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Gotthard
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Grenzenlose Freundschaft
Die Band heisst Friends United Refugees, die Mitglieder tragen so
exotische Namen wie Don Khalil, Neggy und V-Shai, und es sind ihrer
zehn. Bandmitglieder, meine ich. Die Band (ich nenne sie fortan der
Einfachheit halber FUR, denn sonst komme ich nirgends hin) traf sich
vor rund zwei Jahren an einer spontanen Party und jammte erfolgreich
darauf los. Die Asylorganisation im Kreis 5 wurde zur Basis, die ersten
Konzerte und zwei Singles kamen kurz nacheinander.
Ueber dem steilen Aufstieg von FUR hängt aber ein Damoklesschwert, fast alle
Bandmitglieder sind von der Ausschaffung bedroht, da nur die wenigsten
ein Bleiberecht haben, also als Flüchtlinge anerkannt sind. Die meisten
von ihnen müssten jeden Tag warten und bangen, dass die Polizei kommt und
sie in eine Heimat zurückspedieren will, die sie nicht mehr kennen. Während
beispielsweise der Kameruner V-Shai hier verheiratet und somit in ziemlicher
Sicherheit ist, führt Neggy aus dem Iran (ihr Vater musste als politischer
Flüchtling sein Land verlassen) seit fünf Jahren das Dasein einer
Bewerberin. Andere, wie der Algerier Don Khalil und sein Landsmann Skunk,
sind hier nicht sicher, auch wenn der eine im Dorf mit den Jungs
Basketball spielt und der andere in begnadeter DJ und zu Hause
Dienstverweigerer ist.
Nun ja, die zehn (ursprünglich waren es sogar mehr, aber sie passten nicht
immer zusammen) Jugendlichen haben es nun geschafft, nach zwei Jahren
Vorbereitung erschien kürzlich ihre gleichnamige erste CD, ein süffiges
Misch-Werk aus Hip Hop und sehr, sehr viel Pop. Hinter der Aktion stehen
bekannte Namen, wie das Label Musikvertrieb und das Migros-Kulturprozent,
dazu auch vieles, was in der Kulturszene Rang und Namen hat, Aeschbi hat
der Band seine Unterstützung zugesagt, Sidney Weill (der Kopf des vormaligen
"Rock gegen Hass"-Open Airs in Lengnau) und sogar Pfarrer Ernst Sieber.
Die Herren und Damen schauten auch bei der Plattentaufe im Zürcher Ruby
vorbei.
Hauptpatin der neuen CD ist aber die Ex-Miss Schweiz Tanja Gutmann, die
FUR schon seit einiger Zeit kennt und sich wie schon bei der ersten Single
auch diesmal wieder bereit erklärt hat, mit ihrem Namen für die Band, ihre
CD und vor allem die Aussage einzustehen. Eine Aussage, die klar und
deutlich ist: Toleranz und Verständnis für Menschen in Not, denn viele
Flüchtlinge haben die Möglichkeit nicht, sich so zu artikulieren und
ihre Meinung als Aufschrei gegen die Ungerechtigkeit auch einer breiten
Oeffentlichkeit zugänglich zu machen.
FUR ist keine an sich politische Band, ihre Musik ist so durchschnittlich, wie
es poppiger fast nicht mehr geht, ihre Texte sind typisch teeniemässig, es geht
um Peace and Love, aber die Sache ist, was dahinter steckt. Es ist die
Forderung nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, eine der wohl
genialsten Denkmodelle der menschlichen Entwicklung. Ihre Songs heissen
dann auch "One Nation 98" und "Running for the Future". Weitere Ohrwürmer
sind "All day, all night" und "Dangerous Life". Interessant dabei, die
Kids können wirklich singen, ich meine solo, nicht nur als Band. Vor allem
die oberhyperhübsche Frontfrau Kay und Chefrapper Don Khalil haben mich
überzeugt, aber auch der spanisch wirkende Sunnyboy Mister Joe aus Kosova
hat das Zeug zu einem echten Künstler. Stark sind sie dennoch vor allem
als Band.
Wer die CD als Weihnachtsgeschenk kaufen möchte, was sicher nicht ganz
auszuschliessen ist, zumal in den Plattenläden jetzt gross Werbung dafür
gemacht wird, wer sich also Friends Unites Refugees mal zu Hause zu Gemüte
führen will, dem und der sei gesagt: lest auch mal das Booklet genau
durch, denn die ganze CD ist so was wie ein Kunst-Werk. Neben der
schon fast üblichen Aufstellung aller Gastmusiker und Songtexte fällt
vor allem das zweite Booklet positiv auf. Es ist eine persönliche Note der Band,
jedes Mitglied hat eine Seite zur Verfügung, um der Welt sein Schicksal,
seine Gefühle und seine Wünsche zu offenbaren. In ihrer jeweiligen Sprache
(es sind an sich mehr, da die meisten darin französisch, deutsch oder
englisch schreiben). Da hört man Schreie nach Gerechtigkeit, dass es einem
fast kalt den Rücken herabläuft.
Neggy schreibt besipielsweise, dass sie nicht einmal ein Video ausleihen
darf, Skunk meint lakonisch, dass alle seine Freunde aus Algerien geflohen
seien, da sei er halt auch gegangen, und der eigentliche Bandleader V-Shai
offenbart, dass er seine Familie, sein Haus und seine Heimat vermisse,
das geht weit über Politik hinweg, heh? FUR oder Friends United Refugees
machen zwar nicht gerade meinen Stil von Musik, but I really can
dance to it......
Die Freunde
sind natürlich auch auf dem Internet, Ehrensache, auch wenn die Site nicht
allzu originell ist, sondern nur ein Abklatsch der CD. Leider.
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