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Chili-eine Zeitung für Chics?
Da soll mal einer sagen, junge Mädchen interessieren sich nur für Jungs und
für sich selbst! Völlig begeistert halte ich jetzt eine Ausgabe des "Chili"
in der Hand. Na ja, begeistert nicht deshalb, weil das Blatt besonders gut
ist, sondern weil es überhaupt existiert. Erstmals lese ich ein
(wenn auch staatlich unterstütztes) Presseerzeugnis, wo ich sicher sein
kann, dass es der tatsächlichen Meinung einiger Girls wieder gibt. "Chili
ist die erste Zeitschrift von Mädchen für Mädchen." Zumindest einer
Untergruppe davon.
Klar, die Mehrheit der (O-Ton Chili: "Wir sind 10 witzige, lässige, aufgestellte,
ausgeflippte, freche, ungewöhliche, besondere, megamässig aktive
Mädchen im Alter von 14-16 Jahren - in den besten Jahren") Girls
sind wohl eher "Chics", die sich tatsächlich Schundliteratur wie "Bravo",
"Mädchen" und anderem hergeben. Und sich auch noch nach deren Vorgaben
(zum Beispiel 90-60-90 und bauchfrei) richten. Diese ach so ichbezogene,
konsumsüchtige und unsolidarische Mehrheit wird das Chili wohl auch kaum
lesen wollen. Von Männern und anderen Outsidern ganz zu schweigen.
Trotzdem hat Chili seine Berechtigung und Authentizität. Die Aufmachung
entspricht der einer Schülerzeitung (auch das Papier), der Druck ist gar
nicht DTP-mässig, sondern wirkt auch hier eher zufällig und handgeschrieben.
Das schmälert aber keineswegs den Inhalt. Ich meine, ich kann zwar mit Themen wie
"Bei der Frauenärztin" und dem Bulimie-Fotoroman nichts anfangen. Aber ich
kann mir vorstellen, dass es sehr viele Girls gibt, die schon eine echte
Auseinandersetzung damit brauchen. Sehr viele ihrer Fragen werden heute
wohl noch immer oberflächlich und von Erwachsenen behandelt.
Zwar kann ich über die pubertären Witze auf Seite 9 nicht lachen, aber besser
als der Müll, der über die Lokalsender sülzt, ist es allemal. Und vom
Sexworträtsel kann selbst ich etwas lernen (die Sicht einer 15jährigen zum
Thema S...(Cyberpatrol wegen abgekürzt). Vom Lovertest ganz zu schweigen,
den muss ich mal meiner Freundin unter die Nase halten. Etwas gar blöd ist
allerdings die Poesieseite geraten.
So. Und jetzt etwas Kritik. Die zehn Girls aus der Umgebung der Jugi
Dietlikon haben eine etwas gar enge (auf sich selbst beschränkte) Sicht
der Dinge. Gründe für Esstörungen werden beispielsweise auf rein
ästhetische Gründe (Schönheitsideal) zurückgeführt. Dass es immernoch eine
freie Entscheidung einer weitgehend erwachsenen Person ist, und dass es
auch hier primär darum geht, anderen sexuell überlegen zu sein, das wird
genauso verschwiegen, wie der latente Zusammenhang mit der Konsumsucht
an sich.
Womit wir beim Hauptunterschied zu einem "echten" Presseerzeugnis (Biwidus
zählt sich ja auch nicht dazu) sind. Es handelt sich hier um ein
"Betroffenenmedium", das einen bestimmten Kreis von anderen abheben und
für sich allein ansehen will. So sehr diese Beschränkung vielleicht auch
sinnvoll sein mag, die gesamtgesellschaftlichen Probleme lassen sich nur
gemeinsam angehen. Es braucht also mehr Auseinandersetzung mit anderen
Klassen und Kreisen (sprich z.B. den Jungs). Zwar heisst es richtig im
Pressetext, dass Mädchentreffs und andere Institutionen wie eben das Chili,
wichtig seien, weil sich Girls in der normalen Jugendarbeit oft übergangen
fühlen, aber das allein ist nicht die volle Wahrheit.
Dass z.B. Jungs auch Schwierigkeiten während ihrer Pubertät
haben, Schwierigkeiten notabene die vor allem mit sexuellen Problemen
mit Mädchen zusammenhängen, das wird gänzlich ausgeschaltet. Schlecht
recherchiert würde man da bei anderen Medien sagen. Dass sehr viele Jungs
dadurch psychische Schwierigkeiten bekommen, die durchaus gesundheitsstörend
sind, das interessiert offenbar niemanden. Die zum Teil bodenlose
Ueberheblichkeit, die Freude am Verletzen anderer, die halt Mädchen in der
Pubertät haben, das wären auch mal Themen fürs Chili. Schliesslich hängen
wir wortwörtlich (... :-L) zusammen.
Das scharfe Chili ist zu beziehen bei der "Herausgeberin", der Fachstelle für
Gleichberechtigungsfragen des Kanton Zürich, an der Kasernenstrasse 49,
01 259 25 72. Die Mailadresse lautet:
ffg.ddi.@ktzh.ch.
Zum Thema Tussis, Girls und ihre Zeitschriften gibts im Biwidus schon
folgende Artikel:
Miss Tussy-Wahl
Dr. Winter Team (1): Flirttips (only for Women)
Dr. Winter Team (2)
Dr. Winter Team (3)
Dr. Winter Team (4)
Dr. Winter Team (5)
"Tussis"-ein Erklärungsversuch
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