zur Frontseite
Schlieren
10.12.1996

Satire

Giftzwerge 1998

Mehr Katholiken

Giftzwerge 97

Fusion: Geld/Gott will es!

Fliegende Kühe etc.

AG <-> FC

Die Seepromenade

Journalismus als (Alp)Traumjob

Den Girls in den Sack geschaut

Giftzwerg 96

Zürich unabhängig

Zürich unabhängig

Dienstagskanzlei

Heisse Tage in Zürich

Freundlich :)

Kreuze und Nullen?

Faire Landwirtschaft

Giftzwergverleihung 95

Der Goldene Giftzwerg 1996

Es ist mal wieder Jahresschluss. Das schnöde Jahr 1996 geht endlich zu Ende, viele bereiten schon die grossen Besäufnisse des ultimativen Festes vor, andere überlegen sich, mit welchem Gift sie ihre Liebsten um die Ecke bringen können. Wie schon letztes Jahr erkor Biwidus deshalb die zehn übelsten Narren und (zumindest hypothetisch) Närrinnen des Jahres. Ihnen wird die Biwidus-Redaktion in den nächsten Tagen offiziell den Goldenen Giftzwerg für den übelsten Narren, resp. die närrischste Tat weit und breit, resp. jen- und diesseits des Andromeda-Nebels übergeben. Und am liebsten würden wir uns selbst über die Bestplazierten übergeben.

Biwidus stellt seiner geehrten LeserInnenschaft in dieser Ausgabe exklusiv die Top Ten vor und zwar (um die Spannung aufrecht zu erhalten) in umgekehrter Reihenfolge und samt einer Kurzfassung der Laudatios, die wieder vom bekannten irischen Dichter Phil O'Soff gehalten worden sind.

10. Die Warlords in Serbien

Wieso die Führer der (bosnischen) Serben wieder unter die Top Ten des Goldenen Giftzwergs gekommen sind, liegt ja wohl auf der Hand. Die Mörder-Quadriga Milosevic, Mladic, Karadzic und Seselj spottet jeder Menschlichkeit und ist eine Beleidigung für die Tierwelt. Sie verdienen alle einen Giftzwerg samt Peitschenhiebe auf Lebenszeit, ein Hohn also, dass die Leute noch immer leben und frei rumlaufen.

9. Take that, Tic Tac Toe und die anderen kommerzstrategischen Boy- und Girlgroups

Ob das Musik ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Aber wer sich heute als erwachsener Musikfan aufregen will, hört sich die vielen Boygroups und Girlgroups an, die so in der "Hitparade" (von Gabi "Würg" Felder) rumkreuchen und- fleuchen. Take that haben sich zum Glück aufgelöst, aber ihre künstlichen Kollegen lallen noch immer munter weiter, genau so wie ihre weiblichen Kommerzpendents wie z.B. Tic Tac Toe, über die wir zwei Mal berichtet haben. Wäääk pfui!

8. Klaus Kappeler

Nur wenige wissen, wer Züri 1 erfolgreich demontiert hat, nämlich die medialen Gschäftlimacher um den hiesigen RTL-Statthalter Klaus Kappeler (IPM, Radio Z und Curti-Medien). Der Sender hätte ihm viel Geld einbringen sollen. Hat er aber nicht, dafür einen Riesenverlust und der Medienwelt ein "schlechtes Beispiel" für Geldmacherei produziert. Platz 8 für den Medienzaren, weiter so! Bei Star TV hängt er ja mit seiner Werbefirma IP Multimedia auch mit drin.

7. David de Pury und seine abbauenden Weissbüchler

Abbauen, wo es geht, haben sich die Oekonomie-Experten um den Industrietheoretiker David De Pury überlegt und das "Weissbuch Mut zum Aufbruch" geschrieben, eine vielbeachtete Bibel der Staatsabbauer, wo in bünzlihafter Genauigkeit steht, wie und wo man sparen kann, um den Standort Schweiz wettbewerbsfähiger zu machen. Das ganze hat einen Haken: die Lohnabhängigen und der Staat haben in diesem Konzept (wenn überhaupt) nur eine Statistenrolle: they should just fuck off! So nicht, meine Herren in Kravatte.

6. VPM und Konsorten

Der Verein für psychologische Menschenkenntnis VPM, besser bekannt als der Verein für pathologische Menschenverarschung VPM, führte auch im Jahr 1996 verschiedene Aktionen durch, die von sektenhafter Menschenunkenntnis zeugen. Darunter vor allem die Propaganda für die Initiative "Jugend ohne Drogen", wobei sie - wie bei der Jugendsession 1996 - auch tief in die Trickkiste der Gemeinheiten griff. Lasst die Finger davon! Nicht von den Drogen meine ich (so`n kleines Oefeli täte euch mal gut), sondern von eurem autoritären Getue. Legalize it! Das ist die Botschaft der Vernunft. Wir lassen uns doch nicht eine ganze Generation vor die Hunde gehen (resp. kriminalisieren), nur weil ihr keine Vernunft annehmen wollt!

5. Bischof Haas

Jaja. Es gibt ihn immer noch, den erzkonservativen Papisten und Führer der Vereinigung Opium Dei. Seine Ideen widersprechen nicht nur jeder Vernunft (das allein ist ja leider nichts schlimmes), nein, er hat vor allem noch immer nicht eingesehen, wie useless er geworden ist. Spätestens nachdem ihm alle seine Schweizer Mitbischöfe ihr Vertrauen entzogen haben. Schon lange ist er keine Autorität mehr bei seinen Schäfchen, doch wen kümmerts? Ihn nicht, und den heilgen Stuhl (das soll KEINE Bemerkung aus dem Fäkalbereich sein!) von Rom auch nicht. Stellt sich also die Frage: wie lange noch?

4. Die Feldschlösschen-Spitze

Für uns Zürcher war das wohl die grösste Katastrophe seit der Affäre Kopp, die Uebernahme des Zürcher Traditionsbrauers Hürlimann vom Aargauer(!) Feldschlösschen-Bier. Nicht nur, dass jetzt das Zürcher Bier im aargauischen Rheinfelden gebraut wird, auch stehen plötzlich hunderte von Brauern auf der Strasse und eine grosse Fabrik still. Wenn das nicht ein ökonomischer Unsinn ist! Also, ich trinke kein Hürlimann mehr, sobald es nicht mehr mit dem Wasser unter dem Manesse-Friedhof gebraut wird, nee, dann streike ich lieber aus Solidarität!

3. Bobby Neukomm

Eigentlich wäre er ein Sozi, ein Vertreter der Arbeiterklasse und der fortschrittlichen Kräfte. Am 1. Mai liess er seine Stapo nicht nur gegen die Jung-Terroristen des Revoluzzionären Abbruchs vorrücken, sondern auch gegen die FestteilnehmerInnen auf dem Zeughausareal; wirklich nicht die feine englische. Tausende von friedlichen Festenden (mit Chind und Chegel, wie wir ZürcherInnen sagen) wurden dabei in Tränen- und Kampfgas gehüllt. Ob er selber das befohlen hat oder einfach nur die Kontrolle über seine Bluthunde verlor, ist egal. Ein Geniestreich war dieser Einsatz auf alle Fälle nicht und bringt ihn als ersten Vertreter der "Linken" in den Genuss einer Plazierung im Goldenen Giftzwerg-Rennen - und sogleich auf den dritten Platz. Eine Meisterleistung, lieber Genosse! Und der bronzerne Giftzwerg ist dir gewiss! Wer weiss, vielleicht erhältst du nach dem nächsten 1. Mai den silbernen...

2. Ernst Buschor

Nicht, dass er anlässlich der Luxparade erhellt worden wäre! Der Zürcher Erziehungsdirektor hätte im Prinzip dort bleiben sollen, wo der Pfeffer wächst - in der Handelshochschule St. Gallen, wo er als Rektor elitäre Staatsabbauer und bürgerliche Herrensöhne gedrillt hat. Mit seinen ökonomischen Theorien hat der Verwaltungswissenschaftler die "Reform" der Zürcher Regierung und Erziehungsdirektion in die eiserne Hand genommen. Und die Studis dürfen das auslöffeln. Dabei ist es ihm - und deshalb verdient er eben den silbernen Giftzwerg - nicht mal klar, warum seine KundInnen (Studis und MittelschülerInnen) von seinen Streichkonzerten nicht gerade begeistert sind. Wenn er weiterhin in dieser Position bleibt, wird er sich wohl bald mal selbst wegrationalisieren. Und dieser Augenblick ist der Lichtblick für alle Studis.

1. Christoph "El massimo lider" Blocher

Der Pfarrerssohn und ausgebildete Bauer aus Meilen hat sich im Jahr 1995 zum Schreckgespenst aller fortschrittlich Denkenden in der Schweiz gemausert. Und im nachfolgenden Jahr hat er sich die Ehren als der grösste Politfeldherr aller Zeiten verdient, obschon er und seine Jünger an der letzten Abstimmung gescheitert sind. Ein Mann, dem Medien und Volk soo hörig sind, verdient diese Auszeichnung mit "links". Ob er mit seinen nächsten politischen Schachzügen durchkommt, sei dahingestellt. In der Westschweiz hat mensch ihn jedenfalls gleich gern, wie in der Biwidus-Redaktion. Eines muss man ihm ja lassen: rhetorisch ist er top, und seine ungebändigte Gier nach Macht macht ihn äusserst erfinderisch. Trotzdem sind seine mittelalterlichen Darbietungen eine amüsante Lächerlichkeit und ein Freilichtmuseum mit einem Möchtegern-Winkelried ("wer hät mi gschupft?"). Dass er dabei erst recht dem Rechtsextremismus in der Schweiz Tür und Tor geöffnet hat, hat nicht nur eine offizielle Studie feststellen müssen, mensch erkennt das auch sonst an der Propaganda seiner Partei und mit ihm verbündeter Kreise. Nachdem er letztes Jahr knapp von Atom-Chriac überrundet worden war, ist es uns diesmal eine ausserordentiche Ehre, ihm den "Golden Giftzwerg" als närrisschsten aller Narren überreichen zu dürfen. Ihre Pestilenz ist im Biwidus zwei Mal zentral vorgekommen, nämlich während der Verleihung des Goldenen Giftzwergs 1995 und im Artikel über die "Freie Republik Alpinien".

Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Schlieren