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4.6.1996

Bands

United Refugees

Ein Zürcher aus Sizilien

Ein Zürcher aus Zaire

Vera Kaa

Open Air SG: Subzonic

Tic Tac Toe

Code Five - CH-Boygroup

Midnight Oil

Quratierfest an der Langstrasse

Vorschau: _Crank

Vorschau: s _Pfanneschtiil Chammer Sexdiit

Vorschau: Dodo _Hug

Rödelheim

Vorschau: Max _Lässer

Vorschau: _Magos

Gotthard

Kelly Family

Schwerpunkt Open-Air St. Gallen: Dodo Hug

Wenn jemand über Züri-Blues redet, wird er oder sie wohl kaum um die Sängerin, Musikerin, Schauspielerin, Komödiantin, Bernerin und Tänzerin Dodo Hug rumkommen. Immerhin 21 Jahre nach ihrem ersten Album "Handcoloriert" hat sie ihr neues (das 6.) herausgebracht. Der Name: Cameleon. Dieser Name passt zur immer wieder amüsant-ironischen und zugleich oft auch etwas melancholischen Art. "Mad" Dodo tritt am 29. Juni 1996 im St. Galler Sittertobel am Open-Air auf. Und mit ihr wird auch ein bisschen Mani Matter Einzug halten in St. Gallen, einer, der sicher ins Sittertobel gepasst hätte wie ein Zapfhahn in den Tankeinfüllstutzen. Ein paar Jahre vor der Erstausgabe des grössten Schweizer Open-Airs erlag er einem Autounfall.

Es heisst allenthalben, das ihr aktuelles Album auch ihr persönlichstes sei. Tatsächlich haben sie und ihre Musiker ein leichtfüssiges, weitgehend ironisch geprägtes Album geschaffen, die Songs sind sehr spielerisch und vielseitig. Nicht nur, dass sie in vielen Sprachen singt - ein typisches Merkmal der Zürcher Musikszene von Magos bis Wemean - auch die Themen sind von einem überwältigenden Reichtum geprägt. Ob Themen wie Umweltschutz (Sorge und entsorge), Südsee (Raratonga), Techno (Technapella), Autofahren (Chli fahre) oder keltische Mystik Ceridwen), Dodo Hug besingt das Leben, wie es ist. Dabei wagt sie sich auch erfolgreich an Dialekte, Untersprachen, die alle ihre Geheminisse haben.

Ein besonderes Zückerchen ist natürlich das "Farbphoto", eine Coverversion eines ziemlich unbekannten Mani Matter-Songs. Der Liedermacher, der allen Generationen zwischen Sixties und Eighties ein Begriff ist, hat es der Ex-Bernerin offensichtlich angetan. Und liebevoll nahm sie nicht eines seiner bekannteren, sondern ein kaum gehörtes Stück. Und wie bei Mani bedient sich auch Dodo nur der Gitarre (und eines Chores) für ihre Version. Neben Ceridwen finde ich persönlich (ein alter Matter-Fan und im Jahre seines Todes geboren) s Farbfotto das stärkste Stück der Scheibe.

Verspielt vereinen Dodo und ihre Band Konzepte und Instrumente scheinbar wirr miteinander zu einer regelrechten Komposition. "Cameleon bietet für alle etwas", meint Dodo dann auch auf die Beliebigkeit der Stile auf ihrem Album angesprochen. Die neue Songsammlung wurde auf Sardinien aufgenommen, dessen wilde Naturlandschaft die Musik nachhaltig geprägt hat. Sie ist eine Sammlung der Widersprüche und glänzt deshalb mit Wehmut und Schalk zugleich. Im 24. Jahr (sie begann auch im Todesjahr Mani Matters mit dem Gesang) ihrer Bühnenkarriere macht Dodo Hug weiterhin den Spagat zwischen den Stilen. Und ich denke, sie macht das gut. Sie wird eine würdige Vertreterin nicht nur von uns ZürcherInnen am Open-Air St. Gallen, sondern auch von Mani Matter, des wohl "grössten" Abwesenden der 20-jährigen Festivalgeschichte im Sittertobel.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) bald aus dem Sittertobel St. Gallen