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Jugendfilmtage: Die Welt der Unterschiede
Dass Biwidus auch dieses Jahr an die Jugend-Filmtage ging, war Ehrensache.
Immerhin haben wir schon 1996 und
1997 sogar zwei Mal darüber berichtet.
Auch dieses Jahr fanden sie im Museum für Gestaltung statt. Verliehen wurde
einmal mehr der Panther für den besten Film einer Kategorie, bewertet
von Jury und Publikum. Wir sahen uns die Kategorie der Rundzwanzigjährigen
an. Und schon hier wurde klar: die Unterschiede sind immens. Schon fast
extrem.
Mein absoluter und ultimativer Favorit und unterdessen semiprofessioneller
Akteur sind die Leute von MC Sly-Productions, die nicht das erste Mal an den
Tagen waren. Ihr (nachgemeldeter) Beitrag "Hannes Z." ist ein längerer
Schwarzweiss-Spielfilm mit hohen Qualitäten. Es geht dabei (und allein das
Vorhandensein eines einigermassen klaren Drehbuches unterscheidet sie von den
anderen) um einen Comizeichner, der alle seine Zeichnungen in der Realität
wiederspiegelt sieht. Ob es die Frau seiner Träume ist, der Tod seiner senilen
Nachbarin oder die Kiste Geld, alles wird wahr. Und umgesetzt ist das
kleine Beta-Epos in einem guten Ausgleich aus Musik, Schnitten, ausgezeichneten
Schauspielern und einer gekonnten Kameraführung.
Etwas ausgefallen, weil phantasievoll ist auch "For a few dollars more",
eine freche und simple, aber witzige Hommage an Spaghettiwestern, ein
Erstling von Marcel Wolfisberg. Positiv auch der Horror-Animationsstreifen
"A Tell-Tale heart". Zwar völlig chaotisch und ruckig, aber ganz originell
wurde hier ein Stoff von Edgar Allan Poe umgesetzt. Witzig ist auch der
VHS-Streifen über abgelaufene Daten, eine durchgedrehte und wohl im Suff
entstandene Story über Vergänglichkeit.
Sehr negativ weil total pseudokommerziell war der von einem Chemiemulti
gesponserte Pseudodok eines Schülers, der seine malerischen Ferienvideos
vergolden liess und einen Werbefilm für Medikamente drehte. Aufbau und
Vertonung waren überprofessionell, der Rest überflüssig. Völlig verschissen
auch ein Beitrag (dessen Namen nicht erst genannt werden muss), der als
Stummfilm (gähn) die poetischen Alpträume einer alptraumhaften Ekelzwergin
erzählt. Ebenfalls überflüssig. Enttäuschend auch das Werk des jungen
Altmeisters Alain Gsponer, der in langweiligen und abtörnenden Längen
einen Altlinken portraitiert, gute Idee schlecht umgesetzt.
Zu allgemeinen Feststellungen: Beta hat sich durchgesetzt und wird sogar
bei Animationen verwendet. VHS ist nur noch als Stilmittel für Trash da.
Trash aber ist in und wird je länger wie mehr als inhaltliches und
technisches Stilmittel eingesetzt. Das schadet dem Film nicht immer, ist aber
kein Freipass für verfilmte Quirlscheisse. Auch DV taucht langsam auf.
Die Jungen arbeiten technisch nicht schlecht, die Arbeiten sind an sich
ganz originell und arten wie bei "Hannes Z." in fast "deplazierte"
Professionalität aus. Negativ ist immer noch das Fehlen von Frauen anzumerken,
die fast nur in der Kategorie Experimentalfilm anzutreffen sind.
Grossmodo: viel hat sich nicht geändert, ausser dass die Filme tendenziell
immer "sehenswerter" werden, sich also von den früheren "besseren Ferienvideos"
abheben. Das heisst auch, dass die Jugendlichen etwas gemerkt haben: bevor
sie den ersten Schuss drehen, sollten sie die Planung nicht vergessen.
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