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2.10.1995

Parties

"Mega"-Party

Baslerfescht

After-Streetparade-Parties 1

Unity 98

sZüri Fäscht 98

Pool Party 98

Guildoparty

Bröteln am 6Lütä

PolyParty 98 II

PolyParty 98

Sauffest auf dem Bauschänzli

Badenerfahrt

Bilder zur Streetparade 97

Kommentar zur Streetparade

Longstreet Carnival

Air Vision: ein Oeko-Rave

Inline-Party

7 Jahre Agglo-Radio

Filmnacht im Alpamare

Urdorfer Fasnacht 1997

Wenn Narren tierisch werden

Evolution 3

Jugendparlament-Party

Star Trek Albani

KV-Fäscht 96

Wint. Musikfestwochen I

Wint. Musikfestwochen I

Raves nach Streetparade 96

Streetparade 1996

Albanifest

Conny "Miss Albani" _Bachmann

Toastergeburtstag

Goa-Party im Kaufleuten

Polyparty

Futurescope 11

Party in der Magic Factory

Delphin-Party

Nacht der Photographie

Weil am Rhein

Eden-Party

Escape Rave

KV Fest 95

Festa do Brasil

Zippo

Ein Salami macht auf DJ Bobo

Der Baumann Rene aus Kölliken im tiefsten Kanton Aargau fühlte sich in seiner Jugend dazu berufen, in die Geheimnisse des Bäcker/Konditortums eingeweiht zu werden. Diesen ehrwürdigen und süssen Beruf hat er auch erlernt. Nebenbei deejayte er in einer Landdisco irgendwo im tiefsten Luzern. Leider blieb es nicht dabei. Unglückseligerweise wurde er vor ein paar Jahren auch noch dazu berufen, ein Star zu werden. Aus dem wahrscheinlich mittelmässigen Bäcker/Konditor wurde der augenblicklich einzige Weltstar der Schweiz: DJ Bobo.

Wer eine halbe Stunde von Zürich aus gen Süden fährt, verlässt nach Wollerau den Kanton und betritt schwyzer Boden. Kurz nach Pfäffikon, das ist dort, wo das Alpamare steht und der Seedamm aufhört, kurz nach Pfäffikon eben gelangt mensch in ein grösseres Dorf. In diesem Kaff namens Altendorf (nicht zu verwechseln mit dem sanktgallischen Altenrhein) ste ht ein hohes Gebäude, ein Betonklotz wie aus dem Buch "So nicht, die Damen und Herren ArchitektInnen". Im vierten Stock hat sich ein Dancing eingenistet, welches sich unbescheiden Empire nennt. Das Empire ist ein (zum Glück recht grosses und grosszügog eingerichtetes) Dancing für die Kids der Generation Y. Immer wieder werden hier Kurzauftritte von Dancefloor-Stars der gehobenen Mittelklasse zelebriert. Im Juli empfing das Empire beispielsweise den Scatman John. Salamis und andere machoide Typen samt weiblichem Anhang der Kategorie Tussi treffen sich hier zu einem optisch fundierten Stelldichein, ganz nach dem modernen Motto "Gaffen und Begafft werden". Es hapert leider (oder wegen der für solche Namen doch engen Platzverhältnisse zum Glück) an der Werbung, die sehr rudimentär und ziemlich nutzlos erscheint. Sicherlich geben sich die Manager die grösste Mühe, diese Anlässe lukrativ zu gestalten, aber zwischen Fuchsbau und Hasenbusch lässt sich halt nicht viel Geld scheffeln mit einem Tanzlokal.

Anyway. Wie durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu erfahren war, traten diese Woche im Empire La Bouche auf, das deutsche Dancefloor-Duo, das mit "Be my Lover" einen Tophit gelandet hat. Einen Kommentar zu La Bouche zu machen, erübrigt sich, weil der Autor sich eigentlich kaum für Kommerz-Dancefloor-Schrott a la Bouche interessiert. Sehr wohl interessant war allerdings die Vorgruppe von La Bouche, Zippo. Im folgenden erzähle ich euch, was die bescheuerte Einleitung hier mit DJ Bobo mit dem Empire zu tun hat und warum ein Apfel immer ein Bütschgi hat.

Wisst ihr, wo Chur liegt. Genau, das ist im Bündnerland. Der Kanton, den mensch getrost die drei vereinigten Kolonien Zürichs nennen kann, hat im Laufe der Musikgeschichte einiges an Stars hervorgebacht, man denke da nur an ... ich weiss es nicht mehr. Jedenfalls kommt aus dem Bündnderland nicht nur der cool-langweilige Milka-Opa Peter Steiner, sondern auch der megacoole Dancefloor-Star Zippo. Na, das mit dem Star ist so eine Sac he. Er ist noch nicht einmal ein Starlet und muss noch einiges an sich feilen. Aber bald einmal könnte er zu einem zweiten DJ Bobo werden.

Rocco Zippo (so heisst der Kerl nämlich wirklich) ist ein eingefleischter Salami, der in Chur aufgewachsen ist. Der Salami ist ein Hüne mit Rossschwanz und einer Stimme, die (live!) ziemlich genau so klingt, wie die von DJ Bobo drei Mal über den Sequenzer gejagt. Zippo quatscht auf der Bühne italienisch und spricht auch direkt gli cari amici italiani an. Zum Glück kann ich italienisch, sonst wäre ich mir nämlich im schönen Tanzloch Empire ziemlich unangebracht vorgekommen. Letztes Jahr hat Zippo mit "Move your Body" einen ersten Hit gelandet, der auch mal kurz in der Hitparade aufgetaucht ist, ziemlich bald aber das Zeitliche gesegnet hat.

1995 war wohl das Jahr des Durchbruchs für den Churer und seine Posse. Der Riese wechselte seine Cosängerin aus, gründete (wie das in der Dancebranche üblich ist) ein eigenes Label und kontrolliert auch sein ei genes Management. Ich möchte hiermit meiner Hoffnung Ausdruck geben, dass der gute Zippo mehr Ahnung vom Vermarkten hat, wie vom Singen. Im Frühling erschien dann die zweite Zippo-Maxi, "Time". Neben dem rappenden Salami trat hier die starke Stimme der jungen Dietikerin Nadia D'Agati erstmals in Erscheinung. Die junge Sängerin, die bis vor kurzem ziemlich mittelmässige Canzonetti und Coverversionen zum Besten gab, konnte "Time" eine eigene Note geben. Ihre (leider noch sehr kurzen) Loops haben einen erotischen und selbstbewusst-femininen Touch. Dass die kleine Nadia auch noch recht attraktiv ist, wird dem Riesen Zippo wohl noch zu schaffen machen.

Vor zwei Wochen ist nun die dritte Zippo-Maxi erschienen, "Evolution", ein bombastischer Dancefloor-Hit, dem ich als erstem Zippo-Produkt eine gewisse Erfolgschance gebe. Auch hier wechseln sich Zippo und Nadia ab. Während ihres Auftritts im Empire sangen die beiden auch diesen Song.

Das Empire war gestopft voll mit Salamis und anderen Bel lezzis und Bellezzas. Zugegeben, alle waren wegen La Bouche gekommen und hatten den mässigen Eintrittspreis (20-28 SFr.) sicher nicht wegen Zippo ausgegeben. Kaum hatte man sich mit dem klapprigen Lift oder über die betongraue Wendeltreppe zum vierten Stock des echt hässlichen Gebäudes heraufgearbeitet, wurde man durch das charakteristische Wummern eines Techno-Beats empfangen. Ich muss sagen, gegenüber meinem letzten Besuch hat sich der DJ gemacht und spielt teilweise totz des recht agglomässigen und nach Kommerz riechenden Audience hin und wieder mal guten, straighten Ravesound, fast wie aus dem Underground. Am Eingang stand die obligate Brigade von Securitate-Wichtigtuern und hatte das Gefühl, den Capo spielen zu müssen. ich überlebte auch ihre grimmigen Blicke und trat ein. Ich kam gerade rechtzeitig zum Auftritt von Zippo.

Begleitet von zwei (leidlich attraktiven) Tänzerinnen, die eine angeblich sexy Show wippten, stand der junge Churer auf der Bühne und bellte das mittelmässig begeisterte Publikum an. Trotz allem war es sehr eng vorne. Die Presse musste sich den Weg durch das Volk bahnen und wurde dabei (ach, wie aggloid!) mit erstechenden Blicken gewürdigt. Zippo sangen ihr ganzes Repertoire (3.5 Songs) herunter und wollten schliesslich auch eine Zugabe spielen, was das Publikum abgelehnt hat. Es hätte mich interessiert, was sie bei dieser Auswahl gespielt hätten. Sie boten die selbe Show wie bei ihrem letzten Auftritt im Richterswiler Ugly und kämpften auch etwas mit dem Bekanntheitsgrad der nachfolgenden Band. Jedenfalls mausert sich Zippo zu einer veritablen Salami-Kopie des guten Bobo, sollte jedoch aufpassen, dass seine süsse Co-Sängerin ihm nicht die Show stiehlt. Das Duo will ja am Eurovisions-Songkontest mitmachen. Das wäre natürlich ein grosser Erfolg....



Wildcat (EMail) aus Altendorf SZ.