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Zürich
19.7.1998

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Openair Kino 98

Ein Erlebnis für sich

Mit "Fuochi d'artificio", "Men in Black" und "Taxi" wurde dieses Wochenende auch im traditionellen Zürcher Kino am See die Open Air Saison 98 eingeläutet. Für fast 30 Vorstellungen wird im Seefeld allabendlich die grosse Leinwand hochgefahren.

Seine 1700 Plätze machen es nach Basel wohl zum zweitgrösste Freilichtkino in der Schweiz und mit seinem zehnjährigen Bestehen ist es aus dem Zürcher Kinosommer nicht mehr wegzudenken. Die einmalige Atmosphäre lassen jedesmal von neuem die Filme ein besonderes Erlebnis werden. Im Angebot stehen Klassiker ebenso wie Blockbuster, Premieren und Überraschungsfilme.

Beim heutigen heissen Wetter möchte man gleich selber in den Trevibrunnen in "Dolce Vita" springen, "Das Boot" zeigt man in einem Directorscut, Woody Allen fehlt genausowenig wie der Schmachtschinken "Seven Years in Tibet". Während sich Filmkritiker wie Alex Oberholzer (Radio 24/Tele Surri) in ihrem Lob überschlagen, bleibt beim Blick in die Programme der anderen Städte auch dieses Jahr mein subjektiver Eindruck dort die besseren Filem zu finden.

Auch das Gastrokonzept ist bewährt und schon bald traditionell bekocht und bewirtet das CaBaRe mit einer feinen aber nicht ganz billgen Auswahl die Kinogäste. In mehreren Bars und einer Art Festbeiz kann man sich die Zeit bis zum Filmanfang totschlagen. Hier setzt auch meine einzige Kritik an, seit zehn Jahren herrscht hier das gleiche veraltete Konzept. Vor dem Kinospass gilt es erst mal die begehrten Tickets zu erkämpfen. Und das ist nicht untertrieben, Wartezeiten von vier Stunden im Jelmoli oder den anderen Billettkassen sind in den ersten Tagen keine Seltenheit und bei der Telefonnummer der Post kommt man am ersten Tag auch nur mit viel Glück durch (hatte den Vormittag frei genommen dafür und bin dann aber schon um 09:15 durchgekommen, letztes Jahr erst 12:30!). Wer noch nie dort war wird jetzt wohl staunden den Kopf schütteln, das ganze Theater wir hier im wesentlichen aus drei Gründen gespielt: gute Filme sind natürlich begehrt, nummerierte Sitzplätz hat nur Hello Yellow und die sind für die meisten Filme noch am ersten Vormittag weg. Wer schliesslich keine nummerierten Plätz ergattern kann, muss sich sinnvollerweise mindestens eine Stunde vor Türöffnung (19:00) in die Warteschlange einreihen. Das nervt vor allem wenn der Film erst gegen 21:30 anfängt.

Witzigerweise hat sich daraus bei den Eingeweihten ein wahrer Schilder- und Klebekult entwickelt. Kurz nach der Türöffnung stürmt alles zu den jeweils besten Plätzen und markiert diese auf alle erdenklichen Arten. So in etwa muss es wohl beim Goldrausch in Klondyke zu und her gegangen sein. An der Schwelle zum 21. Jahrhundert und mit mehreren Jahren nummerieten Billets in fast allen Kinos hier wohl ein antiquiertes Konzept. Deswegen konsumieren die meisten Leute auch nicht mehr...

Alles in allem aber ein Anlass, den jeder Filmfan einmal erlebt haben sollte. Wer jetzt noch Tickets sucht ist für die meisten Filme zu spät dran und kann sein Glück allenfalls noch an der Abendkasse versuchen.

Offiziellen Page

www.phili pmorrisopenairkino.ch


Christoph Protz (EMail)