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Gotthard
Kelly Family
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Höha, schnella, weita: ErrHahPee
"Wir schreiben das Jahr 1996: das Rödelheim Hartreim Projekt ist Alleinherrscher
der deutschen Sprechgesangsszene" (aus "Vision"). Das hartreimende Rap-Projekt
aus Rödelheim in Frankfurt am Main hat wieder zugeschlagen. Sie sind wieder
zurück: Moses P. (nach eigenen Angaben der "diabolisch grinsende Buddha" und
Thomas K., sein gelehriger Zauberschüler. Nachdem sie 1994 mit ihrem
bombastisch-streettuffen Debutalbum "Direkt aus Rödelheim" und der groovigen
Life-EP "Life aus R." ihren Claim abgesteckt hatten, wurden sie letztes Jahr von
ihren Konkurrenten aus Stuttgart, den Fantas, mit "Lauschgift" herausgefordert.
Der beste Track der Fanta-CD, "Love sucks", ist dann auch direkt auf die
Rödelheimer gezielt.
Und nun sind sie wieder da, die Jungs aus der Vorstadt, die mit ihrem tuffen,
respekt- und skrupellosen und durch und durch amerikanisch geprägten
Street-Image dem unbekümmerten Fun-Rap der Fantas den Rang streitig machen
wollen. Nachdem sie mit ihrer ersten Scheibe die deutsche Rap-Welt (damals noch
ganz im Zeichen des Dipols Fantas/ Advanced Chemistry) umpflügten, doppeln sie
mit "Zurück" nach dem selben Strickmuster nach. Sie sind keineswegs bräver
geworden, etwas souliger vielleicht, aber weiterhin regieren fette Grooves, viel
Life-Instrumente und eine bodenlose Frechheit in den Texten. Ob leider und zum
Glück das so ist, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls haben sie ihr
Schwesterchen für einmal zu Hause gelassen und sind nach Zürich gekommen, um uns
das Heil des puren, unverschnittenen Raps zu bringen. RHP kamen zurück ins
Volkshaus.
Fans haben sie weiss Marx schon genug. Auf die Frage, ob wohl RHP oder die Jungs
aus Stuttgart die wahren "Alleinherrscher" seien, bekamen wir nur ein
unartikuliertes Gejohle zu hören. Gemeint war wohl eher Rödelheim. Und somit
auch der hessische Dialekt. Denn im Gegensatz zu den schriftsprachigen Fantas
rappen die Jungs aus Frankfurt im sympathisch-weichen Dialekt der hessischen
VolksgenossInnen. Leider wurde ihnen das am Konzert im Volkshaus fast zum
Verhängnis, denn meistens verstand das Publikum das Gerappe von Moses und Thomas
nicht ganz. Dafür bekam es eineinhalb Stunden Rap vom allerfeinsten geboten.
Und: RHP mausern sich allmählich zur genialen Crossover-Formation. Die
"klassischen" Instrumente wie Gitarre und Bass waren gegenüber den Vocals und
dem DJ gleichgestellt und trugen einen unbeschreiblichen Groove ins Haus.
Das Konzert begann - eigentlich unüblich - gleich mit dem augenblicklichen Hit,
"Höha, Schnella und Weita". Nach dem bombastischen Einstieg sprangen die
Rödelheimer zwischen schnellen und ungemein lebendigen Hüpfsongs (z.B. das
Rap-Gewitter "Türkisch") und langsamen, aber dennoch dröhnend groovigen Balladen
hin und her. Auch machten sie keinen Unterschied zwischen der ersten und der
zweiten CD. Meistens waren Slow-Hiphop angesagt ("Fluchtweg" oder Moses P's
Lieblingssong "Dieses Lied"). Aber wenns mal losging, dann richtig. Bis zum
Schluss, bis zu den zwei mal drei Zugaben. Dabei kündeten die beiden auch an,
dass es weiter geht aus Rödelheim. Und sie gaben uns auch gleich eine Kostprobe
des RHP von morgen: fetziger und ungebremster Crossover a la Rage. Cool.
Thomas war neben dem schon physisch schwergewichtigen Moses P. klar der
Juniorpartner, im wahrsten Sinne des Wortes farblos. Immerhin schien er
lebendiger als die drei Clowns, die im PE-Style und auf Rausschmeisserart auf
der Bühne rumstanden und grimmig in die Weltgeschichte schauten. Man hat schon
gemerkt, dass Moses der unbestreitbare Herr auf der Bühne ist. Und der Typ hat
eine starke Ausstrahlung - das Publikum quttierte dies mit lautem Gejohle, als
der "Fätze" sich am Schluss unters Volk mischte. Auffällig war, dass auch die
Band einen grossen Anteil am Gig hatte, nicht so wie bei anderen Rapbands, wo
diese - wenn überhaupt - nur zur Deko da ist. Das bezeichnende "Duell" zwischen
Gitarre und DJ fuhr beim Publikum besonders gut rein. Und schliesslich und
endlich stellte sich dieses dabei die bange Frage: ist das Rödelheim Hartreim
Projekt überhaupt noch eine Rapband? Oder: wie lang noch?
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