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Satire
Giftzwerge 1998
Mehr Katholiken
Giftzwerge 97
Fusion: Geld/Gott will es!
Fliegende Kühe etc.
AG <-> FC
Die Seepromenade
Journalismus als (Alp)Traumjob
Den Girls in den Sack geschaut
Giftzwerg 96
Zürich unabhängig
Zürich unabhängig
Dienstagskanzlei
Heisse Tage in Zürich
Freundlich :)
Kreuze und Nullen?
Faire Landwirtschaft
Giftzwergverleihung 95
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Olympiade der Journalisten
Journalisten (die wenigen -innen sind mitgedacht), so behaupten einige, seien Schmarotzer.
Sie fressen, saufen und betrügen sich durch das Leben. Das stimmt. Aber sie sind auch ein
spezieller Menschenschlag mit eigenen Gesetzen. Deshalb organisiert Biwidus dieses Jahr
die 87. multimediale Journalisten-Olympiade. Hier sind also die Teilnahmebedingungen und
Anforderungen an den Intellekt. Wer sie erfüllt, sollte sich einmal psychisch untersuchen
lassen. Oder Journi werden.....
1. Disziplin: Wettsaufen. Eines der wichtigsten Tätigkeiten eines Journalisten ist
das Wetttrinken an Pressekonferenzen. Dabei werden an diesem Wettbewerb zwanzig
verschiedene Weissweine in kleinen Plastikbechern eingereicht. Die Aufgabe ist es dann,
eines dieser Sorten auszuwählen und eine Kiste davon innert gegebener Frist auszutrinken.
Wer nach Ablauf der Zeit noch fähig ist, auch nur eine vernünftige Frage zu stellen,
erhält zehn Punkte, wer lallt fünf und wer am Boden liegt einen.
2. Disziplin: Interviewpartnerjagd. Die TeilnehmerInnen werden auf einen grossen
Fussballplatz geführt. Ausgerüstet sind sie mit einem Rucksack mit allerlei Schrott und
einem gefaketen Mikrophon. Auf dem Platz stehen an den vier Ecken je ein Künstler, ein
Politiker, ein Sportler und ein Pfarrer. Wer es fertig bringt, von auch nur einem von
ihnen einen vernünftigen Satz zu erhalten, bekommt zehn Punkte. Wer den
Künstler dazu bringt, etwas schlaueres als einen Furz rauszulassen zwanzig. Wer den
Politiker befragt, bekommt leider zehn Punkte Abzug aus Gründen der permanenten
Langeweilerei. Gewonnen hat, wer danach noch einigermassen klar denken kann.
3. Disziplin: Dauerwachbleiben. Eine der einfacheren Disziplinen ist der
Dauereinsatz. Die Teilnehmer sind verpflichtet, einen völlig sinnlosen Bericht zu
machen, dessen Produktionsdauer auf 100 Stunden ausgerichtet ist. Währenddessen ist
natürlich kein Schlaf erlaubt, aber das ist ja für die meisten Profis Alltag. Diese
Disziplin ist also quasi der Joker.
4. Disziplin: Aperoraten. Den Teilehmenden werden die Augen
verbunden. Auf einem Tisch stehen sieben verschiedene mögliche Aperofressalien und ein
Haufen Bocksmist. Die Journis müssen ertasten, was was ist: ein Lachsbrötchen, ein Stück
verschimmelter Käse, eine Scheibe Wahnsinnsfleisch, eine vermanschte Tortenhälfte, ein
atomisiertes Prussien, eine Vegi-Frühlingsrolle, ein kopulierendes Schoggi-Osterhasenpaar,
sowie eben der Haufe Scheisse. Jedes richtig erratene Objekt (ob betatscht oder gefressen)
bedeutet zehn Punkte.
5. Disziplin: Vergünstigungen-Erheischen. Eine typische Tätigkeit eines Journalisten
ist die Erheischung von allerlei Vergünstigungen. Wer innert einer Prüfungswoche den
höchsten Betrag erschleichen konnte (z.B. gratis in Konzerte gehen, Sammeln von Pressegeschenken,
Parkverbot missachten dürfen dank Presseschild, Swissair-Verbilligung und Ernährung an
Pressekonferenz-Aperos), erhält pro hundert erschlichene Franken einen Punkt.
6. Disziplin. Märchenonkel. Was ein guter Journi sein will, muss gut lügen können.
Darum ist es auch ein Teil des Wettbewerbs, den anderen das schlimmste Lügenmärchen oder
die reisserischte Uebertreibung zu erzählen. Das Auditorium wird aus den Teilnehmenden
gebildet. Die drei SiegerInnen erhalten hundert Punkte und eine lange Nase.
Blick-MitarbeiterInnen sind ausgeschlossen. Sorry.
7. Disziplin. Das Boulevard-Cafe. Das ist die letzte und schwerste Disziplin
dieses Wettbewerbes. Die TeilnehmerInnen sitzen in einem Cafe im Kreis 4 (Zürich).
Mensch wartet ab. Sobald eine Leiche, ein Raub oder ein Bürgerkrieg
gesehen wird, gehts los. Wer am schnellsten beim Opfer ist und es interviewt hat,
bekommt zehn Punkte. Wer einen Täter konstruieren und ihn/sie ex kathedra verurteilen
kann, erhält hundert Punkte. Und wer selbst zwecks Story jemanden umbringt, kriegt einen
Bonus von 500.
Dann wird abgerechnet. Wer am Ende dieses Wettbewerbes die höchste Punktzahl hat, ist
ein Depp und würdig, mindestens beim Blick als Journalist zu arbeiten.
Damit wäre auch der Sieger/die Siegerin der diesjährigen multimedialen
Journalisten-Olympiade erkoren. Biwidus gratuliert und anerkennt den Schwachsinn eines
solchen Wettbewerbes. Den gibt es zwar leider nicht in GENAU dieser Version - aber die
Realität ist nicht ganz davon entfernt....
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