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Schwerpunkt Open-Air St. Gallen: Dodo Hug
Wenn jemand über Züri-Blues redet, wird er oder sie wohl kaum um die Sängerin,
Musikerin, Schauspielerin, Komödiantin, Bernerin und Tänzerin Dodo Hug
rumkommen. Immerhin 21 Jahre nach ihrem ersten Album "Handcoloriert" hat sie ihr
neues (das 6.) herausgebracht. Der Name: Cameleon. Dieser Name passt zur immer
wieder amüsant-ironischen und zugleich oft auch etwas melancholischen Art. "Mad"
Dodo tritt am 29. Juni 1996 im St. Galler Sittertobel am Open-Air auf. Und mit
ihr wird auch ein bisschen Mani Matter Einzug halten in St. Gallen, einer, der
sicher ins Sittertobel gepasst hätte wie ein Zapfhahn in den Tankeinfüllstutzen.
Ein paar Jahre vor der Erstausgabe des grössten Schweizer Open-Airs erlag er
einem Autounfall.
Es heisst allenthalben, das ihr aktuelles Album auch ihr persönlichstes sei.
Tatsächlich haben sie und ihre Musiker ein leichtfüssiges, weitgehend ironisch
geprägtes Album geschaffen, die Songs sind sehr spielerisch und vielseitig.
Nicht nur, dass sie in vielen Sprachen singt - ein typisches Merkmal der Zürcher
Musikszene von Magos bis Wemean - auch die Themen sind von einem überwältigenden
Reichtum geprägt. Ob Themen wie Umweltschutz (Sorge und entsorge), Südsee
(Raratonga), Techno (Technapella), Autofahren (Chli fahre) oder keltische Mystik
Ceridwen), Dodo Hug besingt das Leben, wie es ist. Dabei wagt sie sich auch
erfolgreich an Dialekte, Untersprachen, die alle ihre Geheminisse haben.
Ein besonderes Zückerchen ist natürlich das "Farbphoto", eine Coverversion eines
ziemlich unbekannten Mani Matter-Songs. Der Liedermacher, der allen Generationen
zwischen Sixties und Eighties ein Begriff ist, hat es der Ex-Bernerin
offensichtlich angetan. Und liebevoll nahm sie nicht eines seiner bekannteren,
sondern ein kaum gehörtes Stück. Und wie bei Mani bedient sich auch Dodo nur der
Gitarre (und eines Chores) für ihre Version. Neben Ceridwen finde ich persönlich
(ein alter Matter-Fan und im Jahre seines Todes geboren) s Farbfotto das
stärkste Stück der Scheibe.
Verspielt vereinen Dodo und ihre Band Konzepte und Instrumente scheinbar wirr
miteinander zu einer regelrechten Komposition. "Cameleon bietet für alle etwas",
meint Dodo dann auch auf die Beliebigkeit der Stile auf ihrem Album
angesprochen. Die neue Songsammlung wurde auf Sardinien aufgenommen, dessen
wilde Naturlandschaft die Musik nachhaltig geprägt hat. Sie ist eine Sammlung
der Widersprüche und glänzt deshalb mit Wehmut und Schalk zugleich. Im 24. Jahr
(sie begann auch im Todesjahr Mani Matters mit dem Gesang) ihrer Bühnenkarriere
macht Dodo Hug weiterhin den Spagat zwischen den Stilen. Und ich denke, sie
macht das gut. Sie wird eine würdige Vertreterin nicht nur von uns ZürcherInnen
am Open-Air St. Gallen, sondern auch von Mani Matter, des wohl "grössten"
Abwesenden der 20-jährigen Festivalgeschichte im Sittertobel.
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