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Witt: Der goldene Reiter 98
Der Typ hat was von einem Dämon. Joachim Witt, einer der Gründerväter der
Neuen Deutschen Welle ("Herbergsvater und "Der goldene Reiter" sind aus den
Jahren 1981 und 1982) tourt zur Zeit gerade durch die Gegend. Im Gepäck hat
er sein überraschend erfolgreiches und sehr gelungenes Album "Bayreuth
eins". Wir hatten schon darüber berichtet.
Deshalb freute sich das Biwidus-Team auch so auf den Gig im neuen Club
Ruby in Zürich. Schliesslich ist der Meister auch schon von der Presse
mit Vorschussvorwürfen bedacht worden, im Tagi wird ihm beispielsweise
Nähe zur faschistoiden Szene angedichtet.
Witt räumte diese Vorwürfe gleich mal aus, es gäbe die deutsche Sprache
schon vor 1933, meinte der Neoromantiker. Er begann (und beendete) das
Konzert mit dem Uptempoheuler "So tief". Den grössten Teil seines
Programmes bestritt er mit Songs aus "Bayreuth eins", dazu gehörte nicht
nur seine aktuelle Auskopplung "ich lauf", sondern natürlich auch der
Hit "Die Flut", die aus dem sehr eigenwilligen Musiker einen Star gemacht
hat. Besonders stark waren allerdings die älteren sachen, die er gekonnt
vor allem als Zugabe aus der musikalischen Mottenkiste herausholte. Da
merkte man auch die Zusammensetzung des Publikums, nur die allerweingsten
hatten eine Ahnung von der Zeit der Neuen Deutschen Welle, die Witt
höchstselbst mitbegründet hat. Ueberhaupt wurde man den Eindruck nicht
los, dass die meisten Gäste Eingeladene von Plattenfirmen etc. gewesen
sind.
Das Konzert war trotz Höhepunkten ziemlich durchzogen. Zuerst die positiven
Seiten. Der Mann hat trotz seines fortgeschrittenen Alters immer noch
einiges an Energie in sich. Wie ein Berserker sprang er über die Bühne,
bewegte sich extatisch im 2000BPM-Bereich hin und her und bewarf das
Publikum mit seinen dämonischen Blicken. Die Songs sang er in einer
Inbrunst, dass es einem kalt den Rücken runter lief. Der Mann ist kein
Musiker, er ist ein musizierender Dichter. Wer sonst würde den einen oder
anderen Song im voraus aufsagen und als Zugabe sogar ein Gedicht zum
besten geben, während er allein auf einem Sessel sitzt. Und seine Dichtung
ist wirklich stark. Die deutsche Neoromantik hat mit Witt einen neuen
Rilke geschaffen, der dem starken "deutschen Rilke-Herz" (wie Rilkefan
Wolfgang Borchert schreibt) viel Energie gibt, Energie, welche die Sehnsucht
und die Träume eines ewig liebenden Herzens ausdrückt.
Nun die negativen Punkte. Grundsätzlich kam nie Stimmung auf, das lag wohl
nicht zuletzt am sehr eigensinnigen und persönlichen Ausdruck des Künstlers.
Witt, in schwarzem Gothic-Frack, wirkte wie ein Opernsänger, ein Dämon
des Bösen, wie ein Künder des jüngsten Gerichtes (so heisst auch eines der
Songs aus "Bayreuth eins"). Die Musik war, im Gegensatz zur wirklich
genialen CD, zu sehr auf die Liveband ausgerichtet, was an sich sympathisch
ist, aber in einem Stil, der derart auf die Poesie des Sängers ausgerichtet
ist, eher stört. Die (fast) ausschliesslich elektronische Musik des Albums
passt viel besser zu den schon surrealen Texte des Träumers Witt. Wohl
auch deshalb war die Musik viel zu überrissen, viel zu laut. Und Witts
ohnehin schon metaphysischer Stil ging unter im Lärm.
Immer wieder kamen Höhepunkte in den eher eintönigen Ablauf des
Konzerts. Abgesehen von Joachim Witts schon fast beängstigender Inbrunst,
waren das seine Cosängerin Nadia, eine Liebesgöttin aus der fünften
Dimension, die sehr gut zur teuflischen Erscheinung des schwarzgekleideten
Mannes passte. Die besten Augenblicke des Konzerts waren die Teile
zwischen den Songs, als er aus dem Stegreif (einmal brachte er vor lauter
Träumen sogar die Reihenfolge des Programms durcheinander) vor sich hin
dichtete, das Publikum mit dämonischen Charme anmachte und Sprüche
klopfte, die zu seinem surrealen Weltuntergangsstil passten. Trotzdem, eines
wurde mir klar: Witt ist nicht das, was ihm nachgesagt wird. Es steckt
viel, viel Ironie in seinen Auftritten, es ist alles halb so düster, wie es
scheint, aber es ist sein Stil. Er ist ein Clown der Dunkelheit, ein
Komiker des Grauens. Aber er bleibt auch ein begnadeter Künstler, der alle
Register der Mystery-Fiktion ausnützen kann.
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