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15.2.96

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Extra ?

Ach ich liebe sie, diese netten Zeitschrifte über Gott und die Welt, die man gratis am Bahnhof oder sonstwo erhält und die man dann lächelnd auf der Heimfahrt lesen kann, anstatt die öden Leute in der S-Bahn anschauen zu müssen.


Denn meisstens sind die Texte in diesen Heften so konstruiert, dass es noch recht unterhaltsam ist. Gab es ja auch schon im Biwidus. "Extrablatt" hat seinen Ursprung, ja woher eigentlich? Steht nicht drin, aber es geht hauptsächlich um christliche Themen. Nun, ich habe nichts gegen Gott, ein bisschen was gegen Jesus, und ziemlich viel gegen das Christentum. Meiner Meinung nach sollte eine Institution, die in der Geschichte des Menschen soviel Leid und Tod ausgelöst hat, sich selber auflösen. Doch zurück zur Zeitschrift.

Als "Aussage NULL" konnte man das Teil zusammenfassen. Etwa zur Hälfte sind die Seiten gefüllt mit Berichten von Leuten, die dem Tod sehr nahe gewesen sein sollen, oder so etwas wenigstens gefühlt haben. Einer wurde von einer giftigen Qualle gepackt, der andere verbrannte sich 90% seiner Hautoberfläche. Die Berichte werden aber weder hinterfragt noch interpretiert. Wenn jemand sagt, er hab in seiner schweren Krankheit irgendwas neben seinem Bett stehen sehen, dann wird das einfach so abgedruckt, ohne weiteren Kommentar.

Der einzige Text, der den Fisch in der Titelschrift rechtfertigt, ist ein kleines Gebet, das einigermassen an die Titelstory mit der Überschrift "Gibt es ein Leben vor dem Tod" anknüpft. Sonst aber wirklich nur aufgeblasenes Blabla in kurzen Sätzen, obs wahr oder übertrieben oder erfunden ist, was dasteht, ist weder zu beweisen noch wichtig. Zwei besonders unglücklich geratene Dinge sind: Eine Filmkritik von "Flatliners", die wirklich gar nichts eigenes des Autors enhält, sondern nur eine zweiseitige Beschreibung der Handlung ist mit dem abschliessenden Satz "Schauen sie sich diesen Film mal mit anderen Augen an..." (Gemeint ist, man solle die Ausserkörperlichen Erfahrungen der Helden ernst nehmen; danke für den Hinweis, auf die Idee wäre ich selber nie gekommen, bisher meinte ich immer, das seinen Werbepausen.) Der zweite Tiefpunkt ist ziemlich geschmacklos. Neben der Story, von dem Mann, dessen Haut zu 90% verbrannt war, und dem man stückweise wieder Haut verpflanzt hat, und der gerade auf dieser Seite seine durchlöcherte Arbeitkleidung zeigt, ist ein Inserat mit folgendem Inhalt plaziert: "Haben Sie Ihre Lederjache beschädigt? Risse, Löcher, Abschürfungen werden bei uns NAHTLOS BESEITIGT! Rufen Sie uns an...".

Tja, was soll ich noch weiters sagen zu der Zeitschrift, ich habe mich weder dafür interessieren, noch darüber aufregen können.



Biwidus (EMail) ohne rechte Begeisterung