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Satire
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Die Freie Republik Alpinien
In einem mutigen Akt von Selbstbestimmung erklären sich die zentral- und ostschweizer
Kantone Zürich, Zug, Luzern, Schaffhausen, Glarus und Schwyz von der Restschweiz für
unabhängig. Diese für viele RestschweizerInnen schockierende Nachrichte hat als erster
der Zürcher Tages-Anzeiger veröffentlicht (am 12.9.1996). Am 1. Januar 1997
soll der neue Staatenbund freier Kantone unter dem Namen "Freie Republik
Alpinien" seine Unabhängigkeit von den sozialistisch geprägten Bundeskantonen der
Restschweiz mit Hauptstadt Bern erlangen. Biwidus sprach mit dem Revolutionsführer und Ihrer
Präsidenz auf Lebenszeit in spe Christophorus I. von und zu Meilen
im späteren Grenzort Dietikon, das zehn Kilometer von der
zukünftigen Hauptstadt Zürich an der Grenze zum restschweizer Kanton Aargau liegt.
B: Ihre Präsidenz, sie haben kürzlich an einer Sitzung der Volkspartei-Regierungen
der 6 beteiligten Kantone den neuen Staat "Freie Republik Alpinien" ausgerufen,
wie kommen sie zu diesem Namen?
C: Die Schweiz darf zu ihrer alpinen Herkunft stehen, und weil
unser neuer Staatswesen sich auf diese und auf den gottbegnadeten Helden Wilhelm
Tell beruft, nennen wir es Alpinien. Und da wir uns zu den Grundsätzen der liberalen
Marktwirtschaft bekennen, ist Alpinien das einzige noch verbliebene antisozialistische
Gemeinwesen Europas.
C: Ja, aber weshalb wollen sie die Unabhängigkeit? Fühlen sie sich in der Schweiz nicht
akzeptiert? Haben sie Probleme mit den anderen Kantonen?
B: Wissen sie, allein schon, wenn wir beispielsweise mit einem St. Galler sprechen,
kommt uns fast die Galle hoch, so schrecklich ist dieser Dialekt, dasselbe gilt für
die Berner und Basler. Der Kanton Zürich, wie auch Zug und andere Kantone, sind
seit Jahrzehnten, ja Jahrhunderten, das wirtschaftliche und geistig-kulturelle Zentrum
dieses Landes gewesen. Trotz alledem wurden Zürich seit der Gründung des Bundesstaates all
die Rechte, die es verdiente, vorenthalten. Ein langweiliges Patrizierkaff wurde
Hauptstadt, mit den welschen Kantonen kamen immer mehr Armenhäuser
dazu, die aus der Stärke unseres Kantons profitierten. Und dabei wurde Zürich nicht
nur als nur einer von 26 Kantonen unterbewertet, sondern auch noch allenthalben schlecht
behandelt. Die Restschweiz hat Zürich, das sie ernährt hat, immer als eine Pestbeule
angesehen. Und damit ist jetzt ein für allemal Schluss. Zusammen mit unseren
Bruderkantonen Glarus, Zug und Schaffhausen, sowie Luzern und Schwyz ziehen wir
den Hut.
B: Spielt da nicht auch etwas verletzte Ehre mit?
C: Auch, auch. Deshalb sind wir auch traurig, auf unsere Bündner Kolonien verzichten zu
müssen. Dies gilt vor allem auch für mich persönlich, der ich dort einige grosse
Firmen und ein Schloss mein eigen nenne. Uns reicht die Bevormundung durch die anderen
ein für allemal. Der bisher praktizierte Konkordanz-Staatssozialismus,
der immer die Freiheiten der Wirtschaft beschnitten
hat, hat ein für allemal ein Ende. Zürich lässt sich nicht mehr von den armengenössigen
Kantonen des Westens, Südens und Ostens aussaugen, wir wollen unsere Wirtschaft selber
führen und von ihr profitieren. Wir wollen keinen aufgeblähten Staatsapparat mehr haben.
B: Das ist also ihre Wirtschaftspolitik. Aber was wollen sie sonst ändern in ihrem
Land?
C: Eine neue Aussen- und Sicherheitspolitik. Wir wollen gute wirtschaftliche
Beziehungen zum näheren und weiteren Ausland, also zur Restschweiz und zu Europa. Wir
sind in Verhandlungen mit Bern getreten, damit zwischen Dietikon und dem Einkaufszentrum
Spreitenbach Samstags eine offene Grenze herrscht. Sonst jedoch weisen wir jede Einmischung in
unsere Angelegenheiten zurück. Wir sind notfalls bereit, eine alpinische Bürgerwehr
zu gründen und damit unsere Grenzen vor Ausländern und anderen Eindringlingen
zu schützen. Und schon gar nicht wollen wir nach Europa, das voll ist von Vögten, die
uns ausrauben wollen. Die EU, die EFTA und die UNO sind des Teufels Werk.
B: Glauben sie, dass das Zürcher Volk ihre Initiative unterstützen wird?
C: Herr Cat, schauen sie nur um sich. Das Volk tanzt vor Freude, schwenkt Fahnen,
singt den Sechseläutenmarsch, was wollen sie noch? Dietikon wird Grenzort und
das Dietiker Volk übernimmt damit die schwere Aufgabe, die Heimat vor den Fremden
zu beschützen. Ich bin stolz auf diese Stadt und seine Menschen, in Dietikon
haben wir viele der treuesten Anhänger der Unabhängigkeit, das ist der Ort, wo die
Freiheit am stärksten ausgelebt wird.
B: Und zum Schluss noch die Frage: welche Beziehungen haben sie zu Umberto Bossi und
seiner Lega Nord?
C: Ich kenne Berti schon recht lange und bewundere die Art und Weise, wie er Padanien
vom Mafiastaat Italien getrennt hat. Wir sind im Gespräch zum Schluss gekommen, dass
Alpinien und Padanien wesens- und ethnisch verwandte Völker sind, eine engere staatliche
und vor allem wirtschaftliche Zusammenarbeit ist für beide von Vorteil. Ich möchte
auch eine Zollunion nicht ausschliessen, denn Padanien wurde von der EU als Beitrittskandidat
ausgeschlossen. Vielleicht beantragen wir beide die Aufnahme in die NAFTA...
B: Ihre Präsidenz, wir danken ihnen für dieses Gespräch.
Achtung! Dies ist eine Satire!!!
Für Biwidus: Wildcat aus der Freien Republik Alpinien
Bild: Archiv RTV Multimedia AG, leicht nachbearbeitet im Hintergrund
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