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P.S. - Eine Randnotiz
Es ist wirklich schade, so schade. Trotz allen Widerstandes musste das
einzige noch verbliebene echte Linksblatt der Gegen, die P.S., den
Betrieb wegen fehlender AbonnentInnen einstellen. 2000 hätten es
gemäss Verleger und Chefredaktor Koni Loepfe sein sollen, aber so
einfach war das offenbar nicht. Laut eigenen Angaben (in der letzten Ausgabe
vom Samstag, dem 5. Dezember, blieb diese das Ueberleben sichernde
Grenze unerreicht, noch ein paar Wochen vor der Deadline waren es nur
etwa 1500. Auch Inserate gab es viel zu wenige, um damit ein Geschäft
weiterführen zu können.
Die letzte P.S.-Ausgabe bewies, was die grösste Schwäche aller anderen
gewesen ist. Die Zeitung ist optisch miserabel gestaltet, kaum bis schlecht
bebildert und deshalb langatmig bis zum Gehtnichtmehr. Nicht nur, dass
die Themen manchmal etwas gar exotisch waren, vor allem störte mich die
schon fast penetrante Schreibwut der MacherInnen. Artikel in der Länge
von einer Seite waren nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Und das
über eine ganze Zeitung hinweg, dass diese "nur" im Tabloidformat war,
ändert nichts an der Sache. Der Preis, das muss man zugeben, schien von
Anfang an sehr günstig zu sein, 70 Franken für drei Ausgaben wöchtentlich,
also etwa 155 Stück, einmalig, denn pro Stück bezahlte ich als Abonnent
nur en halbe Schtutz.
Mit einer kleinen handvoll JournalistInnen haben die MacherInnen immer wieder
gute Stories gebracht, zum Teil sogar exklusiv, was aus den hervorragenden
Kontakten von Chef Koni L. zur linken und politischen Szene herrührt. Dabei
faszinierte mich auch immer der (manchmal etwas über-) engagierte
Meinungsjournalimus des jeweiligen Autors und der jeweiligen Autorin. Die
Themen waren offensichtlich nach den Interessensgebieten der MacherInnen
ausgesucht, neben eigentlichen Mustthemen wie Abstimmungen, die auch andere
Blätter gebracht haben, waren dies vor allem auch totale Spezialgebiete wie
die Wohnungsfrage und "Minderheiten"kultur. Etwas bemühend erschienen mir
dabei die Stories, die offensichtlich von Dritten herangetragen wurden, vor
allem die Beiträge aus den Reihen der Menschenrechtsorganisation "augenauf",
die manchmal einen gar einseitigen und nicht ganz glaubwürdigen Charakter
hatten (das war jedenfalls mein Gefühl).
Wenn wir uns die letzte Ausgabe ansehen, schliesslich sind unsere beiden
Medien irgendwie miteinander verwandt, wenn auch entfernt, dann fällt der
für das Blatt typische Themenmix sofort auf. Der Leitartikel des Chefs,
engagiert und kompetent bis ins Grab, eine linke "Skandalstory" über einen
jungen mann, der an der "Critcial Mass"-Demo
wegen unerlaubten Demonstrierens eine schwachsinnige Strafe aufgebrummt
erhielt, dann ein Interview mit einer Kurdistan-Aktivistin, etwas über
ein Migrantin, die in der Schweiz gestrandet ist, etwas Satire, ein
langatmiger Text über die Aktion Finanzplatz Schweiz, der Einfachheit halber
auch gleich als Inti, dann Ausstellungen, eine hochintellektuelle und
unbebilderte Geschichtslektion, und zum Schluss je eine Bücher- und
Filmkritik. Eine gute Mischung aus vielleicht interessanten, aber nicht immer
wirklich spannenden und fesselnd aufgearbeiteten Themen.
Gelaufen ist ja noch nichts wirklich. Die Redaktion unterstreicht, dass die
Produktion nur "unterbrochen" wird und - falls noch genug Leute abonnieren -
die Sache wieder erscheint. Das finde ich einen verzweifelten, aber in
dieser Situation durchaus richtigen Ansatz, denn so kann die Sache zu
einem späteren zeitpunkt auch abgesichert werden.
Zum Schluss noch dies: ich bin immer noch der Meinung, dass die Schweizerische
Presselandschaft auch links von der Mitte nicht ausgetrocknet ist, der
Tagi leistet sich immer mehr einen Stil, der einerseits boulevardistischer wird,
anderseits sich aber auch immer mehr einer sagen wir sozialdemokratischen
Einstellung annähert, sicher und auch zugegebenerweise das grösste
Problem der P.S.-MacherInnen. Was aber in der Schweiz noch immer fehlt,
und ich muss zugeben, dass ich das Problem nicht ganz verstehe, ist eine
echte Abendzeitung, die den Namen auch verdient. Dieser Ansatz war ja auch
der erste zwischen der eingestellten DAZ und der P.S., eine echte Alternative,
auch in der Erscheinungsform.
Eine Abendzeitung, das wäre der Hit, diese würde
schon am Vortag vorweg nehmen, was die grossen Tageszeitungen erst am
nächsten bringen würden. Und da die meisten "Anlässe" am Morgen, am Mittag
oder gar "zeitlos" sind, wäre das auch machbar. Und die Leute sind wirklich
aktuell informiert. Wenn sie von der Arbeit nach Hause fahren vor allem,
genau das ist auch der Clou hinter der Idee einer Abendzeitung gewesen, es
sogar den Lokal-TV-MacherInnen zu zeigen, was eine Harke ist. Schade, dass
selbst im Pendlerzentrum des Millionenzürich niemand den Mut dazu aufbringt,
ich wäre als Journalist jedenfalls sofort dabei.....
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