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Bands
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Ein Zürcher aus Sizilien
Ein Zürcher aus Zaire
Vera Kaa
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Code Five - CH-Boygroup
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Quratierfest an der Langstrasse
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Rödelheim
Vorschau: Max _Lässer
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Gotthard
Kelly Family
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Retortenversuche in der Musikszene
Dass Boygroups aus der Retorte gemacht werden ist nichts neues. Doch dass
nun ein solcher Retortenversuch in der Schweiz gemacht wurde, ist ein
Novum. Nicht zuletzt weil die schweizer Behörden gegenüber künstlich
Erzeugtem ziemlich skeptisch ist. So wurde beispielsweise Gen-Tech Soja
bis jetzt nicht bewilligt. Um die Bewilligung der Retortenband Code Five
scheint sich niemand Gedanken gemacht zu haben, obwohl diese in der
Schweiz mehr Unglück anstellen werden als Tonnen von Gen-Tech Soja.
Am 24. März war es so weit. Die erste schweizerische Boygroup wurde mit
grossem Medientrara aus der Taufe gehoben. Der Schrecken hat einen Namen
bekommen, und zwar Code Five. Diese Ausgeburt der Hölle rekrutiert sich
aus fünf deutschschweizer Boys, welche gemäss Föderalprinzip auf
verschiedene Regionen aufgeteilt wurden. Im Interview hörten sich die fünf
nach Ostschweiz, Aargau, Zürich und Basel an.
Der geneigte idealistische Musikliebhaber fragt sich, wie nun diese fünf
jungen Menschen sich zu einer Band formiert haben. Gleiche Klasse, Aushang
am schwarzen Brett der Uni, einschlägige Inserate in In-Clubs oder alte
Freunde aus der Nachbarschaft? Nichts von allem! Die Boulevardzeitung
Blick veranstaltete einen Boygroup-Wettbewerb, an welchem sich
Interessenten melden konnten und von einer Jury aus Mädchen,
Blick-Leserinnen und vorwiegend Blick-JounalistInnen bewertet wurden. Sie
wurden beurteilt nach Aussehen, Auftreten, tänzerischen Können und
nebenbei noch nach Gesangesqualitäten. Nach diesem Wettbewerb wurden dann
die fünf Besten herausfiltriert. Auch so können Musikerlaufbahnen
eingeschlagen werden.
Wie fachlich diese ganze Sache ist, zeigt sich in einem Statement einer
Blick-Journalistin und Jurorin. Sie bezeichnete nämlich Code Five als eine
Interessensvereinigung von Plattenlabeln und Medienpartnern. An dieser
Stelle eine kurze Bemerkung Frau Kollegin: Plattenlabel sind Konkurrenten
und einigen sich sicherlich nicht auf eine Band, die sie dann zusammen
vertreiben, um sich den Gewinn zu teilen. Bei solchen Aussagen gibt es im
Fach Musik die Note Ungenügend. Trotzdem gibt es in dieser Aussage etwas
Korrektes und zwar die Partnerschaft eines grossen Medienpartners. Es
handelt sich dabei um den Blick, welcher im Vorfeld munter über die
Boygroup berichtete, so zum Beispiel auch über die Gründung des ersten
Fanclubs des erst auf dem Reissbrett existierenden Code Five. Daran sieht
man schon, worauf es diesem Projekt ankommt: Sicherlich nicht auf die
Musik, sondern auf das Aussehen. Aus diesem Grund sollte man ihnen
auch das Mikrophon verbieten und nur Fotos von ihnen schiessen. Reicht ja
für die pubertierenden Mädchen.
An Code Five (der Bandname verdient das Prädikat besonders einfallsreich)
erkennt man den Missstand in der kommerziellen Musikszene. Qualitative
Bands bleiben jahrelang im Übungskeller stecken, bevor sie vielleicht
einen Plattenvertrag bekommen. Retortenbands haben es wiederum viel
leichter; sie haben den Plattenvertrag in der Tasche, noch bevor sie
existieren und das hat nun mal nicht viel mit Musik zu tun.
Es ist zwar edel, dass Code Five gemäss eigenem Bekunden das Publikum
durch ihr musikalisches Können beeindrucken wollen und nicht etwa durch
ihr Aussehen. Handkehrum verdient eine solche Aussage den Naivitätspreis
1997. Eine Band, die primär wegen ihrem Aussehen auf dem Reissbrett
konstruiert wurde und nicht mal ihre Songs selber schreibt, wird zu letzt
wegen ihrem Sound gelobt...
Genug gelästert. Einen positiven Aspekt hat Code Five zumindest: DJ BoBo
steigt in meiner Achtung, weil er mehr in seine musikalische Tätigkeit
involviert ist, ganz unabhängig von der Qualität seiner Musik. Auch nicht
schlecht, oder?
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