Openair Kino 98
Ein Erlebnis für sich
Mit "Fuochi d'artificio", "Men in Black" und "Taxi" wurde dieses
Wochenende auch im traditionellen Zürcher Kino am See die Open Air Saison
98 eingeläutet. Für fast 30 Vorstellungen wird im Seefeld allabendlich die
grosse Leinwand hochgefahren.
Seine 1700 Plätze machen es nach Basel wohl zum zweitgrösste
Freilichtkino in der Schweiz und mit seinem zehnjährigen Bestehen ist es
aus dem Zürcher Kinosommer nicht mehr wegzudenken. Die einmalige
Atmosphäre lassen jedesmal von neuem die Filme ein besonderes Erlebnis
werden. Im Angebot stehen Klassiker ebenso wie Blockbuster, Premieren und
Überraschungsfilme.
Beim heutigen heissen Wetter möchte man gleich selber in den
Trevibrunnen in "Dolce Vita" springen, "Das Boot" zeigt man in einem
Directorscut, Woody Allen fehlt genausowenig wie der Schmachtschinken
"Seven Years in Tibet". Während sich Filmkritiker wie Alex Oberholzer
(Radio 24/Tele Surri) in ihrem Lob überschlagen, bleibt beim Blick in die
Programme der anderen Städte auch dieses Jahr mein subjektiver Eindruck
dort die besseren Filem zu finden.
Auch das Gastrokonzept ist bewährt und schon bald traditionell bekocht
und bewirtet das CaBaRe mit einer feinen aber nicht ganz billgen Auswahl
die Kinogäste. In mehreren Bars und einer Art Festbeiz kann man sich die
Zeit bis zum Filmanfang totschlagen. Hier setzt auch meine einzige Kritik
an, seit zehn Jahren herrscht hier das gleiche veraltete Konzept. Vor dem
Kinospass gilt es erst mal die begehrten Tickets zu erkämpfen. Und das ist
nicht untertrieben, Wartezeiten von vier Stunden im Jelmoli oder den
anderen Billettkassen sind in den ersten Tagen keine Seltenheit und bei
der Telefonnummer der Post kommt man am ersten Tag auch nur mit viel Glück
durch (hatte den Vormittag frei genommen dafür und bin dann aber schon um
09:15 durchgekommen, letztes Jahr erst 12:30!). Wer noch nie dort war wird
jetzt wohl staunden den Kopf schütteln, das ganze Theater wir hier im
wesentlichen aus drei Gründen gespielt: gute Filme sind natürlich begehrt,
nummerierte Sitzplätz hat nur Hello Yellow und die sind für die meisten
Filme noch am ersten Vormittag weg. Wer schliesslich keine nummerierten
Plätz ergattern kann, muss sich sinnvollerweise mindestens eine Stunde vor
Türöffnung (19:00) in die Warteschlange einreihen. Das nervt vor allem
wenn der Film erst gegen 21:30 anfängt.
Witzigerweise hat sich daraus bei den Eingeweihten ein wahrer Schilder-
und Klebekult entwickelt. Kurz nach der Türöffnung stürmt alles zu den
jeweils besten Plätzen und markiert diese auf alle erdenklichen Arten. So
in etwa muss es wohl beim Goldrausch in Klondyke zu und her gegangen sein.
An der Schwelle zum 21. Jahrhundert und mit mehreren Jahren nummerieten
Billets in fast allen Kinos hier wohl ein antiquiertes Konzept. Deswegen
konsumieren die meisten Leute auch nicht mehr...
Alles in allem aber ein Anlass, den jeder Filmfan einmal erlebt haben
sollte. Wer jetzt noch Tickets sucht ist für die meisten Filme zu spät
dran und kann sein Glück allenfalls noch an der Abendkasse versuchen.
Offiziellen Page
www.phili
pmorrisopenairkino.ch
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