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11.10.1996

Gedanken

Zahlen und Menschen

Borchert auf CD

Kühe in Zürich

Roter Dany

Ein Brief erregt Ekel

Geschmackloser Werbemüll

Engel im HB

Diana vom Boulevard abgeschossen

Pathfinders Bibliothek

Neoliberaler Sozialismus

Das Ende der Dürre

Wups: UBS

Was ist ne Tussi?

Linke gegen Rechte

Die Rechten im Dörfli

1999+1=?

Hass - Albanien - Schweiz

Militärdienst: warum noch?

Mensch, ich gehe

Mensch, wohin?

Ode an die Schönheit

Revolution in den Medien

Reihe Utopia - _Gesundheit

Weihnachten

Mr. Biwidus zur Gesellschaft

Mensch, wohin gehst du?

Im Zürich Hauptbahnhof, Stätte des Kommens und Gehens, möchte ich einmal von Leuten, die ameisenhaft die Passagen füllen, die von den Baustellen noch übrigbleiben, und trotz der nutzlos grossen Halle die allmorgentlich nötige Bahnhofsdurchquerung zum Hürdenlauf machen, von all denen, möchte ich wissen, was der Grund für ihre Geschäftigkeit ist. Ich wünscht mir ein Augenblick der Eingebung, in welcher ich erfahre, welche Energie hinter der Geschäftigkeit, Gedanken- oder Gedankenlosigkeit, hinter der Fröhlichkeit oder Traurigkeit steckt. Die verbreitete Müdigkeit ist wohl noch am einfachsten zu erklären. Doch alles andere - man sollte stichprobenweise hin und wieder einen Menschen aus der Menge packen, ja am Kragen seines unterdessen wieder nötig gewordenen Wintermantels packen, und ihn ausfragen, was ihn in dieses Gewimmel treibt, wo er doch viel in der Karibik an einem Strand liegen würde. Nicht lockerlassen, bis er einwandfrei bewiesen hat, dass es unabdingbar für ihn ist, früher als seine Natur es ihm sagt, seine Bettstätte zu verlassen, eine oder mehrere Stunden durch die Landschaft zu fahren, eine Reise, die durch die zu ofte Wiederholung zur leeren Punkt zu Punkt Strecke wird, zur Bewegung ohne Sinn, durch die Leichtigkeit zum Nichts. Beim Wort Reise hör ich viele das Lächeln des Besserwissenden lächeln, ein Lächlen übrigens, dessen Beweiskraft über des Lachenden Dummheit nicht grösser sein könnte, doch es ist wahr, nicht viele Generationen ist es her, da war eine Reise von Bern nach Zürich ein Ereignis, kein Arbeitsweg; Verloren in der Zeit ging auch hier wieder die Spannung des Seltenen, des nicht einfach zu Erhaltenden, des Lebens. Doch schaut mich der am Kragen gepackte Mensch meines Gefasels wegen, und weil er fünf Minuten Arbeitszeit verloren hat, wirr an, hat nichts verstanden, nein, hat nichts aufgenommen, nein, nicht zugehört. Denn zuhören ist zu nahe lernen oder leben, umsetzen von Reizen in (logische ?) Handlungen. Doch zu weit, ich seh schon, bin ich wieder mal gegangen, ich wollte nicht die Welt verändern, mich wollte ich erhellen über die Energie der Menge, gesogen aus und in dem Nichts. Die Antwort lächelt mich an, nein, nicht mit dem Lächeln des Besserwissenden, sondern mit dem Spott der Tatsache. Und des Spottes Bart ist lang und grau, denn die Tatsache alt, zu müde für Veränderung, und ihr Wortlaut ist: "Zuckerbrot und Peitsche."

Mr. Biwidus (EMail)