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Jugendfilme und junge Filme
Nur eine knappe Woche nach der glorreichen Ueberreichung der begehrten Goldstatuetten
in Hollywood erlebte auch unsere Metropole Zürich ihr grosses Preisverleihungsfest.
Allerdings ging es bei uns etwas bescheidener zu und her. Und die Beteiligten waren
etwas jünger. Und der Preis etwas weniger wertvoll. Und vor allem: die Filme
bedeutend mieser (weitgehend).
Seit nun 20 Jahren finden die Schweizer Jugend-Film- und Videotage in Zürich
statt. Im ersten Jahr beteiligten sich nur 11 Beiträge an diesem Wettbewerb,
dann wurden es immer mehr. 1987 erst erhielt die erste Frau den begehrten Preis
des Springenden Panthers. Die SJVFT wollen jungen FilmemacherInnen
die Möglichkeit geben, ihre Produktion einem grösseren Publikum zu zeigen.
Somit wird ein Beitrag zur sonst problematisierten Jugendkultur eingebracht.
Organisiert werden die SJFVT neuerdings von einem Trägerverein.
Der Wettbewerb ist aufgeteilt in vier Altersklassen. In jeder Kategorie
erhält ein Beitrag den Hauptpreis. Der beste Film des Wettbewerbes
wird mit der UNICA-Medaille prämiert, der wohl angesehensten und
höchsten Jugendfilmauszeichnung der Welt. Die Jüngsten zeigten ihre Arbeiten
am Donnerstag vor eher bescheidener Kulisse. In der Kategorie 16-18 Jahre (B)
waren wir vom Beitrag "Tabula rasa" postitiv überrascht,
einer psychedelischen Collage um Gewalt von Lukas Schmid. Der Junge
beherrscht sein Handwerk mit Kamera und Regie. Die Einstellungen sind sehr
phantasievoll, sie und der gelungene Schnitt geben der Story eine
eigene Dimension, die die eigentliche Geschichte unabhängig von ihr
trägt und verstärkt. Das Video war zwar etwas lang, aber durch Spielereien
mit Farbe (schwarz-weiss abwechselnd mit Farbe) und einer geglückten
schauspielerischen Leistung der beiden ProtagonistInnen bekam Lukas von uns
den ersten Preis in seiner Kategorie.
Die Kategorie C wurde gleich bombastisch eröffnet vom stündigen Bosnienbericht
des jungen Filmemachers Fabian Biasio. Der Junge hat ein fesselndes, fast
journalistisches Dokument abgeliefert. Allerdings ist der Film viel zu
lang, und vom Filmen selbst hat der junge Möchtegernjourni keine Ahnung. Schade.
Bei den ältesten fielen uns vor allem "Positif" von Mc Sly Pcitures auf, die
richtig professionell mit 11'000SFr. Budget, Beta und 76 min. Länge ein
sicheres Werk hingelegt hatten. Besonders sympathisch erschien uns
Patrick Bossets "Unfinished sympathy". In wunderschönen Bildern von zwei
herzerweichenden Girls erzählte er uns eine poetische Geschichte um
Sommer und Liebe. Auffallend war "Quickie", eine mutige und filmisch
hochstehende Auseinandersetzung mit dem uralten
Thema "was Mann und Frau miteinander tun oder (vielmehr) lassen können".
Am Samstag abend fand die Prämierung der Werke samt Vorführung des
Siegerbeitrages statt. Dies waren die Sieger der einzelnen Kategorien:
A: "Auf den Spuren von Aktenzeichen XY ungelöst" der Realschule Aesch BL
B: "Hans Zulauf und sein Schuehüsli" von Alain Gsponer
C: "Bosna 1995 - Jahr des Friedens" von Fabio Biasio
D: "Natural born losers" von Jann Preuss
Jan Preuss erhielt für seine makabre, amüsante und filmisch gut umgesetzte
Krimikomödie den UNICA-Preis, unseres Erachtens durchaus verdientermassen.
Spezialpreise wurden auch verteilt, "Unfinished sympathy" erhielt einen
für den besten Schnitt, das perfekte Animationsvideo "Christ" von Wygel
the Pimp einen für Spezialeffekte. Die Jury stellte einen steigenden Trend
in der Qualität der D-Filme fest.
Die Moderatorin, Rona Liechti äusserte sich nach dem Festival überrascht über
die hohe dramaturgische Qualität und die Phanatsie der jungen FilmemacherInnen.
"Ich habe das Gefühl, es stehen diese Filme heraus, wo du spürst, dass die, die
sie gemacht haben, etwas erzählen wollen, dass es ihnen ein echtes Anliegen
ist, weil es sie selber betrifft." Und der junge Preisträger Fabian
Biasio offenbarte Biwidus sein nächstes (erstes Spiel-)Filmprojekt. Es
werde eine morbide Geschichte über einen Mann sein, der in einem Photoautomat
das Bild seines eigenen Todes sieht und ... Mehr wird darüber nicht verraten.
Zum Abschluss laden wir einen Gastkommentar von StarTV-Chefredaktor Peter
Neumann auf's Netz. Zuvor aber mein Urteil (denn als ausgebildeter
Videojournalist habe auch ich eine Ahnung, was Beta, Cut und Kameraführung
ist).
Mir fiel eine klare Trennung in zwei sich widersprechende Gruppen von Filmen
auf, die eher dokumentierenden, die die Realität wiedergaben, und die
künstlerischen, wo viel wert auf Handwerk, Story und das Detail gelegt worden
ist. Viele Filme haben, leider, Ueberlängen. Nur wenige haben die
gehetzte und eine eigene filmische Dimension entwickelnde
MTV-Schnittechnik verstanden und beherrschen sie. Sonst fiel bei vielen
ein störender Hang zum "cool sein" auf, was mensch
auch an den zum Teil sinnlos aufwendigen und stumpfsinnig langen Vor- und
Abspännen erkennen konnte. Der Ton liess oft zu wünschen übrig.
Meist war aber das Fleisch zwischen den Broten sehr bis blödsinnig dürftig,
die Stories langweilig und oft dilettantisch umgesetzt. Nur bei einigen
merkte ich nicht nur den Willen, Filme zu machen, sondern auch die Fähigkeit,
mit diesem Medium umzugehen (inkl. Story). Der junge Schweizer Film scheint mir
auf einem guten Weg zu sein,
aber er muss sich befreien vom Ballast des Amateurhaften, der sich in einem
starken Uebergewicht des Handwerklichen gegenüber des Inhaltlichen äussert. Kein
Wunder sind auch die "erwachsenen" Schweizer Filme zwar "gut" gemacht aber zum
Teil lächerlich langweilig.
StarTV-Chefredaktor Peter Neumann meint zu den 20. Schweizer Jugendfilm- und
Videotagen:
Das Leben ist schnell - und visuell!
Sie sind jung und denken vor allem in Bildern: Die Filmemacherinnen
und Filmemacher, die ihr Können während den Schweizerischen Jugendfilm-
und Videotagen Ende März in Zürich präsentieren durften.
Bereits zum 20. Mal wurde diese Veranstaltung unter dem Patronat des
Pestalozzianums Zürich durchgeführt. Fazit: Immer mehr Jugendliche
wählen audiovisuelle Mittel, um ihre Gefühle auszudrücken. Aber nicht
nur die Quantität steigt. Auch qualitativ wählen die Filmtalente immer
anspruchsvollere Wege: Von der witzig gestalteten Fernsehsatire eines
Fünfzehnjährigen über die packende Bosnienreportage eines Neunzehnjährigen
bis zum professionell geschnittenen Erotik-Clip eines jungen Twens.
Tatsache ist, dass das Bild im Vergleich zur Schrift klar an Wichtigkeit
gewonnen hat. Mehr noch: Das Bild hat die Schrift im Leben eines
Jugendlichen in den letzten Jahren richtiggehend verdrängt. Schon
längst sind wir ins visuelle Zeitalter eingetaucht. Film und Fernsehen
stehen nur für den Anfang der Entwicklung und bilden lediglich die
Spitze des Eisbergs. In Schulen, am Arbeitsplatz oder in der Freizeit
sind Videokameras, Computerbildschirme, CD-Roms und audiovisuelle
Spielkonsolen wohl bereits für viele selbstverständlicher als Bücher.
Die "schriftlichen" Medien haben sich diesem Trend angepasst. Nur noch die
"Neue Zürcher Zeitung" kann es sich leisten, mit einem Minimum an Bildern
auszukommen. Ansonsten sind die Boulevardblätter und Illustrierten zu
gedrucktem Fernsehen mutiert. Parallel dazu erlebt die Comicszene
einen noch nie dagewesenen Boom. Da ist es kaum erstaunlich, dass in
dieser bilderverrückten Zeit immer mehr Jugendliche ihr Schreibgerät
mit elektronischen Bildaufzeichnungsmaschinen vertauschen. Der Mensch
glaubt an der Schwelle zum 21. Jahrhundert vor allem an den "Augenblick":
Er lebt schnell und visuell. Die Jugendfilm- und Videotage haben dies im
wahrsten Sinne des Wortes auf faszinierende Weise vor Augen geführt.
Peter Neumann, Chefredaktor Star TV für Biwidus
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