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27.10.1995

Parties

"Mega"-Party

Baslerfescht

After-Streetparade-Parties 1

Unity 98

sZüri Fäscht 98

Pool Party 98

Guildoparty

Bröteln am 6Lütä

PolyParty 98 II

PolyParty 98

Sauffest auf dem Bauschänzli

Badenerfahrt

Bilder zur Streetparade 97

Kommentar zur Streetparade

Longstreet Carnival

Air Vision: ein Oeko-Rave

Inline-Party

7 Jahre Agglo-Radio

Filmnacht im Alpamare

Urdorfer Fasnacht 1997

Wenn Narren tierisch werden

Evolution 3

Jugendparlament-Party

Star Trek Albani

KV-Fäscht 96

Wint. Musikfestwochen I

Wint. Musikfestwochen I

Raves nach Streetparade 96

Streetparade 1996

Albanifest

Conny "Miss Albani" _Bachmann

Toastergeburtstag

Goa-Party im Kaufleuten

Polyparty

Futurescope 11

Party in der Magic Factory

Delphin-Party

Nacht der Photographie

Weil am Rhein

Eden-Party

Escape Rave

KV Fest 95

Festa do Brasil

Zippo

Eine brasilianische Festa: fremde Länder, fremde Sitten

Das unter PartygängerInnen wegen seiner langweiligen Kommerzatmosphäre verrufene Dancing Blackout beim Flughafen war Schauplatz einer gross angekündigten Festa do Brasil. Das Blackout war zwar bumsvoll, aber trotzdem wundert es mich nicht, dass der Kommerzschuppen nicht besonders floriert und deshalb bald einmal zu einem Cafe Grössenwahnsinn umgebaut werden soll (der Lokalfernsehsender Züri 1 berichtete am Vortag darüber). Tauchen wir ein in eine Kultur, die sehr faszinierend und angenehm ist, bisweilen jedoch auch recht verzerrt wird.

Das Blackout steht gleich beim Flughafen und gehört zu jeder interantionalen Reihe von vielgesichtigen Dancings, die man gemeinhin als "Flughafendisco" zu bezeichnen pflegt. Es war in einem bunten (fast zu bunt) Flyer von einer Festa do Brasil die Rede. Kernpunkt dieser Festa war eine Miss-Wahl, das schönste und beste (brasilianischstämmige) Model sollte gekürt und für irgendeine Model-Wahl in Italien nominiert werden.

Uns fiel zuerst das schräge Gevölk im Blackout auf. Die Möchtegern-Schickeria der ganzen Gegend (vor allem aus der Ostschweiz) war anwesend. Neben unzähligen fetten und beileibe beleibten Typen war auch die brasilianische Gemeinde in und um Zürich reichlich vertreten. Nicht immer entsprach all das unserem Aesthetikverständnis. Weil sich der Beginn der Veranstalktung um Stunden verspätet hatte, hatten wir Zeit, uns mit den Gästen auseinanderzusetzen. Sicherlich mag ein relatives Verhältnis zur Pünktlichkeit sinnvoll sein (die SchweizerInnen sind zurecht als übermässig pünktlich verschrien), aber uns ödete es ziemlich bald einmal an.

Dann ging es dann plötzlich los. Miss Italia Schweiz sollte die Show moderieren. Wir wurden fast umgeblasen vom penetranten ostschweizer Dialekt der südländischen Schönheit (mit Namen Sonia Campanile). Die Gute hat wohl zum ersten Mal moderiert, denn die Moderation schien reichlich gestellt und unsicher. Ihr brasilianischer Comoderator war da viel vifer. Als allererstes stieg gleich die Vorstellung der 12 Teilnehmerinnen am Model-Contest. Kaum waren diese auf der Bühne, waren sie gleich verschwunden. Ein Wunder, wenn die Herren (und vereinzelt auch Damen) JurorInnen überhaupt etwas gesehen haben. Die Schönheiten tauchten erst eine Stunde später wieder auf und trugen seltsame Gewänder spazieren, die sie wohl sonst nie tragen würden. Modelleben halt.

Immer wieder boten längere Pausen mit brasilianischem Sound Gelegenheit zum langweilen. Tanzende SchweizerInnen gab es eher selten, diese (vor allem die Schweizer) sassen meistens auf den (oft von Tanzenden geklauten) Schemeln und schauten zu. Das war einmal mehr ein typisches Indiz dafür, dass Unterhaltung nicht gerade Herr Biedermannes Stärke ist. Die beiden Musik- und Tanzgruppen waren ausgesprochen langweilig, ein bisschen Stimmung gab es erst bei den Soloauftritten. Der Löwen(oder war es ein Tiger?)tanz war wohl einer der Höhepunkte und nahm das Publikum mit.

Nach noch einer längeren Pause tanzten AnimationstänzerInnen eine kurze Darbietung und überliessen dann das Feld den (zukünftigen ?) Models. Zugegeben, so Animations- und Dessousshows empfinde ich als höchst fragwürdig. Aber sie hätten recht gut in dieses exotische und heissblütige Umfeld gepasst, wenn nur nicht alles so lang gegangen und etwas überlegter organisiert wäre.

Ich möchte den Organisatoren keinen Vorwurf machen, vielleicht läuft das alles wirklich so ab in Brasilien. Ich fühlte mich auch nicht irgendwie ausgeschlossen und fehl am Platz (abgesehen davon, dass ich natürlich kein Wort verstanden habe), aber die ganze Show erschien mir auf Kommerz und Unterhaltung ausgerichtet. Ich habe auch schon Feste miterlebt, die das harmonische Zusammenleben zwischen den Kulturen (weil ehrlicher) besser und glaubwürdiger vertreten haben. Ich möchte mir wünschen, dass unsere brasilianischstämmigen MitbürgerInnen nicht nur auf solche Veranstaltungen abfahren und dass umgekehrt die Einheimischen nicht nur diesen (offen gesagt etwas sexualisierten) Eindruck von anderen Kulturen haben. Brasilien ist sicherlich ein schönes Land, aber ich denke, dass es nicht sinnvoll ist, es als ein (in jedem Sinne) Paradies hinzustellen, wo das Wasser blau und die Mädchen hübsch sind. Das ist auf lange Sicht schlechte Propaganda für ein Land, das trotz seiner Schönheiten auch Probleme hat.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus dem Blackout Kloten.