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Satire
Giftzwerge 1998
Mehr Katholiken
Giftzwerge 97
Fusion: Geld/Gott will es!
Fliegende Kühe etc.
AG <-> FC
Die Seepromenade
Journalismus als (Alp)Traumjob
Den Girls in den Sack geschaut
Giftzwerg 96
Zürich unabhängig
Zürich unabhängig
Dienstagskanzlei
Heisse Tage in Zürich
Freundlich :)
Kreuze und Nullen?
Faire Landwirtschaft
Giftzwergverleihung 95
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Hot in the City
Biwidus ist ein Magazin und interessiert sich im Prinzip nicht für Aktualitäten oder
gar Pressecommuniques. Aber was heute morgen in unseren Briefkasten flatterte, hatte
einen derart tragikomischen Touch, dass es für sich stehend eine Realsatire ist. Absender
war das Schulamt der Stadt Zürich - genauer der zuständige Direktor des
Schulärztlichen Dienstes. Das kurze Pressecommunique war überschrieben mit dem Titel
"Heisse Tage in Zürich" und schien auch unter den Auswirkungen brütender Hitze geschrieben
worden zu sein. Kernaussage des Textes: Hitzeferien - wie in anderen Ländern gang und
gäbe - seien bei uns zu gefährlich und sollten durch spontane alternative Stundenpläne
ergänzt werden. Oder: anstatt zu lernen, lassen sich LehrerInnen und SchülerInnen im
Klassenzimmer weichkochen und dämmern (spielerisch) vor sich hin. Wir möchten Euch
den Originaltext nicht vorenthalten. So im Sinne von: Witz komm raus, du bist
umzingelt!
Heisse Tage in Zürich
Fragen zu Hitzeferien, Ozon und Sonnenschutz.
Wenn das Thermometer in diesem Tagen in einigen Schulzimmern 28 Grad und mehr erreicht hat
und die Luftfeuchtigkeit über 70 oder 80% gestiegen ist, wird es für Lehrerinnen/Lehrer
und Schülerinnen/Schüler (seltsame Schreibweise, tststs. Anm. d. Red.) praktisch
unmöglich, noch mit kühlem Kopf bei der Sache zu sein. Erschöpfung macht sich da und
dort bemerkbar. Warum also keine Hitzeferien? Die Schulbehörden und der Schularzt der
Stadt Zürich missgönnen Kindern und Lehrerinnen/Lehrern keineswegs einen freien Nachmittag.
Mit generellen Hitzeferien werden allerdings mehr - gesundheitliche - Probleme geschaffen
als gelöst. Viele hundert oder sogar tausend Kinder - vor allem in Fällen, wo beide
Eltern berufstätig sind - würden sich unbeaufsichtigt gesundheitlichen Risiken
in Verkehr, in der Badi oder beim übermässigen Sonnenbaden aussetzen. Unter der
Obhut der Lehrkräfte oder der Kindergärtnerinnen/Kindergärtner ist ein
gesundheitsverträglicher Umgang mit der Hitze viel besser gewährleistet.
Aus diesem Grunde verzichtet die Stadt Zürich auf die generelle Anordnung von
Hitzeferien.
Individuelles Vorgehen nach lokalen Verhältnissen:
Die Hitzeverhältnisse in den verschiedenen Schulhäusern sind sehr unterschiedlich. Es gibt
einzelne Schulhäuser, wo die Innentemperaturen deutlich unter den Aussentemperaturen
liegen, andere Schulhäuser wiederum sind eigentliche Brutöfen. Deshalb sollen die
Lehrerinnen und Lehrer sowie die Kindergärtnerinnen/Kindergärtner entsprechend den
lokalen Verhältnissen nach gesundem Menschenverstand (watz zät? Anm. d. Red.) ihre Schülerinnen
und Schüler vor der Hitze schützen. Wenn das Thermometer morgens zwischen 10.00 und
12.00 (MEZ? Anm. d. Red.) im Schulzimmer über 27 Grad (Celsius oder Fahrenheit? Anm. d. Red.) liegt, muss
am Nachmittag der Stundenplan nicht befolgt werden, insbesondere sind keine Prüfungen
abzuhalten. Möglichkeiten, die Kinder vor übermässiger Hitze zu schützen, bieten sich
in kühlen Räumen des Schulhauses oder in schattigen Innenhöfen. Auch ein Spaziergang
im nahen Wald oder ein Nachmittag in der Badeanstalt sind erlaubt unter der Aufsicht
der Lehrkräfte. Warum nicht einmal ein kühles Kirchenschiff als Unterrichtsraum
wählen?
Ich betone, dass es sich hier um keinen Phantasietext handelt, sondern dass dieser
ernst gemeint ist - das merken wir am einzigen vernünftigen Satz, dem
zweitletzten (Badi oder Wald). Sonst scheint sich die Schule darum zu bemühen, die
"KundInnen" (nach buschorscher Theorie) mit aller Macht in der Schule zu behalten. An
sich lobenswert - aber hat eigentlich jemand schon mal die Betroffenen befragt? Die
Kinder, die lernend vor sich hinschmachten müssen, während draussen die Sonne zu
Müssiggang und Spass verführt? Ich möchte meiner Hoffnung Ausdruck geben,
dass die jungen LehrerInnen von heute mutig genug sind, den zweitletzten Satz ernster
zu nehmen als den Rest. In diesem Sinne: zurück zur Natur!
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