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1.10.1998

Hefte

Natel-Heft

Ein weiteres Internet-Heft

Erotischer Sprachführer

Typisch trendiger Kult

Keks-die Badner Jugendzeitschrift

Buch der Langeweile

Ein Heft für den Abfall

Kamasutra für Frauen

Trendguide: ein Führer für Jugendliche

Was junge Linke vom Netz halten

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Volksblatt

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Auszug aus der _Freiheit

Ein Heft für Natelbenützer?

Dass ich als NatelbenützER für viele und immer mehr werdende Firmen aus dem Telekommunikationsbereich interessant sein werde, habe ich gewusst. Aber dass das so schlimm sein würde, dass ich von Natelheftchen bombardiert werde, hätte ich nie gedacht. Nach dem doch eher lifestyleangehauchten Heftchen "Netz" hatte ich jetzt das swisscomeigene "Natel" im Briefkasten (snail...), ein wirklich phantasiegeladener Titel (der Untertitel ist noch schlimmer: ... das Magazin für mobile Menschen...!)!

Natel Titelbild Das Prinzip ist bei der Swisscom-Redaktion noch einfacher, als beim eher allgemein gehaltenen "Netz". Grundsätzlich geht es um das Motto "Ohne Natel geht nichts", das Hauptthema der ersten Ausgabe. Dabei wird über lang oder breit ausgelegt, warum nun der mobile Mensch das piepsende und immer kleiner werdende Teil so dringend braucht, als ob es die Luft zum Atmen wäre. Und überhaupt: wer mobil ist, also beispielsweise arbeitet (Aerztin), sonst viel unterwegs ist (Mutter), wer weit im Gjätt wohnt (eine junge Aelplerin aus der Bergwelt... so gut ist die Abdeckung?) oder einfach ein Promi ist, ist gut bedient mit einem Natel.

Aber!!! Mit mehreren Ausrufezeichen. Was mir bei der Lektüre (als kommerzkritischer Mann) besonders auffiel, ist die Botschaft der Swisscom mobile: Leute, wir haben noch zu wenige Frauen mit Natels, Frauen also, die ihr das lest, lasst jede Zweifel fahren und hängt euch ans Netz! Wohl nicht ganz im Sinn der politischen Emanzipation werden im ganzen Heft nur Frauen als mögliche Benützerinnen genannt. Stossend ist das nicht im mindesten, aber auffällig, denn die sieben genannten NatelistInnen sollen Vorbildfunktion haben, die Frauen aller Länder und Netze sollen sich vereinigen, äh, ver-netz-en!

Natel Bauerin Sonst erfüllt das neue Natelmagazin eigentlich alle Anforderungen, die an ein Hochglanzmagazin gestellt werden. Aber auch da fällt etwas auf. Dafür, dass die JournalistInnen des Ex-Monopolisten eines der auflagestärksten Medien der Schweiz kreiert haben (1'100'000 Auflage!!!), ist es überraschend seicht und langweilig. Die Geschichten mit den weiblichen Natelstars sind vielleicht zwar informativ über die Frauen selbst und ihre Tätigkeit, und Personalisierungen sind heute "in", aber so uninformativ zum Thema Natel muss es nun doch nicht sein.

Ein Lichtblick: das "Natel" ist wohl eines der werbeärmsten Medien im Land, nur eine Seite über Blubberlampen (eben die "Lichtblicke") ist als "Werbung" zu verstehen, sonst können die RedaktorInnen nach Herzenslust schreiben. Ach ja, auch für Shampoo wird geworben, schliesslich muss auch beim Telefonieren das Um"feld" rund ums Natel stimmen. Besonders schlimm sind der Veranstaltungskalender und der Comic, die sind wirklich nur Füllmaterial. Da man ja eine Kritik immer positiv aufhören soll, noch dies zum Schluss: die "kleinen Anzeigen" sind echt witzig, da sie in der ersten Ausgabe nur mit humoristischen Platzhaltern (sogenannten Dummies) gefüllt sind, z.B.: "Suche Columbus, der mit mir (weibl. 30) zwei Monate lang Amerika entdeckt 079 000 00 00." :-)



Für Biwidus: Wildcat (EMail) (keine Frau)