Der Goldene Giftzwerg 1997
Einmal mehr - und zwar zum dritten Mal um ehrlich und genau zu sein -
verleiht Biwidus den Preis des Goldenen Giftzwerges. Wie die Tradition uns
vorgibt, zeichnen wir die schlimmsten Ekelzwerge des Jahres mit unserem
hässlichen und total erniedrigenden Preis aus. Die zehn untenstehenden
PreisträgerInnen können bald einen Besuch von unserer Redaktion erwarten.
Platz zehn belegt der Papst, Karol Wojtila war und ist ein begieriger Sammler
der Giftzwerge. Durch seine mittelalterliche und menschenfeindliche
Politik hat er es doch tatsächlich fertig gebracht, schon zum dritten
Mal eine Auszeichnung (so nach dem Motto "veritatis splendor") zu bekommen.
Denn sehet, schon in der Bergpredigt
stand über das Oberhaupt der katholischen Kirche: "Selig sind die Armen
im Geiste".
Platz neun verleihen wir Bill "I didn`t inhale" Clinton und seinen hilfreichen
Geistern. Der Typ ist der mächtigste Mann der Erde und führt sich auf
wie ein Kind. Nicht mal in der Klimakonferenz von Kyoto können sich er
und sein grüner Novize auf einen fortschrittlichen Kurs festlegen, von
der Landminenkonferenz ganz zu schweigen. Der Typ geht jedenfalls nicht
als der grosse Kämpfer für Umwelt, Zukunft und Sozialstaat in die
Annalen ein.
Platz acht gehört den InitiantInnen der "Jugend ohne Drogen". Offenbar
wollte sich niemand mit den Radikalen ins Bett legen. Deshalb ging die
Initiative flöten. Wer will schon Drogenkranke zum eigenen Wohl
menschenunwürdig behandeln. Nicht nur, dass sie die Legalisierung
ablehnen, sie wollen jede Art von Rauschmittel und somit jedes
Vergnügen verunmöglichen. Die Leute aus dem Umfeld des würg-VPM
haben aber das Verdienst, dass sie sich wenigstens als faire Verlierer
verhalten haben. Deshalb nur Platz 8.
Platz 7 für SF DRS-Chef Peter Schellenberg und seine Mannen. Der Mann
hat es fertig gebracht, aus einem Serbelsender einen Totalausfallsender
zu machen. SF 2 ist nicht einfach nur ein Fehlstart, sondern vielmehr eine
falsche Idee zur falschen Zeit. Der Misserfolg der Möchtegernsendung
"Nightmoor" bezeugt das. Aus einem ursprünglich vielleicht guten Konzept
haben die ein Fiasko hergestellt, weil sie sich nicht entscheiden konnten:
solls witzig oder informativ sein? So verspielt man Einschaltquoten.
Eine besondere Ehrung und Platz 6 gehört Martin Ebner, dem Dagobert Duck von
Helvetien. Der Typ scheffelt jedes Jahr seine Milliarden, profitiert
so ziemlich von jedem wirtschaftlichen Kollaps (sprich jeder Entlassung)
und bringt es sogar fertig, trotz seiner Milliarden vom Kanton Zürich
wegzuziehen, nur um in einem Steuerparadies noch viel mehr Geld zu
verdienen. So ein Seich. Unsereins hat kein Geld, um die Steuern zu
zahlen, der Typ aber hat so viel davon, dass er zu geizig ist, auch
nur einen kleinen Teil davon wieder dem Staat zu geben, der ihm einen
öffentlichen Dienst leistet. Ebner ist auf der Biwidus-Watchlist und
somit im Sprung auf das Podest des Goldenen Giftzwerges. Wenn er
weiterhin lieber profitmaximiert, dann verdient er ihn 1998.
Miserabel haben sich die Boygroups dieses Jahr aufgeführt. Stellvertretend
für den Rest an musikalischer Ausscheidung seien hier Code 5 (sprich
"Koot 5")genannt. Mehrere nicht besonders hell wirkende Jungs stehen
auf einer Bühne, versuchen was zu singen und gaukeln ihren meist
weiblichen Zuschauerinnen vor, dass sie Sex wie Kino geniessen
können: irreal und entfernt. Der einzige Sinn und Zweck für die
Existenz dieser Gruppen: die Profitmaximierung der Produzenten. Also
Platz 5 für Koot 5.
Nur knapp am Podest vorbei gingen auf Platz 4 die Paparazzi, die Diana
und Dodi zu Tode gehetzt haben. Eine Schande für unseren Berufsstand, wenn
Leute wirklich so viel für Geld machen, für die Profitmaximierung anderer.
So gut ist Boulevard: vom Leid anderer zu profitieren. Eine Tendenz,
die wir von Biwidus ablehnen. Deshalb immerhin Platz 4 für alle
VertreterInnen eines unmenschlichen Journalismus.
Platz drei und somit Bronzemedaillenträger ist wohl der Zürcher
Medienpionier und erklärte Internethasser Roger "Roschee" Schawinski.
Mit seinem skandalösen Interview hat er das Ausmass seiner Ignoranz
gegenüber "neuen" Medien gezeigt. Wir waren so entsetzt, dass wir
ihm Platz drei verliehen haben. Nur, weil das Web nicht auf seinem Mist
gewachsen ist, und nur weil Mister S. nicht Millionen damit scheffeln
kann, muss es ja nicht ein Scheiss sein. Wo bleibt hier das Visionäre?
Auf Platz zwei, entthront quasi (weil man ihn an Uebelkeit geschlagen hat)
steht seine Heiligkeit, Christoph der erste. Der grosse Führer der
Entgeistigten und Ewiggestrigen, der Vorsitzende des Vereins Museum
Schweiz. Der Typ hat mit seinen Auftritten immer und immer wieder
bewiesen, wie wenig er sich wirklich um die Probleme der Menschen und
der Zukunft kümmert. Seine verbohrte Antihaltung gegen alles, was ihm
nicht genehm ist, zeugt von einem Ausmass an Intoleranz, dass es
klöpft. Nur weil er diesmal weniger Skins und Faschos wie sonst an seinen
Veranstaltungen hatte, kam er an Platz eins vorbei.
Platz eins, und zwar unbestrittenermassen gehört, den Schweizer Bankern
im Umfeld der "UBS" (auf deutsch "Oopps"). Der alten und der neuen.
Nicht nur, dass sich die Geldscheffler mit allen möglichen und unmöglichen
Lapsi in Bezug auf die Holocaust-Vergangenheit befleckt haben und
selbst den armen Aargauer Naivling Meili zum Helden "Swissguard Affaolcom"
machten. Auch brachten es die vereinigten Geldmenschen es fertig,
auf einen Schlag mehrere tausend Arbeiter und Arbeiterinnen zum
Teufel zu schicken. Dabei haben sie bei der Fusion die Kleinigkeit von
11 Milliarden jährlich an Gewinn in Aussicht. Das Geld verdienen die
Aktienheinis, die Manager und die Börsentypen. Nicht aber die Menschen.
So viel solidarische Ignoranz und grobfahrlässige Verletzung der
Regeln eines sozialpartnerlichen Staates verdient Platz eins und
somit den Goldenen Giftzwerg 1997. Wir gratulieren.
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