zur Frontseite
Zürich
24.6.1996

Kino

TGU: Rejoice Rejoice

Kinonacht 98 im HB

Jugendfilmtage 1998

Kino an See

Bandits

Matilda

Star Trek VIII

Milena _Moser

ID4

Kino am See

Cinéville-Erlebnis

Pool Open Air Kino

Werner II

The lost Generation

Jugendfilm 96

Kids in Diskussion

James Bond, Meinungen

Johnny Mnemonic

Kino-Nacht der langen Messer

Cinéville litt im vergangen Jahr, als es im Jahr des hundertjährigen Geburtstages des Filmes erstmals durchgeführt wurde, unter der zu dieser Jahreszeit berüchtigen Schafskälte. Mit dicken Jacken vehüllt, verfolgte das Publikum das Geschehen. Von Sommerfrische oder Dolce Vita weit entfernt. In weiser Voraussicht verlegten die Organisatoren dieses Jahr den Start - um zwei Wochen auf das Juniende hin. Halbwegs wurden diese Bemühungen belohnt. Die erste Filmnacht ging unter angenehmen Mitsommernachtstemperaturen vorüber. Die zweite war erträglich, doch in der dritten hatte das schlechte Wetter wieder Ueberhand gewonnen und das feuchtkalte Klima Einzug gehalten.

Der Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch. In der Eröffnungsnacht (es lief gerade sogenannte "Killer-Night" mit den Kultfilmen "Leon - der Profi" und "Pulp Fiction") skandierten die Besucher in einer heiteren, ausgelassenen Stimmung immer wieder "lüüter! lüüter!", als über die gut ein Dutzend aufgestellten Lautsprecherboxen kaum etwas zu hören war. Die Tonprobleme begleiteten das Festival über die ganzen drei Nächte, so dass auch die des Englisch mächtigen sich immer wieder der deutschen Untertitel behelfen mussten. Das Publikum schaute elegant darüber hinweg und liess sich durch solche Zwischenfälle nicht beeindrucken.

Bei Cinéville der ersten wurde erst angefangen, als auch der letzte Zug den Hauptbahnhof verlassen hatte. Dieses Jahr nun wurde schon eine Stunde früher begonnen. Da das Gelände nicht abgesperrt war, huschten seitlich der Tribüne immer wieder zwei- und vierbeinige Gestalten vorüber, um noch die letzten Züge zu erreichen, was dem ganzen einen speziellen und nicht zu erklärenden Touch gab.

Inmitten dieses Hauptbahnhofes lief nun die zweite Ausgabe der Cinéville-Kinonächte, die aber nur sehr wenig gemeinsam hatten mit der ersten. Ein Stelldichein der Prominenz und der Selbstdarsteller waren sie im letzten Jahr. Sämtliche regionalen Medienschaffenden von Print, Radio und Fernsehen gaben sich damals die Ehre. Radio Z sendete sogar live per Studiobus vom Anlass und auch das staatliche Fernsehen liess es sich nicht nehmen, mit zwei Kamerateams zu berichten. Nur gerade ein Reporter von Radio Z, nebst spärlichen Schar Printjournalisten liess sich an der Eröffnungsnacht blicken.

Vermutlich musste er, denn sein Auftraggeber fungierte als Co-Sponsor. Auch die Organisatoren betrieben viel weniger Aufwand. So wurden bei der Durchführung im letzten Jahr im stillgelegten Autobahnschacht unter dem Hauptbahnhof diverse Werke nahmhafter einheimischer Videokünstler gezeigt. Die Plakateschau bekannter Filmregisseure, die für eine bekannte Zigarettenmarke (Parisienne?) einen Spot kreierten, fehlte gänzlich. Die überdimensionale Littfasssäule, die als Verpflegungsstätte gedient hatte, musste dieses Mal einem kleinen Bartresen an der Seite weichen, wo es zwar auch noch Suppe und Sandwiches gab, aber nichts an das einladende Ambiente von damals erinnerte.

Für den Initianten von Cinéville, Hans Rudolf Jost, war der diesjährige Anlass von Anfang an nur eine Zwischenlösung: "Im letzen Jahr stand Cinéville im Zeichen von 100 Jahre Film und nächstes Jahr wird es im Zeichen von 150 Jahre Schweizer Bundesbahnen stehen, wo wir uns etwas spezielles einfallen lassen werden." Mit dem grossen Aufwand, den die Leute um Hans Rudolf Jost zusammen mit der SBB im Hinblick auf kommendes Jahr betreiben, musste man in einem kleineren Rahmen agieren. Mit dem Verlauf dieser Zwischenlösung war Hans Rudolf Jost aber trotzdem nicht zufrieden: "Letztes Jahr wurden wir von den Medien auf den Händen getragen, dieses Jahr nicht, und scheinbar hat dem Publikum die Auswahl unserer Filme nicht so zugesagt. Am Samstag kamen zu wenige."

Demotivieren lassen sich die Organisatoren nicht. Zumal mit den Bundesbahnen ein längerfristiger Vertrag über die Durchführung der Kinonächte unterzeichnet werden konnte. Und wie heisst es so schön: das zweite Jahr ist immer das schwierigste.


Für Biwidus: Der Kommissar aus dem HB Zürich