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Zürich/Baden
20.4.1997

Satire

Giftzwerge 1998

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Giftzwerge 97

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Giftzwerg 96

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Heisse Tage in Zürich

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Giftzwergverleihung 95

Vorurteile: Metropole gegen Agglo

Ich bin ein Pendler, einer von vielen und immer mehr werdenden. Statistiken haben errechnet, dass gerade in den Kantonen Zürich und Aargau viele PendlerInnen gibt. Dass also der Austausch von Wohn- und Arbeitsort hier am grössten ist. Ich gehöre zwar zu den wenigen, die aus dem Züribiet in den AG-Kanton unterwegs sind, aber vor allem der Marsch von den stadtnahen Gebieten Millionenzürichs in die Stadt ist sehr gross. Trotz dieser grossen Mobilität habe ich festgestellt, dass zwischen den BewohnerInnen beider Seiten gegenseitig grosse Verurteile und demzufolge auch Ablehnungen bestehen.

Der Aargau ist ein seltsamer Kanton. Mindestens fünf Grossregionen können unterschieden werden, die z.T. kaum wirklich urbane Strukturen haben. Ausser dem Gemeindekomplex um Baden/ Wettingen/ Neuenhof gibt es keine eigentliche Grossstadt. Dies, obschon der Aargau mit den Kleinagglomerationen Aarau und Zofingen/ Olten und insgesamt einer halben Milion KantonseinwohnerInnen eigentlich gross ist. Kein Wunder also, dass es mit der Kultur im grossen und ganzen eher schlecht beschieden ist. Es hat zwar viel davon, aber gerade Jugendkultur ist in Zürich in Hülle und Fülle vorhanden.

Deshalb sind unsere städtischen Parkplätze und Autobahnen an einzelnen Tagen (z.B. Samstag abend) überfüllt mit "Agglos". Deshalb gibt es auch in unseren Discos so viele Tussis und Fuzzis aus AG. Und dass die dann jeweils immer deutlich als solche erkennbar, weil völlig geschmacklos, sind, hängt eben damit zusammen, dass das für sie Festtage sind. Und trotzdem sind sie - wenns draufankommt, total antizürcherisch eingstellt. Und das will mir auf den Kopf. Sie profitieren von uns, aber wir sind und bleiben für sie arrogant und zu - sagen wir - progressiv. In einem schlechten Sinne. Eine Ausnahme: die Sendung "Blind date" aud TeleZüri, die unterdessen mehr partnergierige Agglos vermittelt.

Trotz einer zum Teil sozialen Einstellung in den dörflichen Strukturen ist der aargauische Konservativismus legendär. Und nicht daneben. Im Aargau kennt mensch kein links und rechts. Sogar die Linken und Progressiven sind dort konservativ. Und die Rechten sind halt eben rechtsextrem. Aber dabei immer dezidiert bürgerlich. Die betont bäuerlich-dörfliche Identität führt zu einer grossen inneren Solidarität, die wir ZürcherInnen nicht kennen. Wir streiten uns gerne und unterstreichen gerne unsere Unterschiede. Die Agglos aber haben ein zwar abgeschlossenes, aber doch nach innen solidarisches Verständnis. Solange mensch dazu gehört, können sie sehr solidarisch sein. Ausländer sind keine, wenn sie nicht als solche auffallen.

Auch der Vorwurf, dass die Agglos Auto fahren wie die Besessenen, stimmt übrigens. Wer jemals öfters auf den A1/A2/A3-Autobahnen gefahren ist, weiss das. Dies, obschon die Fahrprüfungen hart und die Kantonspolizei unerbittlich ist. Ob das mit der nun wahrlich arroganten Aussage eines Zürchers zusammenhängt, dass der AG der Kanton rechts von der Autobahn ist, glaube ich nicht. Jedoch ist die prägende Wirkung der A1 als Brücke zwischen Bern und Zürich deutlich. Und der Anschluss des Fricktals an die Basel-A3 könnte in Zukunft dasselbe bewirken. Im Durchschnitt fahren sie vielleicht nicht schlechter als die ZürcherInnen, aber sicher auch nicht besser...

Schliesslich noch zur Sprache. Die Agglos werfen uns nicht ganz zu unrecht vor, dass das breite Züridüütsch mittlerweile zu einer schweizer-hochdeutschen Mischung geworden ist. Aber dass unser genormter Dialekt arrogant klinge, verstehe ich nicht so ganz. Zumal den Agglos beispielsweise so schreckliche Dialekte wie das Ossideutsch gar nicht auffallen. Dies wiederum könnte an der "Brückenfunktion" des Kantons liegen, denn das Agglodeutsch ist eine Mischung aus den Nachbardialekten aus Bern, Basel und Zürich. Und je nachdem, wo mensch wohnt, überwiegt der eine.

Vorurteile also, die - entzerrt von der Brille eines möglichen aargauischen Minderwertigskeitskomplexes - gegenseitig herrschen, haben auf beiden Seiten ihre wahren Aspekte. Vielleicht ist das der Grund, warum mensch sich nicht versteht, vielleicht akzeptieren beide Völker einfach ihre Schwächen nicht.... Ein weiterhin interessantes Thema in Sachen Völkerkunde.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Zürich und Baden