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Im Ernst: Was Tussis im Sack haben
Als ich heute ausnahmsweise im Ernst schmökerte, fiel mir der Hauptartikel auf, Redaktorin
Katja Alves hatte ihren Geschlechtsgenossinnen in ihr Heiligstes geschaut, in ihre
Handtasche. Der absolute Intimbereich der (jungen) Frauen ist seit der sexuellen
Revolution noch der letzte Intimbereich, nachdem das Bikinioberteil (endlich?)
wortwörtlich gefallen ist. Als für einen solchen Aufdeck-Journalismus sonst nicht
interessierter Mann habe ich mir die Sache genauer angesehen und mich darüber gewundert,
was die aufgeführten Chics alles mit sich trugen.
Genau. Chics. Denn zuerst fiel mir mal auf, dass KA sich vor allem um die heute
unzähligen sexualisierten Mode-Tussis gekümmert hat. So normale Frauen, wie ich sie
kenne und liebe, haben offenbar entweder keine Handtasche mit oder aber sie sind nicht interessant
für die "trendy" Jugendzeitung. Zumindest hätten die Aufgeführten sich pro forma geziert,
wenigstens etwas. Aufgefallen sei der Autorin, dass die meisten eine Riiiiiiiiesentasche
mit sich trugen und die lächerlichen Raverinnenrucksäcke nicht mehr aktuell seien. Aber
ausser bei verständlichen Sachen wie Schlüssel und Geldbörse kann mensch offenbar
recht gut mittels Inhalt einer Handtasche auf den Charakter der Chics rückschliessen.
Au weh!
Big-Verkäuferin und Modeschmuckträgerin Tery (18) trägt eine ganze Menge Schrott
mit sich. "Eine Kartonhülle für Burlington-Socken" zeugt davon, dass die Kleine ihre
Klamotten sehr gut pflegt, anstatt sie anzuziehen. Die Kopfwehtabletten werden wohl vor
allem gegen einen allfällig auftretenden Kater eingesetzt. Neben teuren Kosmetika ("Roma")
schleppt sie eine CD einer Frauen-Rap-Band mit. Aehem. So wird Geschlechterkampf
quasi auf die Strasse gebracht.
Schülerin Viviane trüge eine Preisliste der SSR-Reisen mit sich - seltsame Anfälle von
Reisefieber scheint die Kleine zu haben. Und wenn sie reisen geht, schleppt sie eine
Balletjacke mit - ist ja noch schöner. Sogar ihren Mietvertrag hat sie andauernd mit
sich mit - häh??? Das Nähzeug geht ja, aber was soll das Metro-Billet in ihrer Tasche,
frage ich mich. Ein Andenken an schöne Stunden zu zweit? Und das Paket Dismenol? Was zum
Kuckkuck ist denn das? Den Vogel schiesst sie aber ab, weil sie die einzige in dieser
illustrierten Runde ist, die ein paar Pariser mit sich trägt. "Die hat mir ein bekannter
in die Handtasche geschmuggelt", meinte sie dazu verschämt. Jessesgott! Ist das eine
Katastrophe! Pariser mit? Das macht frau doch nicht! Böses, böses Mädchen!
Bankangestellte Franzi (20) schleikt tonnenweise Kosmetika mit sich mit, darunter auch
einen Kajalstift (ist das was unanständiges? - Erklärung bitte). Sie steht auf ihre
Lippenpomade und verfügt über einen Pfefferspray. Ist das nun das mit dem Waffenschein
oder ein kulinarisches Accessoir?
Harryet (20), rote, kurzgeschorene Haare und Schülerin für Modedesign (?) outet sich auch
als Lippenpomadenträgerin. Zu ihrem Job gehört ein Skizzenbuch, so wie zu uns Journis ein
Natel (?!). Satin-Handschuhe zeugen von Klasse (erste Primar...), die
Militärplakette ihres Vaters allerdings beweist ihre kämpferischen Qualitäten im
Bereich des emanzipatorischen Kampfes (Modell "Combat" - faschistoide Nahkampfmode
für Emanzengirlies). Ein Hosenträgerfeuerzeug sowie ein Anmeldeformular für einen
Designwettbewerb runden eine interessante Plundersammlung ab.
Anita (25) hat ausser dem obligaten Schminkzeug (warum nehmen die Tussis das Badezimmer
eigentlich nicht auch noch mit?) ein Fläschchen Vanilleessenz aus Paris mit. Also, ich
saufe ja auch hie und da ausgefallenes Zeugs, aber sooo was? Nanana, wenigstens ists
gut gegen Mundgeruch. Auch sie trägt einen Pfefferspray, leider ein typisches Merkmal
der heutigen Zeit. Sie sei Fotomodell und Sängerin steht noch, lustig, das ist so ein
blöder Beruf, von dem man meint, dass jedes zweite Tussis dieser Tätigkeit nachgeht.
Anscheinend herrscht ein grosser Bedarf nach solchen...
Marcella (19) trägt sogar ein Paar Ersatzturnschuhe mit sich mit. Seltsame Sache, mensch
stelle sich vor, ich würde ein Paar Ersatzwanderschuhe auf eine Bergtour mitschleppen.
Und Socken UND Strumpfhosen gehören wohl auch eher an die (wohlgeformten? - das Bild schweigt
sich aus) Beine und Füsse, als in die Handtasche. Sie ist jene, die am meisten Schminkutensilien
spazieren trägt. Als Schülerin hat sie das wohl nötig.... Dabei könnte mensch meinen, dass
gerade die Schule der letzte Ort sei, wo frau ihre sexuellen Reize zur Schau trägt....
Aber lassen wir das.
Handtaschen seien, so schliesst die Autorin, für die jungen Frauen von heute überlebenswichtig,
vor allem, wenn sie (wie im erwähnten Fall) in einen Club gehen. Fehlende Ersatzkleider seien
dagegen ein GAU (Grösster Anzunehmender Unfall). So auch die Vorstellung, zur richtigen
Zeit das richtige nicht dabei zu haben. Lustige Vorstellung. Vor allem, wenn mensch
bedenkt, dass die Tussis von heute offenbar ihren Beischläfern vertrauen. Nur eine
hatte nämlich Pariser mit, und für die schämte sie sich noch. Klar, dass wir Männer uns
um unser Ding kümmern müssen, aber so ein Gummi würde wohl kaum viel Platz wegnehmen - und
den Notfall, dass mensch in einer besonderen Situation ist und ausnahmsweise (sic!) den
Pariser nicht eingesteckt hat, kennen viele von uns.
Was solls. Vielleicht sollten wir Männer auch eine Handtasche zur Grundausstattung
aufnehmen. Was gehörte da hinein? Rasierzeug, After Shave, Deo, Natelakku, Ersatzkampfstiefel,
Goldener Kugelschreiber und Zigarettenschachtel. Und ein Familienpackung Pariser natürlich.
Hahaha. Ich lach mich tot.....
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