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Punk is dead II
Wie und wo soll der Autor anfangen? Wenn ich über die Toten Hosen berichte, dann
ist es, wie wenn unsere Eltern von den Beatles berichten. Schwärmen ist
angesagt. Aber auch journalistische Distanz. Fakt ist, dass das Konzert der
Düsseldorfer Punkband schon Monate im voraus angekündigt und ziemlich bald auch
ausverkauft war. Ganz offensichtlich vermag die "Opel-Gang" (oder auch das
"Katastrophenkommando") der Achtzigerjahre auch noch in den punkfeindlichen
Neunzigern zu begeistern. Campino und Co., die vor fast 20 Jahren als "ZK" der
Stoff waren, aus denen die Alpträume unserer Eltern bestanden, waren einmal mehr
in die Gegend gekommen. Nach dem grossartigen Auftritt 1994 im Open-Air
Winterthur und der erschienen CD "Opium für das Volk" konnte mensch dieen
Auftritt mit Spannung erwarten.
Schon auf dem Bahnhof meines Heimatortes sah ich am Nachmittag einige vor allem
junge Leute, die in Hosen-T-Shirts dastanden und aus deren Ghettoblastern eines
ihrer Songs dröhnte. Zugegeben, ich bin ein fanatischer Fan, weil ich mit den
Jungs und ihrer Musik aufgewachsen bin. Mich überraschten aber all die Teens,
die sich im Hallenstadion eingefunden hatten. Sie, die weder die heissen
Achtzigerjahre miterlebt hatten, noch die Zeit, als die Hosen die politischsten
Chartstürmergewesen waren, empfingen die Düsseldorfer mit offenen Armen. Im
ausverkauften Hallenstadion trafen sich demzufolge Punks und Normalos, Linke und
Rechte, Junge wie Alte. Und sie unterhielten sich nicht schlecht.
Zuerst waren Compulsion aus irischen Landen auf der Bühne. Sie begleiten die
Hosen auf ihrer grossen Ewigkeit-Tour. Compulsion, eigentlich eine
hoffnungsvolle Punkband von der Grünen Insel, kamen mir vor wie eine Herde
Känguruhs. Ja. Denn die Bandmitglieder sprangen im 4/4-Takt auf der Bühne herum
wie die australischen Nationaltiere. Zum Glück spielten sie nicht lange, das
Publikum wartete auch sehnlichst auf Campino, Andi und ihre Freunde. Und die
Jungs kamen fulminant wie immer auf die Bühne, nicht viele Bands vor ihnen haben
ihre Gigs mit dem Vaterunser begonnen, denke ich.
Kurz ein paar Worte zu den Hosen und ihrer Discographie. Als 1988 (gestützt auf
den Film "Clockwork Orange") die Hosen-CD "Ein kleines bisschen Horrorschau"
erschien, fuhren die Jugendlichen der 80er völlig ab auf die Funband aus
deutschen Landen. Die Figur Alex war vielen Linken aus dem Gesicht geschnitten.
Ein brav gewordener Revoluzzer, eine klare Anspielung auf die Vergangenheit auch
der Band selbst. Diese CD war der Beginn ihres erfolgreichen Kreuzzugs gegen
Normalität und eine ignorante Jugend. 1990 erschien die Doppel-CD "125 Jahre
Tote Hosen - ein Kreuzzug ins Glück", wo die Band sich gänzlich abwendete vom
Fun-Punk a la "Eisgekühlter Bommerlunder" und hin zu sozialkritischen Songs wie
"Sein oder Nichtsein" oder das Titelstück. Wieder drei Jahre später erschien
"Kauf mich" mit dem antifaschistischen Kampflied "Sascha" und der Hymne "Wünsch
Dir was". Mit diesem Repertoire traten die Hosen 1994 am "Out in the Green" in
Winti auf. Tausende von jungen Leuten feierten den Auftritt, wo Campino und
seine Jungs alle Register ihres Könnens zogen.
Dieses Jahr erschien "Opium fürs Volk", eine CD, von der Fans nicht so genau
wissen, wo sie sie einordnen sollen. Einerseits sind die Hosen hier für ihre
Verhältnisse ziemlich ruhig und ausgeglichen. Und andererseits drücken sie
wieder auf die sozialkritische Drüse. Ein kritisches Werk, das ist wohl die
richtige Bezeichnung. Die Hosen ziehen auf eine faire Weise über die Religion
her, kritisieren aber auch XTC - den Abgott der heutigen Jugend. Und
schliesslich rechnen sie mit "Viva la Revolucion" mit ihrer eigenen linken
Tradition ab. Und zwar nicht zu knapp. "Nichts bleibt für die Ewigkeit" war und
ist das Motto der Hosen 1996 und ihrer neuesten CD. Sowie ihres Konzerts.
Womit wir wieder bei ebendiesem wären. Es begann mit dem Vaterunser und zog sich
durch fast zwei Jahrzehnte Tote Hosen. Das Repertoire der Band ist immens und
facettenreich. So hopsten sie durch die Jahre wie ihre Vorband über die Bühne.
Und das Publikum tanzte mit, der vordere Teil des Hallenstadions kochte, vor
allem, als die ganz grossen Hits gespielt wurden. Besonders stark war die
Projektionswand im Hintergrund, die immer wieder multimedial die Lieder der Band
unterstützte. Ueberhaupt nicht begeistert waren wir von der Tatsache, dass die
Hosen es diesmal geflissentlich vermieden, die ganz politischen Songs zu singen.
"Sascha" beispielsweise kam nicht, obschon dieser Song immer wieder wahre
Begeisterungsstürme und "Nazis raus!"-Schreie auslöst. Und Campino war mit
seinen Sprüchen auch schon lustiger und sinnvoller, der Gag mit dem
Klassenerhalt ihres Fussballclubs Fortuna schnallte wohl kaum jemand.
Campino ist und bleibt der Star aller deutschen Punks. Der mittlerweile schon 33
Jährige turnte auf den Lichtmasten der Bühne herum und sang in schwindelnder
Höhe "Mehr davon", beim Klettern verstaute er das Funkmik in seiner Hosentasche.
Das fanden alle sehr spassig. Weniger spassig war allerdings die Einlage mit dem
Möchtegern-Elvis. Ich denke, DEN Gag hat wohl kaum jemand gecheckt.
Kein Wunder, dass die anfänglich ziemlich gute Stimmung ziemlich bald flöten
ging. Die Jungs waren nicht in Form und spielten einfach ihr von sich aus
geniales Repertoire auf und ab. Kein Vergleich mit Winterthur. Die Leute sangen
kaum mit. Als Kohl an die Wand projeziert wurde, buhte niemand, und auch als es
um Zugaben ging, war niemand mehr dafür zu haben, das ewige und gewohnte Ritual
durchzuführen. Nach ein paar Songs, die ziemlich lustlos und aufgezwungen
wirkten, zogen sich die Hosen zurück.
Als Fan war ich etwas enttäuscht. Auch die Tatsache, dass die Organisatoren
Biwidus keine Akkreditierung (Berichterlaubnis) erteilt haben, war nicht gerade
erheiternd. An dieser Stelle möchte ich der Firma Inferno Com danken, die diesen
Bericht überhaupt ermöglicht hat. Die Hosen sind für mich noch immer die Nummer
eins, obschon... na ja, die Jungs werden alt.... Was solls. Tatsache ist: Punk
is not dead (yet)!
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