Die Zürcher Jugendsession 1997
Die Jugendsession 1997 hat die Besonderheit, dass sie gar nicht in diesem
Jahr stattfindet, sondern erst im Januar 1998. Letzte Woche war aber
die grösste der acht Vorsessionen, die Regionalsession in Zürich. Dabei
haben sich an die hundert Jugendliche zum Thema Europa geäussert. Fünf
Unterthemen waren angesagt, jede Arbeitgruppe behandelte eine davon. Es
ging um Umwelt, Wirtschaft (zwei Mal), Frieden und die Sozialcharta.
Begonnen hat alles im Kantonsratssaal, als der (zufällig anwesende)
Präsident des Kantonsparlaments seine Worte an die lieben Kinderlein
richtete. Bezeichnend war seine Kritik, es habe ihn niemand darauf aufmerksam
gemacht, dass in Zürich ein Jugendparlament tage. Welches Jugendparlament?
Laut OK-Mitgleid Rahel El-Maawi waren alle Ratsmitglieder eingeladen
worden. Eine besondere Einladung galt aber der jüngsten Kantonsrätin,
der Winterthurer Jugendlobbyistin Chantal Galladé.
Der Gast (die Gästin?) erzählte über ihre politische Vergangenheit und die
Aehnlichkeit der Eindrücke zwischen ihren ersten Erlebnissen und dieser
Session für die jungen TeilnehmerInnen. Dann zogen sich die Gruppen in die
Kommissionsräume zurück. Das Ziel für die Gruppen und die jeweils zwei
Leitenden war, eine Forderung zuhanden des samstagnachmittaglichen
Plenums zu verfassen.
Es wurde den Tag durch gearbeitet, die einen kamen weiter, die anderen
etwas weniger weit. Am Abend war dafür gross Ausgang angesagt. Dieser Teil
wurde von den meisten Kids dann auch geschätzt. Die letzten Teilnehmenden
zogen sich gegen zwei Uhr morgens in die Zivilschutzanlage zurück
(die LeiterInnen dafür erst gegen vier....).
Am Samstag wurden die Forderungen dann ausformuliert und dem Plenum
am Nachmittag vorgelegt. Fast unter Eigenausschluss der Oeffentlichkeit
und zusammengebröckelt auf siebzig Mitglieder tagte die Regionalsession
Zürich erstmals im Ratshaussaal. Aenderungsanträge wurden gestellt und
behandelt. Jede der fünf Forderungen wurde durchdiskutiert und zuhanden
der Hauptsession in Bern im Januar abgesegnet. Dabei forderte die
Jugendsession die Schaffung eines schweizerisch-europäischen Instituts
für erneuerbare Energien, mehr Ethik in der Wirtschaft, mehr Infos über
den Euro und Aufklärungskampagnen zur Konfliktlösung an den Schulen.
Der Sinn der Uebung war es, mal Politik durchzuspielen, mit allen Vor- und
Nachteilen, die das so mit sich bringt. Jugendliche haben gröbere
Schwierigkeiten damit, sich anzupassen, das heisst einzusehen, dass sie
nur mit einem gemeinsamen Ziel weiterkommen. Die einen hatten das bald
gemerkt und ihre Ansprüche zurückgeschraubt, die anderen hatten eher
Trabbels damit. Viel prägender war aber für viele, wie sie gegenüber
Biwidus immer wieder geäussert haben, eigentlich das Beisammensein, das
Diskutieren, das Kennenlernen einer anderen Kultur (der Politik)
und das Respektieren der Meinung eines anderen.
Deshalb war das Teil ein solcher Erfolg.
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