Brötel
Es ist schon lange ein offenes Geheimnis: Nicht die Zeit, die der Böög bis zur
Explosion braucht, die wird ja schon seit Jahren mit Benzin manipuliert,
ist entscheidend für die Wetterverhältnisse im Sommer von
Zürich. Nein, entscheidend ist, wie lange es geht, bis die Trägerstange in der
Mitte der Holzbeige braucht, bis sie durchgebrannt ist, und vor allem in welche
Richtung sie fällt.
Diese Tatsache ist vor allem jungen Leuten bekannt. Und da besonders sie abhängig
vom kommenden Wetter sind - ohne Sonne macht es keinen Spass am Zürihorn zu
liegen und Fünffrankenbier zu trinken - versammeln sie sich um das noch Stunden
brennende Feuer, längst nachdem das letzte Ross den Parkplatz vor dem Opernhaus
verschissen hat.
Um sich die Zeit bis zum Umfallen zu vertreiben, werden Cervelas, Bratwürste
und Fondues (?!?) auf einem Häufchen, mit Todesmut dem riesigen Feuer abgekämpften,
Glutstückchen zubereitet. Wem das nicht genügt, kann auch versuchen, sich selber
grillieren lassen, was dann von dem umstehenden Zuschauern mit Applaus und Hoffnung
auf Erfolg quitiert wird.
Der doofe Stecken hielt sich dieses Jahr recht lange, jedenfalls zu lange (vielleicht hatte
er auch keine Lust, in Gegenwart der Polizisten, die die Leute zurückdrängten, seine
Show abzuziehen), irgendwann fing es dann mal an zu regnen, was die Theorie
vom Zusammenhang zwischen Steckenbrenndauer und Wetter verstärkte, und mich zu einem
Abgang bewog.
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