Oktoberfest für ZürcherInnen
Ich bin ein bekennender Bierfan. Trotzdem hatte ich ein mulmiges Gefühl,
als ich zum zweiten Mal in meinem Leben an ein Oktoberfest ging. Zwar wieder
nur an dasjenige von Zürich auf dem Bauschänzli. Aufgrund des Originals
erwartete ich bierselige Stimmung, aber auch besoffene Primitivlinge,
schuhblättlernde Bayern, dicke Saugesichtige und viel, viel
Volksmusik-Lärm.
Mr. Biwidus und ich wurden kaum enttäuscht. Zwar war das Bier tatsächlich
aus dem Aargau (Hürlimann - war mal früher ein Zürcher Bier), aber es
kostete immerhin 12.50 Fränkli, ein stolzer Preis für einen Liter. Und auch
alles andere war passend. Beim Reingehen schon wurden uns die vielen
blauweissen Fahnen gewahr, die aber nicht das Blauweiss der Limmatstadt waren,
sondern die Farben seiner Majestät, des Königs Ludwigs des Zweiten von
Bayern.
Auch sonst war vieles München in Miniatur. Zum Oktoberfest gehören die
mörderischen "Masssssss", ein Liter Bier, der einfährt. Und die Frolleins im
Dirndl (man und frau möge mir diesen unkorrekten Ausdruck der Pressefreiheit
wegen verzeihen) mit Unmassen von Mass in den unmassigen Armen. Selbst das
ach so feine Gut der Weisswurst fehlte nicht, eine geniale Erfindung mit
süssem Senf. Zwar waren die Preise bei allen Konsumationen sehr respektabel.
Dafür bekam der festungewohnte Herr Schweizer und die verehrteste Frau
Schweizerin einiges an Oktoberfest geboten.
Eine Kapelle spielte auf.... Meines Erachtens ein notwendiges Uebel, denn
ab diesem Sound wurde mir ebenso. Im Festzelt war nicht nur Stimmung, sondern
auch heiss (wenigstens aber gut gelüftet). Deshalb und dank der vielen
reservierten Gruppen von Einheimischen wurde wenigstens in unserem Beisein
nicht auf den Tischen getanzt. Die Wellen schlugen dennoch hoch, die WCs waren
bald von pissenden Besoffenen besetzt, und die Leute beim Nachschub kamen
nicht mehr nach.
Aber trotzdem war das 2. Zürcher Oktoberfest für das Biwidusteam ein
gelungenes. Bierselig, wenn auch belästigt von ein paar betrunkenen
Chics, zogen wir gen Hause, zu einem noch viel hartnäckigereren Kater.
Und auf unseren Lippen ein dreifaches "Sakra!!!" auf das Bier...
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