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ID4 - ein interstellares Armaggedon
Im Gegensatz zu "Mission: Impossible" des Scientologen Tom Cruise gab es kein
Computergame zum fast gleichzeitig produzierten Sci-Fi-Megahit "Independence Day",
kurz "ID4" genannt. ID4 hat es dennoch fertig gebracht, innerhalb kürzester Frist den
begehrten Titel "erfolgreichster Film aller Zeiten" einzuheimsen. Ziemlich überraschend
verwies der aufwendig produzierte Streifen sowohl seinen ultimativen Vorgänger
"Jurassic Parc", als auch den erwähnten Cruise-Film auf die Plätze. Nicht mal die
zur gleichen Zeit anlaufenden "Twister" aus dem Hause ILM/Spielberg und "Eraser" von
Nouldi Swarseniker konnten ihm das Wasser reichen.
Die Liste der Namen die an diesem Film beteiligt sind, ist lang. Allen voran gilt es
den Deutsch-Amerikaner Robert Emmerich zu loben, der nach den Kitsch-Sci-Fi-Reissern
"Universal Soldier" und "Stargate" endlich mal wieder einen auch für
Nicht-Fans sehenswerten Film hingelegt hat.
Der aufwendig gemachte und mit Special-FX nur so strotzende Film ist sowohl von ihm
geschrieben, als auch produziert und geleitet. Die Liste der DarstellerInnen ist ellenlang.
Besonders hervorzuheben ist Jeff Goldblum ("The Fly", "Jurassic Parc",
"Vibes", "Silverado" und viele andere). Neben ihn treten Bill
Pullmann ("Casper", "While you were sleeping") und der Ex-Rapper Will Smith ("Fresh
Prince" und der Film "Bad Boys"). Alle sind eigentlich Schauspieler, die nun
überhaupt nicht in dieses Genre passen. In den weiteren Rollen sind Mary MC Donnell
("Dances with Wolves"), Judd Hirsch (als der köstlich amüsante Vater Jeff Goldblums)
und Randy Quaid aufgetreten - auch für sie gilt: alles, nur nicht das (SF)!
Doch um was geht es bei ID 4 eigentlich? Diese Frage kann mensch kurz oder lang beantworten.
Aus Platzgründen beschränken wir uns auf die Kürze. Ausserirdische (die es natürlich schon
immer gegeben hat) stossen auf ihren Wikinger-Raubzügen durch die "unendlichen Weiten"
auf eine sich auf dem Weg in den Weltraum befindliche, aber dennoch geistig ziemlich
zurückgebliebene humanoide Rasse, die Menschen. Am ersten
Tag kommen und greifen sie an, am zweiten ziehen die Angegriffenen Bilanz und organisieren
den Widerstand - und am dritten Tage wird zurückgeschlagen. Das wärs eigentlich schon.
Die erste Pressevorführung in der Schweiz fand um High Noon im Metropol 1 statt - wegen
seines Soundsystems sicher eines der für diese Fälle geeignetsten Kinos. Heerscharen von
Journis drängten sich hinein - immerhin war der Film nicht nur gross angepriesen worden,
sondern auch per Internet und CD-Rom (siehe unten) multimedial unterstützt. "Making of`s" werden
auf Star TV und am 19. und 26. September auf Pro 7 gezeigt.
Hm. Der erste Eindruck soll ja der wichtigste sein. Und dieser war: wau! Emmerich griff
ganz tief in die Trickkiste. Die Angriffe der Aliens sind das beste, was an Trick-Hi-Tech
in der letzten Zeit auf die Leinwände kam. ID4 ist ein Auswuchs an Pyromanie, was da
bumst und kracht, lässt "Mission: Impossible" zu einem Kinderspiel verkommen. Sehr
störend empfand ich aber den patriotischen Unterton. Immer wieder wurde auf Glanz und Gloria
der amerikanischen Unabhängigkeit und den Kampf für die Freiheit (repräsentiert vom
Präsidenten Bill Pullmann und seiner "First Lady" Mary MC Donell - die im Kampf fällt) hingewiesen.
Des Präsidenten aufpeitschende Schlussrede stellt vieles in den Schatten, was eigentlich noch
recht progressiv ist an diesem Film, sei das das "grüne" Gewissen des Computer-Genies und
Wissenschaftlers Jeff Goldblum, das romantisch-ironische Draufgängertum des Piloten
Will Smith oder der gemeinsame (Luft)Kampf aller Völker gegen den Vernichtungswillen
der Aliens.
Ueberhaupt hat die ganze Geschichte etwas biblisches: ein interstellares und
apokalyptisches Armaggedon wird
gezeigt, der Kampf der (technisch unterlegenen, aber in ihrem Freiheitswillen geistig
entfesselten) Menschen gegen die überlegenen Aliens. Am Schluss siegen die "guten" und
"gläubigen" Heerscharen (unter amerikanischer Führung notabene) gegen das zerstörerische
Böse, das durch einen einfachen Laptop-Virus ausser Gefecht gesetzt wird. Emmerich hat
einen Sinn für Dramatik. Immer wieder greift er Vorbilder aus der SF-Welt auf,
die ID4-Aliens beispielsweise erinnern extrem an H.R. Gigers Aliens. Sehr mühsam (abgesehen
von vielen logischen Unsauberkeiten) empfand ich auch die sentimentalen Passagen, wo neben
Bummbumm plötzlich Gefühlsduselei ohnegleichen vorkommt.
Schauspielerisch gibt es nicht viel zu sagen. Alle spielen ihre Rollen routiniert, erst,
wenn neben all dem Action usw. auch ironische bis zeitweilen echt komische Szenen
eine gewisse Auflockerung bieten, wird es kurz interessant. Totgelacht habe ich mich
fast, als der "hässige" Pilotenheld Smith einen Alienjäger zum Absturz bringt, darauf
kraxelt, den Deckel aufmacht und den gepanzerten Alienpiloten per rechtem Haken ausser
Gefecht setzt. Goldblums jiddisch fluchender und altkluger Vater ist sowieso eine Ohrenweide.
Auch der Seitenhieb auf UFO-Fans und andere Geistesgestörte (eine ganze
Horde solcher Irrer will auf dem Dach eines Hochhauses die Aliens willkommen heissen
und sogar zur Kopulation auffordern) ist gelungen. Oft ist die Lockerheit allerdings
aufgesetzt und stört. Von massenweise Heldentoden ganz zu schweigen. Amüsant - dies als
Nebenbemerkung für Trekkies - ist der Gastauftritt des total bescheuerten Hippie-Wissenschafters
Dr. Okun, gespielt von Brent Spiner (besser bekannt als Data aus Star Trek-TNG).
Der Film hat durchaus seine satirischen bis gesellschaftskritischen Seiten. Ich denke
da beispielsweise an die Geheimnistuerei des CIA. Ein wichtiger Teil des Filmes wird
in der legendären "Area 51" abgespielt. Dort soll in den Fünfzigerjahren ein Raumgleiter
mit drei Aliens gelandet und von der CIA zwecks geheimer und teurer Forschung unter
Verschluss genommen worden sein. Emmerich macht aus dem Roswellschen Alien einen
Vorboten seiner Angreifer und dessen Gleiter zum Fahrzeug, das (geführt von den beiden
Hauptdarstellern Goldblum und Smith) in die Höhle des Löwen fliegt, das Mutterschiff
per Computervirus und A-Bombe zerstört und somit die Erde rettet. Der Präsident allerdings
weiss bis zum 3. Juli nichts von diesem Experiment in der "Area 51".
Emmerichs Film setzt sicherlich neue Massstäbe in Sachen Actionfilm. Ganz in seiner
eigenen Tradition lässt er nicht nur eine ganze Handvoll bekannter und talentierter
Schauspieler aufeinanderprallen, sondern vollführt auch einen Zerstörungsrausch, der
in der Filmgeschichte seinesgleichen sucht. Die Szenen, in denen die verschiedenen
Grosstädte mittels Feuersturm atomisiert werden (samt allem, was drin war), sind
die Höhepunkte der Geschichte des Katastrophenfilms - nur noch überboten wahrscheinlich
vom Kampfstern in "Star Wars" (dessen Han Solo/Harrison Ford offensichtlich für die
Rolle des Piloten Smith Pate gestanden ist).
Abgesehen von einigen Auswüchsen in vielen Bereichen (z.B. dass der amerikanische
Nationalfeiertag plötzlich zum globalen Unabhängigkeitstag wird), ist der Sci-Fi-
Orgasmus des Deutschen Emmerich sicherlich ganz interessant, mensch muss dabei einfach
das Hirn abschalten. Inhaltliche Widersprüche waren für Emmerich ja nie ein Problem,
er hat es einfach geschafft, mit dieser filmischen Apokalypse einen Meilenstein in der
Kinogeschichte zu setzen, der alles bisher dagewesene in den Schatten stellt, auch
technisch (Trick- und Tontechnik). Und damit hat es sich. Sehenswert für Kinofans, aber
nur mit Vorbehalten und ohne jedwelche intellektuelle Vorsicht zu geniessen.
Ach übrigens: selbstverständlich könnt Ihr Euch auch über Independence Day auf dem
Internet informieren. Hierfür gibt es gleich zwei offizielle Sites:
http://www.id4.com und
http://www.fox.ch.
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