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Aarau
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Sackgeldbörse - wazzät?

Jugendarbeit in freier Marktwirtschaft, unter diesem Motto steht ein bisschen die Aktion Sackgeldbörse im Jugendhaus von Aarau. Am Ufer der Aare wird nämlich eine besondere Form von Arbeitsvermittlung vollzogen. Tagelohnarbeit quasi, aber durch und durch legal. Schon zum zweiten Mal werden jeden Tag Jugendliche, meist SchülerInnen zwischen 10 und 16 für verschiedene Aufgaben eingesetzt. So können sie in ihren Herbstferien ihr Sackgeld aufbessern. Dieses Geld wird auf die hohe Kante gelegt oder gleich wieder für irgendwelche Sachen ausgegeben, sei es für ein neues Bike oder neue Blades.

"Arbeitgeber für Sackgeldbörse gesucht", dieses Plakat fällt auf an den Häuserwänden der Aarauer Altstadt. Sackgeldbörse, das klingt zwar nach einer Messe von Numismatikern (Münzsammler). Das ist es aber nicht, die Sackgeldbörse ist eine besondere Ferienaktion im Jugendhaus Flösserplatz in Aarau. Letzten Frühling fand die Erstausgabe statt. "Als wir gesehen haben, dass eigentlich sehr viele Leute zum Arbeiten kommen, haben wir diese Idee übernommen und haben sie ein bisschen weitergeführt. So, dass die Grundidee die gleiche bleibt, also die Sackgeldbörse: Jugendliche gehen arbeiten, gegen ein Entgelt, das ihnen sofort ausbezahlt wird, und auf der anderen Seite aber, dass die Jugendlichen das selber organisieren und gleich durchführen", erzählt uns Hans Bischofberger, Leiter des Jugendhauses Aarau.

Die Jungen haben nicht nur die Verantwortung für dieses Projekt. Sie verteilen auch die Arbeit, reden mit möglichen Arbeitgebern und sie trösten die, die zu kurz gekommen sind. Der siebzehnjährige Nam That ist quasi der Chef vom ganzen. Er hat uns den Ablauf der Börse wie folgt erklärt: "Wir sitzen da im Büro und warten auf die Arbeitgeber, sie rufen an. Wenn wir Arbeit haben, dann gehen wir runter, diese zu verlosen. Etwa 2 Personen werden jeweils ausgewählt, dann machen wir mit ihnen hier oben Verträge, und dann kann es losgehen." So einfach ist das System. Und deshalb ist das Jugendhaus auch immer voll von jungen Leuten die sich die Zeit totschlagen.

Jeder und jede kann sich melden, wer beim "Löösle" Glück hat, hat den gewünschten Job. Wer den Job aber nicht bekommt, wartet auf den nächsten Einsatz und vertreibt sich die Zeit mit Spielen und Werken. Dafür stehen im Jugendhaus nicht nur Billiard- und Töggelitische, sondern auch eine regelrechte Kaffee-Bar und eine Bastelecke zur Verfügung. Als wir dort waren, nähten die Jugendlichen zum Beispiel gerade Objekte aus Leder.

An diesem Tag waren es Jasmin, Maja und Ugur, die einen Job gefasst hatten, sie durften oder mussten Fenster putzen, Zum Teil müssen die Jungen auch Arbeiten ausführen, die sie sonst selten bis gar nie machen würden. Gründe für die Teilnahme an dieser Aktion gibt es mehrere. Jasmin (14) beispielweise hat praktische und konsumorientierte Interessen: "Ich möchte mir gerne einen CD-Player kaufen". Maja, offensichtlich eine der ältesten, die an diesem Tag dort waren, meinte etwas gelangweilt: "Ich weiss nicht. Es treffen sich hier junge Leute, und man bekommt Geld dafür." Die Jungen haben Spass an der Sache - das merkte ich - und sie können dabei Geld verdienen. Und Ugur (14) hatte wortwörtlich nichts besseres zu tun: "Einfach aus Spass. Ich habe in den Ferien nichts zu tun und habe einfach mitmachen wollen.

Am ersten Tag der Aktion hätten vierzig Jugendliche fast das Haus eingerannt, an diesem Tag waren es immerhin noch zwanzig. Offenbar haben die Jugendlichen ein Bedürfnis nach einer solchen Aktion. Ob Gartenarbeit, beim Einkaufen zu helfen oder auch nur Babysitten, es gibt einiges zu tun bei der Sackgeldbörse von Aarau. Auf der anderen Seite sind auch die Arbeitgeber sehr zufrieden, heissts on überall her. Jedenfalls habe noch niemand geklagt. Der Arbeitgeber in ihrem Fall war der Abwart Martin Fischbacher: "Sie sind willig, sie arbeiten gern, und es macht ihnen Spass. Und sie gehen mit viel Eifer ran." Was will mensch mehr?

Trotzdem. Auf bis zu vierzig arbeitswillige Junge stehen täglich etwa fünf bis zehn Einsätze. Es könnten also ruhig ein bisschen mehr sein. Wer eine helfende Hand braucht und dafür nicht Unsummen ausgeben will, soll sich mal im Jugendhaus in Aarau melden, oder gar selbst eine solche Initiative starten. Infos kriegt ihr bei

Nam That, Jugendhaus Aarau, Flössenstrasse 7 unter der Nummer 062 824 20 10.

Das gilt sowohl für interessierte Jugendliche, als auch für Leute, die eine Arbeit zu vergeben haben. Und für solche, die eine solche Sackgeldbörse auch an einem anderen Ort durchführen wollen.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Aarau.