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24.4.1994

Gedanken

Zahlen und Menschen

Borchert auf CD

Kühe in Zürich

Roter Dany

Ein Brief erregt Ekel

Geschmackloser Werbemüll

Engel im HB

Diana vom Boulevard abgeschossen

Pathfinders Bibliothek

Neoliberaler Sozialismus

Das Ende der Dürre

Wups: UBS

Was ist ne Tussi?

Linke gegen Rechte

Die Rechten im Dörfli

1999+1=?

Hass - Albanien - Schweiz

Militärdienst: warum noch?

Mensch, ich gehe

Mensch, wohin?

Ode an die Schönheit

Revolution in den Medien

Reihe Utopia - _Gesundheit

Weihnachten

Mr. Biwidus zur Gesellschaft

Flugblatt

Nachdem Wildcat in der letzten Ausgabe politisch klar Stellung genommen hat, fühle ich mich verpflichtet, meine Position ebenfalls klar zu machen. Obwohl es mir eigentlich egal ist, wenn uns jemand als linkslastig bezeichnet, ein so eindimensionaler Mensch soll doch gleich wieder zur Fernbedienung greiffen.

Den folgenden Text habe ich vor etwa zwei Jahren geschrieben und ich wollte ihn für ein Computeradventure verwenden. Das Spiel ist leider nicht zustandegekommen. Mein Text hat mir aber zu denken gegeben. Ursprünglich als Anpassung des Buches aus 1984 gedacht, kam er mir doch zu nahe an die heutige Realität heran, als dass ich ihn bisher jemanden gezeigt hätte. Dass mein Schreibstil in diesem Text irgendwie anders ist als sonst, kommt mir gespenstisch vor. Leider habe ich ihn nie ganz fertig geschrieben.


  1. Unwissenheit ist Voraussetzung
  2. Wirtschaft als Beschäftigungstherapie

    Eine Bedeutung der Arbeit ist für viele, vor allem für diejenigen aus den unteren Schichten, die einzige Möglichkeit mehr als nur das knappe Ueberlegen zu sichern. Denn Arbeit bedeutet Geld verdienen. So wollen Fabrikarbeiter, die vor ihrem zu schliessenden Betrieb demonstrieren, nicht eigentlich arbeiten (oder vielleicht wurden sie doch schon so lange kondizioniert, dass die das wirklich wollen), sondern sie wollen ihre Existenz und die ihrer Familien sichern.

    Doch arbeiten im handwerklichen, industriellen oder dienstleistenden Sektor bedeutet nicht nur ein Ueberlebenskampf für den Einzelnen. Er hat auch den ganzen Tag etwas zu tun, er ist beschäftigt. Er hat das ganze Leben das Gefühl, etwas zu leisten, respektive am Ende, etwas geleistet zu haben.

    Doch in welchen Berufen wird heute wirklich etwas geleistet, dass wirklich vielen Menschen dauerhaften Nutzen bringt. Man schaue sich doch das Wachstum einer Stadt an. Vor mehr als hundert Jahren wurde ein Haus gebaut. Dieses Haus ist jetzt abbruchreif. Es passt vielleicht auch nicht mehr in das Quartierbild. Mein reisst es ab. Wo bleiben jetzt die tausende von Arbeitsstunden, die vor hundert Jahren geleistet wurden? Sicher, man könnte sagen, nichts hält für ewig, das Material, dass vor hundert Jahren verwendet wurde, ist ermüdet. Doch auch das neue Gebäude wird nicht im Stil gebaut, dass es für ewig sein sollte. Man ist sich vor dem Bau bewusst, dass eines Tages nichts als ein Schutthaufen von den zukünftigen Projekt übrig bleiben wird. Doch dies stört niemanden. Keiner sagt: Wir wollen z.B. diese Stadt neu strukturieren. Wir bauen die nächsten 2 Jahrzehnte, danach ist diese Stadt optimal gebaut, wir werden zufrieden sein, kommende Generationen werden sich mit gelegentlichen Renovationen zufrieden geben können.

    Noch unproduktiver sind alle Geschäft, die irgendwie mit Geld handeln. Vor allem Banken, aber auch Versicherungen und ähnliches. Im Prinzip leisten die ja gar nichts, als das Geld, ein Abfallprodukt unseres Wirtschaftssystems zu verwalten.

    Nehmen wir als Beispiel ein Staudamm, der irgendwo gebaut wird, was ich noch als sinnvolles Projekt betrachte. Eine Bank leiht einem Staat Geld, der kann damit die Arbeiter und das Material bezahlen. Doch warum arbeiten die Arbeiten nicht einfach, weil sie denn Sinn des Projektes einsehen?

    Geld, das Hauptantriebsmittel unserer Wirtschaft. Alle möchten möglichst viel davon besitzen. Doch was besitzen dann eigentlich? Nichts, Papier, und dennoch viel. Geld ist dasjenige, was die soziale Abstufung ermöglicht. Viel Geld ermöglicht jemanden, viel von den vergänglichen Konsumgütern zu konsumieren, weniger zu arbeiten, das Leben mehr zu geniessen als andere.

    Geld kann aber auch als eine Entschuldigung angesehen werden. Wer es sich nicht leisten kann, in einem eigenen Haus zu leben, der gibt sich mit einer kaninchenbauähnlichen Mietwohnung zufrieden, er kann dafür auch niemanden die Schuld geben, er besitzt einfach weniger Geld. Er könnte mehr arbeiten, doch kaum einer kann durch Arbeit gesellschaftlich aufsteigen. Zu stark ist das Erbe seiner Eltern. Unser Kastensystem ist genau so streng, wie das indische, nur kann keiner einer veralteten Religion die Schuld geben, und dagegen rebelieren. Was soll denn einer sagen, der gegen das System der Geldkasten rebellieren will? Ihr könnt mich mal mit eurem Geld, da habt ihr es, ich lebe jetzt ohne Geld. Nein, viel zu stark sind wir heute unselbständig, um das tun zu können. Und selbst wenn, Das dafür nötige Land wird noch genau mit dem gleichen System kontrolliert, wie das Geld.

    Es stellt sich auf alle Fälle die Frage: Was hat der Mensch, der in einer luxeriösen Villa lebt besseres als derjenige, der auf der Strasse lebt? Er hat sich mit der jetztigen Situation besser abgefunden, er hat das System teilweise erkannt, damit gearbeitet und damit Erfolg gehabt. Der Luxus, den er jetzt besitzt, macht ihn stolz, bestärkt ihn im Glauben an das System, macht ihn sicher zu einem Feind jeglicher Reformen.

    Was macht aber derjenige, der in ärmlichen Verhältnissen lebt? Versucht er gegen das System zu rebellieren? Er denkt nicht daran. Er versucht auch von ihm zu profitiern. Sicher auch ein Grund dafür ist, das Ärmeren systematisch eine schlechtere Ausbildung zugekommen ist. Sie dürfen gar nicht die Intelligenz besitzen, ein System zu durchschauen, was auch von der oberen Klassen nur wenige tun, oder auf die Idee kommen auszusteigen.

    Gegen was wird denn heute demonstriert (demonstrieren, ein armseliges Instrument der Menschen)? Gegen Armut, gegen Kriege (dazu weiter unten), für Gleichberechtigung. Viele Themen, die gar nicht existieren würden, wenn nicht irgendwer davon profitieren würde.

    Profitieren, es besser haben oder besser sein als der andere. Das muss und wird einem schon früh beigebracht. Ist es doch das tragende Element von fast unserer ganzen Wirtschaft, wenn ich gar von unserer Gesellschaft. Wenn ich mir kleine Kinder ansehe, wie sie miteinander spielen und ihre Gespräche anhöre, so frage ich mich: Warum hat denen keiner gesagt, dass es nicht sinnvoll ist, über dem anderen zu stehen. Warum muss sich der Sieger eines Spieles besser fühlen als der Verlierer. Warum nicht das Spiel als Gewinn für beide ansehen? Warum lernen Kinder schon früh, das reden und zuhören dazu benutzt werden, sich über- oder unterzuordnen. Den anderen zu verletzen und damit unter sich zu stellen.

    Wenn ich bedenke, was ich am Anfang dieses Kapitels geschrieben habe, so muss ich sagen, die Antwort darauf ist leider nur zu offensichtlich.

  3. Krieg bedeutet Ablenkung

    Die Aufteilung der Welt in viele kleinere oder grössere Staaten ist das Ergebnis der Unfähigkeit der meisten Regierungen und Völker, sich mit mit anderen Staaten zu einer Zusammenarbeit zusammenzufinden.

    Wie die jeweiligen Staaten entstanden sind ist nur eine nebensächliche Angelegenheit. War es Ende des 19.Jh schon ein Erfolg, dass sich in Europa verschiedene Fürstentümer und ähnliches zu einem Staat zusammenschlossen, so wird heute auf fast jedem Kontinent versucht, eine Art Ueberstaat zu schaffen.

    Zwischen den meisten Staaten herrscht heute eine freundschaftliche Beziehung, oder zumindest Frieden oder Waffenstillstand. Doch es gibt immer wieder einzelne Länder, zwischen denen offene Konflikte ausbrechen. Meistens haben diese Konflikte bescheiden kleine Ursachen. Würden sich alle beteiligten Parteien vielleicht einen Monat an einen Tisch setzen, und ihre Probleme diskutieren, so wäre das finden von Lösungen auch ohne Blutvergiessen möglich (Lösungen durch Blutvergiessen werden selten gefunden, eher endet ein Krieg statt eines Sieges einer Partei dann doch dadurch, dass beide Parteien einsehen, das eine Weiterführung des Krieges sinnlos ist. Diese Sinnlosigkeit ist jedoch nicht die des Krieges selber, sondern aus der Gefährlichkeit des Krieges innenpolitisch). Doch eine Lösung durch eine Diskussion zu finden, dass würde den jeweiligen Politikern nie beigebracht. Da bei den Konflikten vielfach auch die Religion eine entscheidende Rolle spielt, sehen die Politiker (oder die geistlichen Führer, wenn im betroffenen Land die Religion eine führende Rolle spielt) eher ihre Pflicht, ihr Land gegen Gewalt mit Gewalt zu verteidigen. In weniger entwickelten Ländern ist es somit relativ einfach zu verhindern, dass im Falle eines Streites die Vernunft siegt. In den 1.Welt-Ländern wird dieses Problem durch eine Verstrickung der Wirtschaft und Politik gelöst. Denn die Führenden der Industrie erhielten ihre Position nur durch einen ständigen Kampf. Somit ist die Wirtschaft eine eigentliche Brutstätte für kampfausgerichtete, klarer Vernunft verschlossene Politiker.

    Doch wozu der grosse Aufwand, Konflikte zu schüren? Die Wirtschaft der meisten Ländern könnte ohne grosse Umstellungen ihre Rüstungproduktion für zivile Zwecke nutzen. Auch der sinnlose Verbrauch von Resourcen ist nicht das Ziel. Man könnte auch Weltraumstationen bauen, zum Mars oder zu einem anderen Sonnensystem fliegen (was zu Alibizwecken ja schon alles versucht wird), der Material-, oder, was den Unwissenden ja mehr verärgert, der Geldverschleiss wäre, wie der Nutzen, ja entsprechend.

    Das Wort "Unterhaltung" das ich im Titel gebraucht habe, ist eigentlich irreführend. Ich kritisiere nicht die Tatsache, das in schamloser und aufreisserischer Weisse heute über den Krieg berichtet wird. Das Prinzip, das ich beschreiben möchte, kam auch schon früher zum Tragen. Denn die kleine Spanne der Unterhaltung ist nicht massgebend. Wegen 10 min Unterhaltung im menschlichen Alltag lohnt sich der Aufwand nicht. Doch auch dies ist sicher ein Ziel, das Produzieren von Nachrichten. Den Menschen auf der ganzen Welt darf es nicht langweilig werden. Auch lassen sich gut und gerne ein paar Tausend Leute in einem Land mit sammeln und verarbeiten von diesen Informationen beschäftigen.

    Doch der zweite Grund ist einiges gewichtiger. Die Leute verbrauchen ihre Emotionen, ihre Meinungen. In den kriegsbetroffenen Gebieten ist dies ganz klar. Die Parteien müssen ihre jeweilige Bevölkerung informieren, motivieren und agresivieren. Die Krieger (die es seltsamerweise trotz enormer kriegswissenschaftlicher, ein grässliches Wort, Fortschritte immer noch braucht) und ihre Familien müssen von dem eigentlich völlig unsinnigen Unternehmen, Krieg zu produzieren, überzeugt werden, da sonst die Regierung ins Wanken gerät, was dann zwar auch zu einen Krieg, einem Bürgerkrieg, ausarten kann, trotzdem versucht das die Regierung zu verhindern, da den Regierenden die Furcht vor dem Fall beigebracht wurde. In früheren Jahrhunderten reichten die Kriegsvorbereitungen zur Emotionenverpuffung vollkommen, da damals breite, vor allem die unteren, Bevölkerungschichten.

    Heute muss eine Bevölkerung nicht mehr direkt von einem Krieg betroffen sein, um geistig sinnlose Arbeit zu verrichten. Hört man von einem möglichen oder tatsächlichen Konflikt, so gibt es Leute die stellen sich auf eine Seite, oder auf die andere, wenn dies in der Moral des Landes nicht klar definiert ist, und somit nicht eindeutig eine Konfliktpartei im Recht steht. Somit sind Millionen Menschen auf der ganzen Welt neben ihrer Arbeit und Freizeit gedanklich voll beschäftigt, sind glücklich darüber, das in ihrem Land Frieden herrscht oder bedrückt darüber, dass es Gebiet auf unserem Planeten gibt, wo Menschen verhungern. Sie möchten eine Armee abrüsten, weil sie auf den Frieden vertrauen oder aufrüsten weil sie fürchten, es könnte auch in ihren Gebieten Krisen geben. All dies ist doch eigentlich völlig unnötige Gedankenarbeit, sie hindert die Menschen nur daran, sich über die jetztigen Zustände Gedanken zu machen.

    Denn diese Gedanken könnten etwas verändern. Veränderungen könnte manchen ihre Macht kosten, und das Macht alles ist, wird allen Menschen von klein an beigebracht, dies ist etwas, was wir vom Tierreich mitgenommen haben, Macht bedeutet überleben, der Stärkere gewinnt; es könnten aber auch beide überleben, gewinnen ist unnötig, wenn nicht gekämpft wird.

    Durch die Nachrichten, nicht nur von Kriegen, sondern von allen unseren momentanen Problemen unserer Gesellschaft, wird uns vorgegaukelt, es verändere sich heute etwas, man müsse also gar nicht selbständig auf Veränderung pochen. Dies ist irrführend, denn es werden ständig Probleme gelöst, die gar nicht nötig gesen wären.

  4. Warum?

    Warum denn, warum können nicht alle Menschen auf diesem Planeten gleichberechtigt sein. Warum kann ich in den nächsten Laden gehen und mir für wenig Geld ein Brot kaufen und ein paar Tausen Kilometer von hier muss jemand eine halbe Stunde hart arbeiten und das gleiche zu erhalten. (Das ich den Begriff des Geldes gebraucht habe zeigt mir leider, dass auch ich von der Wirtschaftsmentalität durchdrungen bin.)

    Sicher könnte man die Schuld an diesen Zuständen auf der jetzigen Elite anlasten. Sie verhindert ein Ausgleich an Macht und Aufkommen von allgemeiner Gleichheit. Unsere Demokratie wird von einer starken Wirtschaft ausreichend in Schach gehalten. Doch auch wenn das demokratischen System voll greiffen würde, wäre es noch zu starr um eine Ausgleichung zwischen den Menschen zu ermöglichen, vergleichbar mit den Blutbahnen des menschlichen Körpers, wäre es von allen schädlichen Verstopfungen befreit, es würde doch keine totale Vermischung der menschlichen Stoffe stattfinden, da das System der Kanäle ja stärker den je funktionierte. Der Vergleich hinkt, ein vollständige Vermischung aller Körpersäfte würde zum Tod führen, würde die vollständige Ausgleichung der Menschen auch zum Kollaps der Menscheit führen, zu dem unserer Gesellschaft sicher, unsere Gesellschaft basiert ja auf Ungleichheit.

    Es gab schon Menschen, die hatten die Gleichheit aller Menschen gefordert. Leider unterschätzen sie die Machtgier der Menschheit, sowie ihre Dummheit. Ich tue das nicht, ich glaube nicht, dass es je gelingen wird, den Filz der Menscheit zu lösen, jedem Menschen das zu bieten, was wir heuter lächerlicherweise als menschenwürdiges Leben bezeichnen.



Mr. Biwidus (EMail)