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The lost Generation
Jeder redet und lästert über die Jugend. Der junge Zürcher Filmer Oliver Rihs
hat die "verlorene Generation" aus seiner Sicht dokumentiert. Was in der
Ankündigung wie ein Zürcher Remake von "Reality Bites" geklungen hat, ist eine
leider langweilige Auseinandersetzung mit der 64-er Generation geworden, also
der Generation vor der Generation X (wegen des C64, mit dem sie aufgewachsen
ist).
Zwei Menschen treffen sich, verbringen eine gewisse Zeit miteinander und
verlieben sich, das ist der Stoff, aus dem die Soaps aller bisherigen
Teeniegenerationen gemacht worden sind. Das ist auch der Inhalt von "Ricard"
(der Name stammt von der gleichnamigen bekannten Pastismarke aus Frankreich).
Wie schon Ben Stiller in "Reality Bites", dem wohl ersten beklemmend-amüsanten
"GenX"-Dokument, stellt auch er Zürcher Rihs fest: so einfach ist das (heute)
nicht. In einer Gesellschaft, wo Beliebigkeit, Eigenliebe und extremer
Individualismus aus allen Medien und durch die Normen gepredigt wird, passt die
selbstlose Liebe, die opferungsbereite Romantik nicht mehr. Um genau zu sein:
der Film selbst könnte auch woanders spielen -er ist nur in Zürich gedreht
worden. Und Rihs stellt sich damit in die Reihe jener jungen Autoren, die neben
vielem auch etwas realisiert haben: nur mit Romantik, Pessismus oder Gewalt wird
mensch der heutigen Jugend nicht gerecht, sie ist die heterogene Verbindung aus
beklemmendem Pessimismus und amüsantem Optimismus.
Der Film mit den jungen Susanne Rozkosny und Kaspar Weiss handelt davon, dass
sich die beiden (Diana und Paul) in einer Bar begegnen. Kitsch und seichte
Beverly Hills-Romantik wird also bald aufgebaut. Vorher noch sieht der/die
ZuschauerIn, wie sich die beiden lang und breit auf den Abend vorbereiten. Schon
dann wird eine klischeehafte Aufteilung der beiden Persönlichkeiten deutlich.
Paul ist der videoguckende Gelangweilte, der sonst wirklich nichts zu tun hat.
Diana als Gegenstück ist der Archetyp der modernen new-age-geprägten Studentin,
die sich zu Hause mutterseelenallein dem Yoga oder anderen Verzückungen hingibt.
Dass beide rauchen, ist ja wohl klar. Ueberhaupt: wie immer bei so Filmen dürfen
gewisse Leitmotive der "Jugend"szene nicht fehlen: Drogen (die Handlung ist von
saufen und rauchen, die Rede von kiffen und spicken), Sex (Diana versucht
vergeblich, einen Pariser aus dem Automaten zu holen) und Illegalität (der Film
spielt in einer illegalen Bar).
Der Rest des Filmes ist Quatsch. Die beiden Musterjugendlichen (immerhin etwa 25
Jahre alt) lernen sich kennen, schwatzen die ganze Nacht lang unsinniges Zeug
miteinander und passen sich somit ihrer Umgebung an. Ueberhaupt spielt der ganze
Film, immerhin 45 min. lang, in dieser Bar. Er ist ein weiteres perfektes
Beispiel für diesen existenzialistischen Quatsch, der ironisch mit "A lot about
nothing" bezeichnet wird. Es wird einfach Leere, Oede, Langeweile und
Gefühllosigkeit gezeigt. Das "Liebespaar" ist unfähig, miteinander zu
kommunizieren, ganz gemäss des Erfinders des Begriffes Generation X (heute als
GeneX bezeichnet), Douglas Copeland, dessen gleichnamiges Buch bei Paul auf der
Schublade liegt. Technisch ist der Film trotz der aufgemotzten
Videogerät-Sequenzen sehr enttäuschend. Schlechte Einstellungen, sinnlose
Schnitte und Partien und ein penetrant abgemischter Ton stören sehr. Und obschon
beim Vorpsann viele Namen runtergelesen worden sind, hatte mensch das Gefühl, in
einem besseren Heimvideo zu sitzen, abgesehen von den miesen Bluebox-Sequenzen
natürlich.
Der Film war wohl nix. Zum Glück kommt er nicht in die Kinos, sondern wird per
Video vertrieben. Nicht, dass ich nicht auch behauptete, dass diese Generation
in einer gähnenden Leere, in einer nichtssagenden Existenz des
Vorsichhinvegetierens lebt! Ich teile das immer wieder genannte Motto des
Filmes: "Kultur ist wie ein Kleid, dass einem nicht passt". Aber einen solch
langweiligen Film zu machen, bringt wirklich nichts. Die Rihs- und
Hesse-Connections, die diesen Film realisiert haben, hatten ein paar ganz gute
Gedanken, die SchauspielerInnen sind auch nicht schlecht, aber dem Skript fehlt
der Inhalt. Langeweile darf in einem Film nicht gezeigt, sondern wenn schon,
dann "nur" zelebriert werden. Oder anders formuliert: ich trinke lieber einen
Ricard, als dass ich ihn sehe.
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