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Milena Moser: Die Putzfraueninsel

Milena Moser schreibt Frauenpower-Romane, die vor allem an Frauen gerichtet sind, ich glaube, das darf "mann" sagen, ohne den Vorwurf des Machismus einhandeln zu müssen. In allen ihren Büchern haben nicht nur Frauen die Nase vorn, Männer spielen meistens, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Nichtsdestotrotz ändert das nichts an der Qualität ihrer Geschichten. Eine davon ist die "Putzfraueninsel", die kürzlich von Peter Timm verfilmt wurde und diese Woche in unsere Kinos kommt. Biwidus hat sich ausnahsmweise wieder an eine Pressevision begeben und sich den Film angesehen.

Die Story ist, wie bei Moser üblich (siehe den Tagi-Fortsetzungsroman) reichlich verworren (geschrieben von Peter Timm und Hansjörg Thurn). Die 25jährige Irma lebt wie jedeR andere Yuppie und Gen-X-Mensch easypeasy vor sich hin und macht alles, was mensch halt macht in diesem Alter in einer eigenen Wohnung als Single. Sie hat eine Affäre mit einem (ihrem) bescheuerten Psychiater (topaktuell, die Story), spielt in einem süssen Schwulenchor Balalaika (?!) und pendelt zwischen Amusement und Langeweile hin und her.

Dann plötzlich kommt sie auf die Schnapsidee, ihr Auskommen in einem herrschaftlichen Haus in einer völlig vertrottelt-neureichen Familie als Putzfrau zu verdienen, daher der Name. Auf ihren Putztouren trifft sie nicht nur auf den Adoptivsohn der Familie, sondern auch auf die eingekerkerte Grossmutter, die früher so viel auf dem Kasten gehabt hat, dass die karrieresüchtige Schwiegertochter sie einschliessen musste. Irma befreit sie (Nelly) und päppelt sie auf. Sie werden die dicksten Freundinnen. Schliesslich wird sie von deren ungebändigter Lebensfreude gepackt und findet ihren Weg durchs Leben - auf der "Putzfraueninsel" Mallorca, wohin Nelly auswandert.

Der ehemalige Ostdeutsche Timm hat schon mit Filmen wie "Go Trabi Go" und "Manta - der Film" bewiesen, dass seine Stärke in der Tragikomödie liegt - viel Trauriges zum Schmunzeln ist sein Markenzeichen. Sein schreibendes Pendant, die Zürcherin Milena Moser, fiel immer wieder mit Geschichten auf, in denen Frauen (oft "randständig") es mit List, Tücke und Witz dem anderen Geschlecht "heimzahlen". Dabei ist meistens nicht ganz klar, was die Männer in diesen Stories eigentlich verbrochen haben, ausser, dass sie das falsche Geschlecht haben, aber das ist ja egal.

Ihr Roman "Putzfraueninsel" erschien 1991 und wurde schon über 200'000 Mal verkauft, gerade eben ist eine neue Taschenbuchausgabe davon erschienen. Das Buch zum Film zum Buch sozusagen. Ein weiteres "Schlampenbuch" der 1963 geborenen Zürcherin, die ein Faible für Mordgeschichten zu haben scheint.

Der Film wäre nicht so gut, wenn er nicht von zwei Personen getragen werden würde. Herausragend in jeder Beziehung ist die gebürtige Iranerin Jasmin Tabatabai, ein Gedicht von einer Frau, die der Hedonistin Irma ein menschliches Antlitz gibt (und was für eins!). Der Nachteil an ihr ist, dass sie schon fast zu perfekt scheint für diese Rolle, als "Person" lenkt sie den Zuschauer (v.a. den männlichen) sehr ab, vor allem, wenn sie schon am Anfang des Filmes ein paar Minuten lang mehr oder weniger bis ganz nackt auf dem Bildschirm erscheint. Das soll nicht heissen, dass sie nicht auch als Schauspielerin gut ist, aber eben: fast etwas zu perfekt. Neben ihr erscheint die "Hauptperson" Nelly, gespielt von der erfahrenen Christine Oesterlein, fast klein, sie verschwindet, so gut sie auch spielt, neben der Kleinen. A propos "klein": der Adoptivsohn der Familie und Irmas "Gespiele" Eugen (Kevin Ibeka) ist ein junger, schmucker Mann - im Buch allerdings noch minderjährig, was leider im Film nicht genug durchsscheint (Jugendschutz?).

Die "Putzfraueninsel" ist nicht nur für Moser-Fans sehenswert, etwas Kurzweil mit Hintergrund. Schön wäre es schon, wenn noch mehr Filme dieser Art im deutschen Sprachraum produziert werden würden - etwas Humor mit viel Dramatik und einem Hauch von - sagen wir - makabrer Absurdität. "Die Putzfraueninsel" läuft am Freitag in unseren Kinos an.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Zürich