt.
In den späteren Siebzigern und den beginnenden Achtzigerjahren
schafften es etliche irische KünstlerInnen, mit ihrer urwüchsigen
Folk-Musik den Sprung auf den Kontinent. Während Sänger wie
Van Morrison oder Bob Geldof und seine Boomtown Rats die Vorläufer
der populären, rocklastigen Hitparadenmusik waren, die im Welterfolg
der Dubliner Combo U2 gipfelte, pflegten viele KünstlerInnen weiterhin
die folkigen, bluesigen Traditionals, die einen als Liedermacher alter Schule wie
Luca Bloom, die anderen, an vorderster Front Clannad aus dem
County Donegal, eine Fusion aus Folk mit sehr modernen Elementen. Den
eigentlichen Höhepunkt bildeten die Jahre 1983-1986, als die aus
der Clannad-Familie stammende Enya die Hitparaden stürmte, als Bands
wie die Hothouse Flowers mit ihrem eingängigen Folk-Rock auch in
unserer Generation grosse Erfolge feierten. An ihren Konzerten trafen sich
gleichermassen E-Musikfans, wie auch Anhänger des damals sehr starken
alternativen New Age-Sound, die sich oft auf die traditionellen irischen
Songstrukturen beriefen. Urplötzlich wurde es dann still um die irischen
Gruppen. Sie wurden gegen Ende der Achtzigerjahre zur Ausnahme, nur
noch Bands wie U2, die sich gänzlich von der irischen Tradition getrennt
hatten, oder viel später die unsägliche Kelly-Familiy, die ein
kitschiger und billiger Abklatsch jener Tradition ist, waren bei uns
noch zu hören. Irland verschwand aus den Hitparaden, sicher auch eine
Folge des Trends der Neunzigerjahre "weg von der Natur", hin zu
individualistischem und geistlosem Musikkonsum, dessen bisherige
Spitze die derzeitige Easy-Listening-Welle bildet.
Es gibt sie jedoch noch, die Ueberbleibsel jener glorreichen Zeit
der irischen Bands. Während früher die häufig stattfindenden
Irish Folk Festivals hohe BesucherInnenzahlen zu verzeichnen hatten,
sind sie heute fast zu esoterischen Veranstaltungen verkommen, die
kaum mehr jemand besucht. Trotzdem wollen sie es wissen, Bands, wie
beispielsweise die Gruppe Altan aus dem County Donegal. Altan tourte früher
regelmässig mit diesen Folk Festivals mit, in den letzten Jahren versuchen sie es
solo und traten letzten Montag im Zürcher Volkshaus auf. Wie
erwartet war das durchschnittliche Alter des Publikums etwas zwischen
25 und 30 Jahre. Die Leute, die mit dieser Musik aufgewachsen
waren, hielten ihr auch in dieser ach so schweren Zeit die Treue.
Trotzdem fiel auf, dass sehr viele Jüngere anwesend
waren, Leute, die sicherlich nicht zur alternativen Szene der Achtzigerjahre
zuzurechnen sind.
Seit nun zehn Jahren spielen und touren sie, die Band Altan,
fünf unauffällige Irinnen um die feengleiche Sängerin Mairead Ni Mhaonaigh.
Im Gegensatz zum letzten Jahr war das Volkshaus heuer
nicht ganz ausverkauft, die hintersten Reihen waren noch leer.
Die Band, die nach fünf erfolgreichen Releases
(das letzte Studioalbum war "Island Angel" aus dem Jahr 1993)
gerade ihr Greatest hits-Album "The first ten years" promotet,
hat es geschafft, Publikum aus allen Altersklassen in den Kreis 4
zu lotsen. Das Konzert stand im Rahmen des Weltmusikwelt-Festivals,
einer lockeren Veranstaltungsreihe mit Folk-Konzerten
aus verschiedenen Ländern.
Nach dem unerwarteten Tod des Fiddlers und Altan-Mitbegründers
Frankie Kennedy hatte man der Band prophezeit, dass sie die
Frische ihrer Musik abrupt verlieren würde. Dem ist zum Glück
mitnichten so. Mairead, sowie ihre Bandmitglieder Ciaran Tourish,
Dermot Byrne, Ciaran Curran und Daithi Sproule
heizten dem Publikum mit ihren Traditionals regelrecht ein.
Das Konzert fand natürlich ohne jegliche elektronische Instrumente
statt. Von den paar Mikrophonen natürlich abgesehen war alles
"unplugged", wie es in Neuhochdeutsch heisst. Die verschiedenen
Instrumentalstücke kribbelten derart in den Beinen, dass mensch regelrecht
mittanzen wollte. Wahrscheinlich haben die OrganisatorInnen gerade
deshalb vorsorglich auf eine Tanzfläche verzichtet und
nur gestuhlt - wer kann in diesem Land schon einen echten Jig
tanzen, oder? Trotzdem schafften es einige, aufzustehen und
in den Gängen herumzutanzen.
Je länger das Konzert ging, desto mehr standen auf und tanzten, die Band goutierte das mit einem Dankeschön an
das "Ballet of Zurich". Bei den ruhigeren Stücken kam auch so etwas wie
Lagerfeueratmosphäre auf. Ueberhaupt sind Altan trotz ihres Erfolges
auf Bühnen noch immer im positiven Sinne eine Pub-Band. Zeitweise
verfielen die Bandmitglieder sogar ins Jammen, was eher selten ist
in den Gigs heutzutags, leider. Die Balladen, vorgetragen
meistens von Mairead, waren geradezu herzerweichend.
Und weil die Band nicht nur aus Irland, sonden auch aus
dem nordwestlich gelegenen County Donegal kommt, waren sie
auch in ihrer eigenen Sprache gesungen, dem Gälisch, einer keltischen
Ursprache, sehr melodiös und poetisch. Mairead hat eine
kristallklare Stimme, die sich genauso für Kinderlieder,
wie auch für Lovesongs eignet. Schade, habe ich meinen
Gälisch-Kurs schon nach der ersten Lektion abgebrochen,
denn wenn ich sie verstanden hätte, wären sie wohl noch viel
tiefer in mein romantisches Herz eingedrungen.
Das Publikum bekam Irisch Traditionals vom Feinsten serviert,
ganz zweifelsohne. Es ist zu hoffen, dass Bands wie Altan wieder vermehrt
auf unseren Bühnen spielen werden, ich denke da zum Beispiel auch an
die kommende Open-Air-Saison. Altan selbst tourt jedenfalls
weiter und fuhr im Rahmen ihrer German Tour 1996 (!?) am nächsten Tag
nach Basel. Es ist anzunehmen, dass sie nach dem Release ihres
forthcoming Albums im April im nächsten Sommer noch einmal in der
Gegend auftauchen, ein Tip für alle, die irische Folk-Musik ohne
den Kitsch von den Kellys hören wollen. Biwidus wird zu
gegebener Zeit darüber informieren.
Da soll mal eineR sagen, die IrInnen seien nur geniale
BierbrauerInnen und SchnapsbrennerInnen! Sie bleiben, was
sie schon immer waren und sind: das Volk der
SängerInnen und BardInnen.
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