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Zahlen und Menschen
Eigentlich wollte ich diesen Artikel schon vor einigen Wochen schreiben. Das Thema sollten die Kursverluste an den Börsen
in aller Welt sein. Aber irgendwie kam ich nie dazu. Und ich dachte mir auch, ist doch immer dasselbe, einen Tage gehen
die Kurse runter, und kaum schreibt man einen Artikel darüber, da gehen sie wieder rauf. Nun sind sie aber schon ein
ziemliches Weilchen am Sinken und die Gefahr der Artikelveraltung scheint doch nicht so akut zu sein wie befürchtet.
Der Anlass zu diesem Artikel ist, ich geb es offen zu, Schadenfreude. Denn ich hatte es langsam satt, wie jedermann von
den fetten Börsengewinnen schwärmte, die man doch hätte machen können, wenn man vor 5 Jahren eingestiegen wäre. Die
Börse als geldscheissende Institution schmetterte jeden Zweifel über die Genialität unserer Wirtschaft ab und wer dennoch
Einwände erhob, wurde mit einem mitleidigen Lächeln versehen - im Stil, träum weiter, ich mache meine Gewinne.
Jetzt sind diese Leute ein wenig von ihrem hohen Ross runtergekommen. Darf man da nicht ein wenig schadenfreudig sein, es
den Leuten gönnen, dass sie nicht Geld erhalten haben, nur weil sie schon Geld besitzen? Darf man nicht, meinte der Tagi
vor ein paar Wochen in seiner (kursiv geschriebenen, daher klar von der graden Objektivität der Artikel abgetrennten)
fünften Kolonne auf der Frontseite. Wenn es der Börse schlecht geht, dann wird es über kurz oder lang allen schlecht
gehen. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Nur sind einige sitzender als andere.
Es gab aber letzte Woche auch eine Erfolgsmeldung von einer Börse. An der Wahlstreet
wurde mit einem börsenähnlichen
Spiel eine sehr gute Prognose für die deutsche Wahl ermittelt. Das zeigt doch, wie gut solche "gierigen"
Algorithmen
arbeiten. Mit dem einfachen Prinzip, dass viele möglichtst viel für sich wollen,
können sehr genaue Resultate ermittelt werden. So lassen sich komplizierte Abschätzungen einfach realisieren.
Nun sollten wir allerdings langsam erwachsen genug werden, zu erkennen, welche Bedeutung solche Zahlenspielereien haben.
Sie sind nützlich und sie sind nichts weiter als Spiele, keine goldenen Kälber und auch keine Götter, selbst wenn wir
ihnen Tempel bauen. Wir müssen endlich lernen, uns die
Mathematik (und auch die Informatik) zu kontrollieren und uns ihr nicht freiwillig zu versklaven. Wettbewerbssysteme
haben ihre Berechtigung. Aber das Schicksal von Menschen sollte nicht von ihnen abhängen.
Von solchen Ideen sind wir heute allerdings weit entfernt. Wir denken nicht einmal in diese Richtung.
Es wäre dazu eine Politik nötig, die sich mit der Zukunft beschäftigt, nicht
mit der Vergangenheit (bestenfalls der Gegenwart). Aber wer ist schon fähig, gegen den Wettbewerb anzutreten? Doch nur,
wer vorher schon erfolgreich vom Wettbewerb (der Politik oder der Wirtschaft) kontrolliert worden ist. Es wird nur angehört,
wer sich erfolgreich nach oben durchgeschlagen hat.
Es ist das alte Lied vom
Kampf gegen den Krieg. Heute kommen nur Leute mit spitzen Ellenbogen weiter. Mir kommen diese Leute immer vor wie
Fährtenmacher im Dschungel mit ihren langen Messern. Ihren Weg bahnen sie sich mit kräftigen Hieben durch das dichte
Gestrüpp. So kommen sie zwar vorwärts, auch wenn sie selten bestimmen, wohin, zurück lassen sie aber nur einen
Pfad der Verwüstung.
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