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5.12.1997

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P.S.: eine (linke) Medienalternative

Postscriptum, das ist ein Nachwort in einem Brief. Genauso nennt sich auch das neuste Produkt in der verkümmernden Schweizer Medienszene. P.S. ist die Nachfolgerin der Abendzeitung, die die Nachfolgerin der DAZ ist, die die Nachfolgerin des Volksrechts ist etc. P.S. ist das kürzlich angekündigte Projekt der ehemaligen DAZ-MacherInnen, das jedoch nicht täglich, sondern drei Mal wöchentlich erscheinen soll. "P.S. geht davon aus, dass seine Leserinnen und Leser sich die allgemein zugänglichen Informationen bereits bei anderen Zeitungen oder bei Radio und TV geholt haben und noch Appetit auf ein Dessert haben", steht dann auch in der Nullnummer.

Weshalb dies? Erstens fehlt seit der Einstellung der DAZ in der grössten Schweizer Stadt und Linkenhochburg Zürich eine Alternative zu den übermächtigen Medien der Grossverlage. Es fehlt eine Zeitung, die die politischen, kulturellen und sozioökonomischen Veränderungen nicht einfach nur wiedergibt, sondern auch gleich kommentiert. Daneben hat der SP und ihren linken Mitorganisationen ein Sprachrohr für Parteiinterna gefehlt. P.S. will sich zwar nicht als SP-Organ, aber als betont linke Forumszeitung verstehen.

Mit dem P.S. haben wir Linke eine Art Zwitter zwischen Tageszeitung und Wochenmagazin. Das ist übrigens ein gesamtschweizerischer Trend bei den linken Medien, die je länger je mehr vom Tagesaktuellen abrücken. Es spielen nicht nur finanzielle, sondern auch medienpolitische Gründe eine Rolle. Die Linke will und kann die Boulevardisierung nicht mitmachen. Dies aber wollen die Leute, die Intelligenzija als Zielpublikum ist auf einen kümmerlichen Rest zusammengeschmolzen. Deshalb will P.S. eine Position beziehen, die tagesaktuelle Themen zwar nicht rechts liegen lässt, aber doch weiter gehen will. Das verspricht Projektleiter Koni Loepfe im ersten Artikel.

Ob P.S. (interessanter Name, könnte auch für "Partie Socialiste" stehen) überhaupt mehr als eine Nullnummer herausbringen wird, ist unsicher. Mit der breit verteilten Musterausgabe wurde auch zugesichert, dass P.S. nur dann wirklich gestartet wird, wenn die nötigen 700`000 Franken und/oder mindestens 2`500 AbonnetInnen (70 SFr./Jahr) zusammenkommen. Mensch kann eine Absichtserkläung unterschreiben, die aber noch kein Abogesuch ist. Auch eine Spendenaktion läuft, an der sich wohl viele linke Opinion Leaders beteiligen werden.

Es scheint uns klar zu sein, dass P.S. einst einmal Montags, Mittwochs und Freitags erscheinen wird. Es stellt sich nur die Frage, wie lange die neue Zeitung Schnauf und Durchhaltewillen hat. In einer Zeit, da es für echte linker Politik gerade in den Medien wenig Nachfrage hat, muss die Frage gestellt werden, ob auch P.S., nicht ziemlich bald die rote Fahne runterholen und einpacken muss. Hoffen wir, dass nicht.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) (einer der ersten P.S.-AbonnentInnen)