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die Zeitung la revue il giornale
1998 soll ja ein Gedenkjahr sein, Es redet zwar niemand darüber, aber
dafür wird umsomehr dazu geschrieben. Die Tageszeitungen geben sich ja alle
Mühe (es sei hier speziell auf ein Dossier der NZZ verwiesen).
Auf jeden Fall wirkt das Getue um 1998 sehr verkrampft und
aufdoktriniert. Ausserdem kommt Gedenkjahr wohl von Denken, was heute ja
megaout ist. Heutzutage wird ein Jahr höchstens durch ein Fest zu etwas
besonderem gemacht. Und da mit 2000 bald ein jahrelanges Gefeste
ansteht, darf man sich doch vorher noch eine Pause gönnen.
Enttäuscht soll nun werden, wer nach dieser Einleitung eine Gegenmeinung
erwartet. Ich sehe denn Sinn dieses Gedenkjahres wirklich nicht ein.
Daran ändert auch die hier vorgestellte Gratiszeitung nichts. Vor allem wird
der Zusammenhang zwischen damals und heute nicht klar. Es mag wohltuend
sein, die Geschichte des 2. WK mal überspringen zu können. Aber
in der Zeitung wird nun wirklich nur von der alten Eidgenossenschaft
und der Zukunft, sprich EU gefaselt.
Die 40 modern gelayouteten Seiten wirken insgesamt fast wie ein
Klischee. Da ist ein Interview mit Bundesrat Koller, eins mit SRG
Generaldirektor Walpen drin. Daneben, wie gesagt, ein wenig Geschichte
des ausgehenden 18. Jahrhunderts sowie fortschrittlichen Meinungen
über die Zukunft und Aussichten im 21. Jahrhundert. Damit sich auch
sämtliche Minderheiten und die Jugendlichen integriert fühlen dürfen,
besuchte man eine hauptsächlich von Ausländern besuchte Realschule
im Waadtland. Da hat man doch wirklich gleich alles mit einem Text
abgedeckt, was?
Ingesamt kommt die viermal erscheinende Zeitung nicht über eine
staatlich verordnete, und vom Bundesamt für Kultur (Widerspruch in sich)
unterstütze, Alibiübung hinaus. Wer während einer langen Bahnreise
wirklich nichts anderes zu lesen hat, soll sich doch durch ein paar
Seiten durchbeissen. Alle anderen können getrost ihren aktuelleren
Problemchen nachrennen.
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