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Bericht vom |
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Für drei Tage und Nächte war St. Gallen so etwas wie eine Stadt aus Jugendlichen.
Ueber 25'000 vor allem junge Leute waren im Sittertobel zur zwanzigsten
(Jubiläums)Ausgabe des traditionellsten und grössten Open-Airs der Schweiz
erwartet worden, wer nach Mittag ankam, hatte das Gefühl, dass mindestens die
gesamte Ostschweizer Jugend anwesend war. Die Schlange vor dem Haupteingang wuchs
schon im Morgengrauen an und wurde gegen die Mittagszeit, als die Tore ins
Sittertobel eröffnet wurden, zu einem regelrechten Riesengrauen. Und unter
die abertausenden von Festivalbegeisterten mischte sich (wie in den letzten
Ausgaben immer wieder versprochen) auch ein Biwidus-Team.
O.K., im Gegensatz zum Gurten oder zum dieses Jahr nicht durchgeführten Festival
"Out in the Green" hatte das
St. Galler Open-Air immer schon den Ruf, zwar nicht
mit einem Mega-Line-up, sondern mit einer an Euphorie grenzenden Stimmung zu
begeistern. Und dies, seit nun immerhin zwanzig Jahren. Dieses Jahr wurde die
Anzahl Eintrittstickets auf "nur" 25'000 (ex. HelferInnen und so) beschränkt und
war schon ziemlich bald ausverkauft - schon im Vorverkauf ging mehr als die
Hälfte weg. Das spricht für das überregionale Renommee dieses Festivals.
Kurzfristig wurde das Open-Air sogar auf dem Internet verbreitet - in Real-Time
und allen anderen genialen Spielereien, die das Internet so bietet.
Das Sittertobel wurde einmal mehr zum Mega-Campingplatz, wo Hinz und Kunz
(kenn' ich nich', die Typen) ihre Zelte aufschlugen und es sich genmütlich
machten. Die einen mit überdimensionalen Zirkuszelten, die anderen mit sehr
romantischen Zweierteilen, die dritten wiederum kamen am Freitag nachmittag
zu spät und durften open air übernachten. Feuerstellen, leere Bierdosen und
ein wunderbarer süsslicher Duft prägten schon sehr früh das "Bild" des Geländes.
Hunderte von HelferInnen versuchten während dieser drei Tage verzweifelt, ein
bisschen Ordnung ins herrschende Chaos zu bringen. Keine einfache Sache, wenn
mensch bedenkt, dass schon am frühen Freitag abend die ersten Alk- und
Haschleichen die Zeltplätze und die ersten Massen die nicht gerade zahlreichen
Bedürfnisanstalten säumten. Open-Air halt.
Freitag, der 28. Juni
Cyrano eröffnete auf der Sitterbühne den Reigen. Les Reines prochaines, die auf
der Nebenbühne einen bombastischen Einstieg machen sollten, liessen ewigs auf sich
warten. Den ersten Run auf das Feld vor der Bühne brachten schon Bush aus
London hin, sowie auf der anderen Bühne "Ti amo"-Schnulzenrocker Dieter Thomas
Kuhn (was wir nicht verstehen können). Und der erste Schwall von überbordender
Begeisterung (sprich erdrückender Enge) kam mit dem lange erwarteten Auftritt
der Ur-Crossoverband Red Hot Chili Peppers knapp vor Mitternacht. Mit
"Give it away" brachten sie die Menge nicht einfach nur zum kochen, sondern
regelrecht zum rasen. Ob das am konsumierten Shit und Gras lag, weiss ich nicht.
Paralell dazu war eine ganze Orgie aus deutschsprachigem Rap angesagt. Die beiden
Topacts überschnitten sich eigentlich. Was beliebte Bands wie Fettes Brot und
Tobi und das Bo auf der kleinen und unübersichtlichen Heubühne zu suchen haben,
lässt sich hier allerdings als Frage aufwerfen. Die Antwort gab uns dann der
Medienverantwortliche des Open-Airs, Peter Hummel. Die Sache sei einfach so,
dass die Organisatoren durch den Erfolg der Fetten Brote so überrascht gewesen
seien, dass keine Zeit mehr blieb, sie von der Heu- auf die grössere Sitterbühne
zu verlegen. Dies zum Thema Shit happens. Schliesslich kam es so, dass die
fetttriefenden Hamburger mit ihrem natürlichen
Nordisch-Rap erst nach den Red Hot Chili Peppers kamen und also alle plötzlich
Richtung Heubühne pilgerten.
Die Folge war, dass der ohnehin enge Raum vor der kleinen Bühne regelrecht
bestürmt und belagert wurde, so dass von Anfang an Organisatoren und Band
das Publikum mahnen mussten, doch bitte nicht so zu drücken und unbedingt
zurückzurücken - unter Androhung von Strafe (Abbruch des Konzerts). Wer zu
hinterst stand, konnte genau gar nix sehen. Eigentlich schade, denn die Fetten
Brote (sowie ihr Gastrapper MC René und ihre Nachfolger Tobi und Bo)
waren durchaus hörenswert - obschon zu viel aus dem DAT von DJ Mirko Machine kam -
was solls. Den krönenden Abschluss bildeten schliesslich Freakpower - eine
Partyband ohne jeden Skrupel, solange es Spass macht.
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