|
Satire
Giftzwerge 1998
Mehr Katholiken
Giftzwerge 97
Fusion: Geld/Gott will es!
Fliegende Kühe etc.
AG <-> FC
Die Seepromenade
Journalismus als (Alp)Traumjob
Den Girls in den Sack geschaut
Giftzwerg 96
Zürich unabhängig
Zürich unabhängig
Dienstagskanzlei
Heisse Tage in Zürich
Freundlich :)
Kreuze und Nullen?
Faire Landwirtschaft
Giftzwergverleihung 95
|
|
Der Goldene Giftzwerg 1996
Es ist mal wieder Jahresschluss. Das schnöde Jahr 1996 geht endlich zu Ende, viele
bereiten schon die grossen Besäufnisse des ultimativen Festes vor, andere überlegen sich, mit
welchem Gift sie ihre Liebsten um die Ecke bringen können. Wie schon
letztes Jahr erkor Biwidus deshalb die zehn übelsten Narren und (zumindest
hypothetisch) Närrinnen des Jahres. Ihnen wird die Biwidus-Redaktion in den nächsten
Tagen offiziell den Goldenen Giftzwerg für den übelsten Narren, resp. die närrischste
Tat weit und breit, resp. jen- und diesseits des Andromeda-Nebels übergeben. Und am
liebsten würden wir uns selbst über die Bestplazierten übergeben.
Biwidus stellt seiner geehrten LeserInnenschaft in dieser Ausgabe exklusiv die
Top Ten vor und zwar (um die Spannung aufrecht zu erhalten) in umgekehrter
Reihenfolge und samt einer Kurzfassung der Laudatios, die wieder vom bekannten irischen
Dichter Phil O'Soff gehalten worden sind.
10. Die Warlords in Serbien
Wieso die Führer der (bosnischen) Serben wieder unter die Top Ten des Goldenen Giftzwergs
gekommen sind, liegt ja wohl auf der Hand. Die Mörder-Quadriga Milosevic, Mladic, Karadzic und
Seselj spottet jeder Menschlichkeit und ist eine Beleidigung für die Tierwelt. Sie verdienen
alle einen Giftzwerg samt Peitschenhiebe auf Lebenszeit, ein Hohn also, dass die Leute noch immer
leben und frei rumlaufen.
9. Take that, Tic Tac Toe und die anderen kommerzstrategischen Boy- und Girlgroups
Ob das Musik ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Aber wer sich heute als
erwachsener Musikfan aufregen will, hört sich die vielen Boygroups und Girlgroups an,
die so in der "Hitparade" (von Gabi "Würg" Felder) rumkreuchen und- fleuchen.
Take that haben sich zum Glück aufgelöst,
aber ihre künstlichen Kollegen lallen noch immer munter weiter, genau so wie ihre
weiblichen Kommerzpendents wie z.B. Tic Tac Toe, über die
wir zwei Mal berichtet haben. Wäääk pfui!
8. Klaus Kappeler
Nur wenige wissen, wer Züri 1 erfolgreich demontiert hat, nämlich die
medialen Gschäftlimacher um den hiesigen RTL-Statthalter Klaus Kappeler (IPM, Radio Z und
Curti-Medien). Der Sender hätte ihm viel Geld einbringen sollen. Hat er aber nicht,
dafür einen Riesenverlust und der Medienwelt ein "schlechtes Beispiel" für Geldmacherei
produziert.
Platz 8 für den Medienzaren, weiter so! Bei Star TV
hängt er ja mit seiner Werbefirma IP Multimedia auch mit drin.
7. David de Pury und seine abbauenden Weissbüchler
Abbauen, wo es geht, haben sich die Oekonomie-Experten um den Industrietheoretiker
David De Pury überlegt und das "Weissbuch Mut zum Aufbruch" geschrieben, eine
vielbeachtete Bibel der Staatsabbauer, wo in bünzlihafter Genauigkeit steht, wie und
wo man sparen kann, um den Standort Schweiz wettbewerbsfähiger zu machen. Das ganze hat
einen Haken: die Lohnabhängigen und der Staat haben in diesem Konzept (wenn überhaupt)
nur eine Statistenrolle: they should just fuck off! So nicht, meine Herren in Kravatte.
6. VPM und Konsorten
Der Verein für psychologische Menschenkenntnis VPM, besser bekannt als
der Verein für pathologische Menschenverarschung VPM, führte auch im Jahr 1996
verschiedene Aktionen durch, die von sektenhafter Menschenunkenntnis zeugen. Darunter
vor allem die Propaganda für die Initiative "Jugend ohne Drogen", wobei sie - wie bei
der Jugendsession 1996 - auch tief in die Trickkiste der Gemeinheiten
griff. Lasst die Finger davon! Nicht von den Drogen meine ich (so`n kleines Oefeli
täte euch mal gut), sondern von eurem autoritären Getue. Legalize it! Das ist die
Botschaft der Vernunft. Wir lassen uns doch nicht eine ganze Generation vor die Hunde
gehen (resp. kriminalisieren), nur weil ihr keine Vernunft annehmen wollt!
5. Bischof Haas
Jaja. Es gibt ihn immer noch, den erzkonservativen Papisten und Führer der Vereinigung
Opium Dei. Seine Ideen widersprechen nicht nur jeder Vernunft (das allein ist ja leider
nichts schlimmes), nein, er hat vor allem noch immer nicht eingesehen, wie useless
er geworden ist. Spätestens nachdem ihm alle seine Schweizer Mitbischöfe ihr Vertrauen
entzogen haben. Schon lange ist er keine Autorität mehr bei seinen Schäfchen, doch wen
kümmerts? Ihn nicht, und den heilgen Stuhl (das soll KEINE Bemerkung aus dem
Fäkalbereich sein!) von Rom auch nicht. Stellt sich also die Frage: wie lange noch?
4. Die Feldschlösschen-Spitze
Für uns Zürcher war das wohl die grösste Katastrophe seit der Affäre Kopp, die
Uebernahme des Zürcher Traditionsbrauers Hürlimann vom Aargauer(!)
Feldschlösschen-Bier. Nicht nur, dass jetzt das Zürcher Bier im aargauischen
Rheinfelden gebraut wird, auch stehen plötzlich hunderte von Brauern auf der Strasse
und eine grosse Fabrik still. Wenn das nicht ein ökonomischer Unsinn
ist! Also, ich trinke kein Hürlimann mehr, sobald es nicht mehr mit dem Wasser unter dem
Manesse-Friedhof gebraut wird, nee, dann streike ich lieber aus
Solidarität!
3. Bobby Neukomm
Eigentlich wäre er ein Sozi, ein Vertreter der Arbeiterklasse und der fortschrittlichen
Kräfte. Am 1. Mai liess er seine Stapo nicht nur gegen die
Jung-Terroristen des Revoluzzionären Abbruchs vorrücken, sondern auch gegen die
FestteilnehmerInnen auf dem Zeughausareal; wirklich nicht die feine englische. Tausende
von friedlichen Festenden (mit Chind und Chegel, wie wir ZürcherInnen sagen) wurden
dabei in Tränen- und Kampfgas gehüllt. Ob er selber das befohlen hat oder einfach nur die
Kontrolle über seine Bluthunde verlor, ist egal. Ein Geniestreich war dieser Einsatz
auf alle Fälle nicht und
bringt ihn als ersten Vertreter der "Linken" in den Genuss einer Plazierung im Goldenen
Giftzwerg-Rennen - und sogleich auf den dritten Platz. Eine Meisterleistung, lieber
Genosse! Und der bronzerne Giftzwerg ist dir gewiss! Wer weiss, vielleicht erhältst du
nach dem nächsten 1. Mai den silbernen...
2. Ernst Buschor
Nicht, dass er anlässlich der Luxparade erhellt worden wäre!
Der Zürcher Erziehungsdirektor hätte im Prinzip dort bleiben sollen, wo der Pfeffer
wächst - in der Handelshochschule St. Gallen, wo er als Rektor elitäre Staatsabbauer
und bürgerliche Herrensöhne gedrillt hat. Mit seinen ökonomischen Theorien hat der
Verwaltungswissenschaftler die "Reform" der Zürcher Regierung und Erziehungsdirektion
in die eiserne Hand genommen. Und die Studis dürfen das auslöffeln. Dabei ist es ihm -
und deshalb verdient er eben den silbernen Giftzwerg - nicht mal klar, warum seine
KundInnen (Studis und MittelschülerInnen) von seinen Streichkonzerten nicht gerade
begeistert sind. Wenn er weiterhin in dieser Position bleibt, wird er sich wohl bald
mal selbst wegrationalisieren. Und dieser Augenblick ist der Lichtblick für alle Studis.
1. Christoph "El massimo lider" Blocher
Der Pfarrerssohn und ausgebildete Bauer aus Meilen hat sich im Jahr 1995 zum
Schreckgespenst aller fortschrittlich Denkenden in der Schweiz gemausert. Und im
nachfolgenden Jahr hat er sich die Ehren als der grösste Politfeldherr aller Zeiten verdient,
obschon er und seine Jünger an der letzten Abstimmung gescheitert sind. Ein Mann, dem Medien
und Volk soo hörig sind, verdient diese Auszeichnung mit "links". Ob er mit seinen
nächsten politischen Schachzügen durchkommt, sei dahingestellt. In der Westschweiz hat
mensch ihn jedenfalls gleich gern, wie in der Biwidus-Redaktion. Eines muss man ihm ja
lassen: rhetorisch ist er top, und seine ungebändigte Gier nach Macht macht ihn äusserst
erfinderisch. Trotzdem sind seine mittelalterlichen Darbietungen eine amüsante
Lächerlichkeit und ein Freilichtmuseum mit einem Möchtegern-Winkelried ("wer hät mi
gschupft?"). Dass er dabei erst recht dem Rechtsextremismus in der Schweiz Tür und Tor
geöffnet hat, hat nicht nur eine offizielle Studie feststellen müssen, mensch erkennt
das auch sonst an der Propaganda seiner Partei und mit ihm verbündeter Kreise. Nachdem
er letztes Jahr knapp von Atom-Chriac überrundet worden war, ist es uns diesmal eine
ausserordentiche Ehre, ihm den "Golden Giftzwerg" als närrisschsten aller Narren überreichen
zu dürfen. Ihre Pestilenz ist im Biwidus zwei Mal zentral vorgekommen, nämlich während der
Verleihung des Goldenen Giftzwergs 1995 und im Artikel über die
"Freie Republik Alpinien".
|