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Zürich
22.3.1997

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Young, free and different

Der obige Name eines der Beiträge der diesjährigen Schweizerischen Jugendfilm- und Videotage ist Programm. Biwidus hat sich die Sache nach der erfolgreichen Premiere letztes Jahr wieder angesehen. Als (z.T. ehemalige) TV-Schaffende liessen wir uns abermals von der überwältigenden Qualität einiger Filme überraschen. Wir schauten uns Beiträge aus zwei Kategorien (B und nächste Woche D) an. Beiden war gemeinsam, dass sie aus welcher Sicht auch immer eine jugendliche Frische hatten. Nebenbei gesagt: der (Schnitt)Compi scheint kaum Einzug gehalten zu haben bei den JungfilmerInnen (ausser bei den ewiglangen Abspännen).

Im Gegensatz zu letztem Jahr überwog bei allen Kategorien der Phantasie-Faktor, die technische Qualität dagegen war z.T. ziemlich ähnlich. Die Jugendlichen scheinen sich vor allem auf das Super VHS-System eingeschossen zu haben. Diese Technik ist im Verhältnis zur recht guten Qualität etwa gleich teuer wie Hi8, lässt sich aber besser bearbeiten und ist von den Produktionskosten her gesehen nicht viel teurer - das geeignete Instrument für junge FilmemacherInnen. Das Schneiden scheinen allerdings trotz aller Aufnahme-Qualität die meisten noch nicht gelernt zu haben. Selbst auf Beta-Ebene sind die Schnitte zum Teil einfach furchtbar (so gesehen beim Schrebergarten-Film). Ist wohl eine Zeitfrage, nicht jeder hat so ein Teil zu Hause. Und eine Beta garantiert weder filmtechnische noch inhaltliche Qualität.

Die 15 bis 18 Jährigen (Kategorie B) haben den Animationsfilm entdeckt. Anders lässt sich die Häufung dieser Filmart fast nicht ausdrücken. Der Macher unseres Favoriten "Tom's Abenteuer", Simon Oberli, ist der Archetyp dieser Sorte von jungen Filmemachern. Er ist scheu, phantasieüberströmt und kann technisches Handicap (Ton) mit selbstgemachten Rülps- und Gurgel-Effekten wettmachen. Die SFX bei den Animierten waren (wie bei "Autos") zumindest gut ausgedacht, wenn auch nicht immer gut gelungen (bei ANKA z.B. ist der Film wortwörtlich gerissen, die Story deshalb unvollständig). Die kurzen Anim-Filme waren z.T. ganz amüsant, die längeren oft todlangweilig. Es fiel auf, dass hier ein Live-Charakter aufgezeigt werden sollte, was beim einen zu einer unbeabsichtigten TeleZüri-Verarschung und beim anderen zu einer 20min-Einstellung geführt hat.

Ueberhaupt ist der (gekürzte) 42 Minüter "Young, free and different" ein Fanal nicht nur für den Jugendfilm, sondern ein Spiegel der heutigen Jugendkultur. Stundenlang wird da eine MTV- Coolman-Kultur bejubelt, die Macher zeigen unverfälscht die Jugend von heute - unkommunikativ und schwatzend (dazu gehören auch die entsprechend blöden Abspänne). Dabei wird die Technik nicht eigentlich ausgenutzt. Die Szenen sind lang, fast selbstverliebt, die Macher wollen Beliebigkeit zelebrieren. Die Beliebigkeit, die zum Grabstein der 90er Jugend geworden ist. Da wird stundenlang ödes Geschwätz angeboten, eine Coolman-Tussi (pfui!), die sich kahlscheren lässt (pfui!), ein bekiffter Langhaariger, der sich in der Badewanne über Didgeridoos auslässt und eine Szene in einem Skaterladen mit einem völlig bescheuerten Gequatsche.

Nächste Woche könnt ihr die Analyse zu den ältesten JungfilmerInnen und über die Preisverleihung nachlesen. Auffallend: sehr grosse Qualitätsunterschiede in Sachen Technik und Inhalt. Und das VHS-Revival zwecks postmoderner Beliebigkeit. Nachzulesen im nächsten Biwidus.



Für Biwidus zum ersten Mal: Wildcat (EMail) aus Zürich