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Zürich
13.9.1996

Satire

Giftzwerge 1998

Mehr Katholiken

Giftzwerge 97

Fusion: Geld/Gott will es!

Fliegende Kühe etc.

AG <-> FC

Die Seepromenade

Journalismus als (Alp)Traumjob

Den Girls in den Sack geschaut

Giftzwerg 96

Zürich unabhängig

Zürich unabhängig

Dienstagskanzlei

Heisse Tage in Zürich

Freundlich :)

Kreuze und Nullen?

Faire Landwirtschaft

Giftzwergverleihung 95

Die Freie Republik Alpinien

In einem mutigen Akt von Selbstbestimmung erklären sich die zentral- und ostschweizer Kantone Zürich, Zug, Luzern, Schaffhausen, Glarus und Schwyz von der Restschweiz für unabhängig. Diese für viele RestschweizerInnen schockierende Nachrichte hat als erster der Zürcher Tages-Anzeiger veröffentlicht (am 12.9.1996). Am 1. Januar 1997 soll der neue Staatenbund freier Kantone unter dem Namen "Freie Republik Alpinien" seine Unabhängigkeit von den sozialistisch geprägten Bundeskantonen der Restschweiz mit Hauptstadt Bern erlangen. Biwidus sprach mit dem Revolutionsführer und Ihrer Präsidenz auf Lebenszeit in spe Christophorus I. von und zu Meilen im späteren Grenzort Dietikon, das zehn Kilometer von der zukünftigen Hauptstadt Zürich an der Grenze zum restschweizer Kanton Aargau liegt.

B: Ihre Präsidenz, sie haben kürzlich an einer Sitzung der Volkspartei-Regierungen der 6 beteiligten Kantone den neuen Staat "Freie Republik Alpinien" ausgerufen, wie kommen sie zu diesem Namen?

C: Die Schweiz darf zu ihrer alpinen Herkunft stehen, und weil unser neuer Staatswesen sich auf diese und auf den gottbegnadeten Helden Wilhelm Tell beruft, nennen wir es Alpinien. Und da wir uns zu den Grundsätzen der liberalen Marktwirtschaft bekennen, ist Alpinien das einzige noch verbliebene antisozialistische Gemeinwesen Europas.

C: Ja, aber weshalb wollen sie die Unabhängigkeit? Fühlen sie sich in der Schweiz nicht akzeptiert? Haben sie Probleme mit den anderen Kantonen?

B: Wissen sie, allein schon, wenn wir beispielsweise mit einem St. Galler sprechen, kommt uns fast die Galle hoch, so schrecklich ist dieser Dialekt, dasselbe gilt für die Berner und Basler. Der Kanton Zürich, wie auch Zug und andere Kantone, sind seit Jahrzehnten, ja Jahrhunderten, das wirtschaftliche und geistig-kulturelle Zentrum dieses Landes gewesen. Trotz alledem wurden Zürich seit der Gründung des Bundesstaates all die Rechte, die es verdiente, vorenthalten. Ein langweiliges Patrizierkaff wurde Hauptstadt, mit den welschen Kantonen kamen immer mehr Armenhäuser dazu, die aus der Stärke unseres Kantons profitierten. Und dabei wurde Zürich nicht nur als nur einer von 26 Kantonen unterbewertet, sondern auch noch allenthalben schlecht behandelt. Die Restschweiz hat Zürich, das sie ernährt hat, immer als eine Pestbeule angesehen. Und damit ist jetzt ein für allemal Schluss. Zusammen mit unseren Bruderkantonen Glarus, Zug und Schaffhausen, sowie Luzern und Schwyz ziehen wir den Hut.

B: Spielt da nicht auch etwas verletzte Ehre mit?

C: Auch, auch. Deshalb sind wir auch traurig, auf unsere Bündner Kolonien verzichten zu müssen. Dies gilt vor allem auch für mich persönlich, der ich dort einige grosse Firmen und ein Schloss mein eigen nenne. Uns reicht die Bevormundung durch die anderen ein für allemal. Der bisher praktizierte Konkordanz-Staatssozialismus, der immer die Freiheiten der Wirtschaft beschnitten hat, hat ein für allemal ein Ende. Zürich lässt sich nicht mehr von den armengenössigen Kantonen des Westens, Südens und Ostens aussaugen, wir wollen unsere Wirtschaft selber führen und von ihr profitieren. Wir wollen keinen aufgeblähten Staatsapparat mehr haben.

B: Das ist also ihre Wirtschaftspolitik. Aber was wollen sie sonst ändern in ihrem Land?

C: Eine neue Aussen- und Sicherheitspolitik. Wir wollen gute wirtschaftliche Beziehungen zum näheren und weiteren Ausland, also zur Restschweiz und zu Europa. Wir sind in Verhandlungen mit Bern getreten, damit zwischen Dietikon und dem Einkaufszentrum Spreitenbach Samstags eine offene Grenze herrscht. Sonst jedoch weisen wir jede Einmischung in unsere Angelegenheiten zurück. Wir sind notfalls bereit, eine alpinische Bürgerwehr zu gründen und damit unsere Grenzen vor Ausländern und anderen Eindringlingen zu schützen. Und schon gar nicht wollen wir nach Europa, das voll ist von Vögten, die uns ausrauben wollen. Die EU, die EFTA und die UNO sind des Teufels Werk.

B: Glauben sie, dass das Zürcher Volk ihre Initiative unterstützen wird?

C: Herr Cat, schauen sie nur um sich. Das Volk tanzt vor Freude, schwenkt Fahnen, singt den Sechseläutenmarsch, was wollen sie noch? Dietikon wird Grenzort und das Dietiker Volk übernimmt damit die schwere Aufgabe, die Heimat vor den Fremden zu beschützen. Ich bin stolz auf diese Stadt und seine Menschen, in Dietikon haben wir viele der treuesten Anhänger der Unabhängigkeit, das ist der Ort, wo die Freiheit am stärksten ausgelebt wird.

B: Und zum Schluss noch die Frage: welche Beziehungen haben sie zu Umberto Bossi und seiner Lega Nord?

C: Ich kenne Berti schon recht lange und bewundere die Art und Weise, wie er Padanien vom Mafiastaat Italien getrennt hat. Wir sind im Gespräch zum Schluss gekommen, dass Alpinien und Padanien wesens- und ethnisch verwandte Völker sind, eine engere staatliche und vor allem wirtschaftliche Zusammenarbeit ist für beide von Vorteil. Ich möchte auch eine Zollunion nicht ausschliessen, denn Padanien wurde von der EU als Beitrittskandidat ausgeschlossen. Vielleicht beantragen wir beide die Aufnahme in die NAFTA...

B: Ihre Präsidenz, wir danken ihnen für dieses Gespräch.

Achtung! Dies ist eine Satire!!!


Für Biwidus: Wildcat aus der Freien Republik Alpinien
Bild: Archiv RTV Multimedia AG, leicht nachbearbeitet im Hintergrund