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P.S.: eine (linke) Medienalternative
Postscriptum, das ist ein Nachwort in einem Brief. Genauso nennt sich
auch das neuste Produkt in der verkümmernden Schweizer Medienszene.
P.S. ist die Nachfolgerin der Abendzeitung, die die Nachfolgerin der DAZ
ist, die die Nachfolgerin des Volksrechts
ist etc. P.S. ist das kürzlich angekündigte Projekt der ehemaligen
DAZ-MacherInnen, das jedoch nicht täglich, sondern drei Mal wöchentlich
erscheinen soll. "P.S. geht davon aus, dass seine Leserinnen und Leser
sich die allgemein zugänglichen Informationen bereits bei anderen
Zeitungen oder bei Radio und TV geholt haben und noch Appetit auf ein
Dessert haben", steht dann auch in der Nullnummer.
Weshalb dies? Erstens fehlt seit der Einstellung der DAZ in der grössten
Schweizer Stadt und Linkenhochburg Zürich eine Alternative zu den
übermächtigen Medien der Grossverlage. Es fehlt eine Zeitung, die die
politischen, kulturellen und sozioökonomischen Veränderungen nicht einfach
nur wiedergibt, sondern auch gleich kommentiert. Daneben hat der SP
und ihren linken Mitorganisationen ein Sprachrohr für Parteiinterna
gefehlt. P.S. will sich zwar nicht als SP-Organ, aber als betont linke
Forumszeitung verstehen.
Mit dem P.S. haben wir Linke eine Art Zwitter zwischen Tageszeitung und
Wochenmagazin. Das ist übrigens ein gesamtschweizerischer Trend bei
den linken Medien, die je länger je mehr vom Tagesaktuellen abrücken.
Es spielen nicht nur finanzielle, sondern auch medienpolitische Gründe
eine Rolle. Die Linke will und kann die Boulevardisierung nicht mitmachen.
Dies aber wollen die Leute, die Intelligenzija als Zielpublikum ist
auf einen kümmerlichen Rest zusammengeschmolzen. Deshalb will P.S. eine
Position beziehen, die tagesaktuelle Themen zwar nicht rechts liegen
lässt, aber doch weiter gehen will. Das verspricht Projektleiter
Koni Loepfe im ersten Artikel.
Ob P.S. (interessanter Name, könnte auch für "Partie Socialiste" stehen)
überhaupt mehr als eine Nullnummer herausbringen wird, ist unsicher.
Mit der breit verteilten Musterausgabe wurde auch zugesichert, dass P.S.
nur dann wirklich gestartet wird, wenn die nötigen 700`000 Franken
und/oder mindestens 2`500 AbonnetInnen (70 SFr./Jahr) zusammenkommen. Mensch kann eine
Absichtserkläung unterschreiben, die aber noch kein Abogesuch ist. Auch
eine Spendenaktion läuft, an der sich wohl viele linke Opinion Leaders
beteiligen werden.
Es scheint uns klar zu sein, dass P.S. einst einmal Montags, Mittwochs und
Freitags erscheinen wird. Es stellt sich nur die Frage, wie lange die
neue Zeitung Schnauf und Durchhaltewillen hat. In einer Zeit, da es
für echte linker Politik gerade in den Medien wenig Nachfrage hat, muss
die Frage gestellt werden, ob auch P.S., nicht ziemlich bald die rote
Fahne runterholen und einpacken muss. Hoffen wir, dass nicht.
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