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Gedanken
Zahlen und Menschen
Borchert auf CD
Kühe in Zürich
Roter Dany
Ein Brief erregt Ekel
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Diana vom Boulevard abgeschossen
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Neoliberaler Sozialismus
Das Ende der Dürre
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Die Rechten im Dörfli
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Hass - Albanien - Schweiz
Militärdienst: warum noch?
Mensch, ich gehe
Mensch, wohin?
Ode an die Schönheit
Revolution in den Medien
Reihe Utopia - _Gesundheit
Weihnachten
Mr. Biwidus zur Gesellschaft
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Mensch, wohin gehst du?
Im Zürich Hauptbahnhof, Stätte des Kommens und Gehens, möchte ich einmal
von Leuten, die ameisenhaft die Passagen füllen, die von den Baustellen
noch übrigbleiben, und trotz der nutzlos grossen Halle die allmorgentlich
nötige Bahnhofsdurchquerung zum Hürdenlauf machen, von all denen, möchte
ich wissen, was der Grund für ihre Geschäftigkeit ist. Ich wünscht mir ein
Augenblick der Eingebung, in welcher ich erfahre, welche Energie hinter
der Geschäftigkeit, Gedanken- oder Gedankenlosigkeit, hinter der
Fröhlichkeit oder Traurigkeit steckt. Die verbreitete Müdigkeit ist wohl
noch am einfachsten zu erklären. Doch alles andere - man sollte
stichprobenweise hin und wieder einen Menschen aus der Menge packen, ja am
Kragen seines unterdessen wieder nötig gewordenen Wintermantels packen,
und ihn ausfragen, was ihn in dieses Gewimmel treibt, wo er doch viel in
der Karibik an einem Strand liegen würde. Nicht lockerlassen, bis er
einwandfrei bewiesen hat, dass es unabdingbar für ihn ist, früher als
seine Natur es ihm sagt, seine Bettstätte zu verlassen, eine oder mehrere
Stunden durch die Landschaft zu fahren, eine Reise, die durch die zu ofte
Wiederholung zur leeren Punkt zu Punkt Strecke wird, zur Bewegung ohne
Sinn, durch die Leichtigkeit zum Nichts. Beim Wort Reise hör ich viele das
Lächeln des Besserwissenden lächeln, ein Lächlen übrigens, dessen
Beweiskraft über des Lachenden Dummheit nicht grösser sein könnte, doch es
ist wahr, nicht viele Generationen ist es her, da war eine Reise von Bern
nach Zürich ein Ereignis, kein Arbeitsweg; Verloren in der Zeit ging auch
hier wieder die Spannung des Seltenen, des nicht einfach zu Erhaltenden,
des Lebens. Doch schaut mich der am Kragen gepackte Mensch meines Gefasels
wegen, und weil er fünf Minuten Arbeitszeit verloren hat, wirr an, hat
nichts verstanden, nein, hat nichts aufgenommen, nein, nicht zugehört.
Denn zuhören ist zu nahe lernen oder leben, umsetzen von Reizen in
(logische ?) Handlungen. Doch zu weit, ich seh schon, bin ich wieder mal
gegangen, ich wollte nicht die Welt verändern, mich wollte ich
erhellen über die Energie der Menge, gesogen aus und in dem Nichts. Die
Antwort lächelt mich an, nein, nicht mit dem Lächeln des Besserwissenden,
sondern mit dem Spott der Tatsache. Und des Spottes Bart ist lang und
grau, denn die Tatsache alt, zu müde für Veränderung, und ihr Wortlaut
ist: "Zuckerbrot und Peitsche."
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