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Anne Frank und wir
Letzten Donnerstag wurde im Stadthaus Zürich eine faszinierende Ausstellung
mit dem Titel "Anne Frank und wir" eröffnet. Biwidus hat sich in eine Welt
entführen lassen, die nur 50 Jahre früher und nur ein paar hundert
Kilometer von uns entfernt existiert hat. Eine Welt, die sich im ähnlichen
Ausmass heute und fast so nah mit all ihrer Grausamkeit wiederholt, die Welt der
Anne Frank.
Sie starb mit 16 Jahren, zwei Monate vor dem Kriegsende im berüchtigten
Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ihr richtiger Name war Annelies Marie Frank,
sie war im Jahr 1929 in Frankfurt am Main geboren worden. Nach einer kurzen
Kindheit musste Anne 1933 vor den Nazi-Häschern in die Niederlande fliehen.
Dabei hielt sie sich ferienhalber sogar oft in der Schweiz auf, ihre Familie
gehörte damals zu den wohlhabenden jüdischen Bankiersgeschlechtern der
Mainmetropole. Als der Krieg auch in die neutrale Niederlande kam, hielt sie
sich jahrelang in einem Räumchen bei einer holländischen Familie
versteckt. Dort begann sie, ihr weltberühmt gewordenes Tagebuch zu
schreiben, wohl eines der bedeutendsten Kindheitsautobiographien jener Zeit. Was
nur wenige wissen, ist, dass Anne Frank dabei auch Märchen schrieb, der
einzige Weg für ein erwachsendes Mädchen, sich der beklemmenden Enge
der Angst und des Eingesperrtseins zu entziehen. Sie schildert darin
eindrücklich ihre Probleme, Erfahrungen, Träume und Erlebnisse
während dieser zwei Jahre. Dieses Zeugnis ist zu einem Meilenstein der
deutschsprachigen Weltliteratur geworden, unzählige Schüler und
Schülerinnen mühen sich seither mit ihrem Tagebuch ab, die einen
finden es faszinierend und anregend, die anderen äusserst langweilig. Dies
tut der Tatsache jedoch keinen Abbruch, dass sie in alle Ewigkeit in Erinnerung
und somit ein Mahnmal gegen Rassismus und Entmenschlichung bleiben wird.
Ihr wurde im Lenzburgischen eine breite Ausstellung gewidmet, wo die wenigen
vorhandenen Photographien ihrer Kindheit gesammelt und gezeigt wurden. Hier
lässt sich schon eines erkennen: Anne Frank war kein Uebermensch, sondern
nur ein durchschnittliches, mit allen Sorgen und Träumen einer jungen Frau
behaftetes Mädchen. Gerade deshalb wurde sie wohl zu einem musterhaften
Beispiel für die immense Kraft, die Menschen in Not aufbringen können,
auch wenn sie von den grausamsten Fällen unvollstellbarer Unmenschlichkeit
umgeben sind. Anne soll uns, das zeigt die Ausstellung ganz klar, als das
lebensfrohe und optimistische Mädchen voll überbordender Phantasie in
Erinnerung bleiben, die sie war, ein lichter Mensch in der Dunkelheit der
Tragödie.
Doch die Ausstellung, die im Stadthaus Zürich bis Mitte Januar gezeigt
wird, bleibt nicht nur am Beispiel Anne Franks hängen. In einem
regelrechten Potpurri von Bildern werden die verschiedensten Themen
angeschnitten, die die Grausamkeit dieser Zeit illustrieren sollen. Auf den
Spuren Anne Franks wurde die Zeit zwischen 1933 und 1945 in Deutschland, Holland
und der Schweiz rekonstruiert. Ein Schwergewicht bildet dabei die jüdische
Bevölkerung, die auf der Flucht vor den Nazis immer wieder neue
Möglichkeiten der Existenz gefunden hat. Daneben wird auch die Thematik des
Widerstandes nicht ausser Acht gelassen. Deutsche und niederländische
WiderstandskämpferInnen werden in ihrem Alltag gezeigt, in Ausbildung,
Kampf und Tod. Lobenswert ist, dass die Darstellung des totalen Greuels in
Konzentrationslagern absichtlich eher kurz gehalten worden ist. Nicht, dass ich
deren Existenz bestreiten möchte, aber ich denke, dass auch mit
alltäglichen Bildern ausserhalb der KZ der grauenvolle Umgang mit den
Menschen jener Zeit aufgezeigt werden kann, ohne gerade mit den aus vielen
Filmen bekannten KZ-Bildern zu kommen. Das Grauen begann schon vor den Toren von
Oswiecim/Auschwitz und Bergen-Belsen. Auch deshalb ist diese Ausstellung so
sehenswert.
Den Abschluss und den Anfang bildet jedoch der Umgang der
offiziellen und inoffiziellen Schweiz mit dem Thema Judenverfolgung und Krieg.
Die offizielle Politik lautete ja, dass Juden keine politischen Flüchtlinge
seien und somit kein Anrecht auf Asyl besassen. Die nazifreundliche Politik
einiger schweizer Politiker wird damit an den Pranger gestellt, mit Recht, wie
man heute weiss und damals schon gewusst hat. Ein beeindruckendes Beispiel
dafür, dass es aber auch im Volk echte Menschen gab, ist der authentische
Brief einer Primarklasse an den damaligen (NS-freundlichen) Bundesrat Von
Steiger, der fordert, dass Juden in der Schweiz aufgenommen werden sollen.
Anscheinend waren schon damals Kinder und Jugendliche sensibilisierter für
die echten Probleme als die erwachsenen Politiker. Einen Kontrapunkt dazu blden
aber auch Darstellungen von nazistischen Umtrieben in unserem Land, Bilder von
Demonstrationen junger Faschisten und Zeitungsausschnitte, die offen oder
versteckt zur Hetze gegen Juden und Jüdinnen aufrufen. Die Schweiz hat
ebenfalls Verbrechen gegen die Menschheit begannen damals. Nicht, dass sie die
Greuel der Nazis offen unterstützt hätte, aber sie leistete doch
kräftig Beihilfe zum Völkermord, indem sie die Verfolgten abwies oder
absolut unter jeder Würde behandelte. Die Ausstellung im Stadthaus hebt
dies hervor. Sie geisselt die Verbrechen der Nazis und ihrer Helfershelfer,
indem sie sie fast kommentarlos aufzeigt. EinE JedeR kann sich ein Urteil
bilden. Insofern sehe ich es gerade für junge Menschen der Generationen X
ud Y als ein Must an, diese Ausstellung anzuschauen und sich Gedanken
darüber zu machen. Dies gilt vor allem auch für solche, die heute noch
an Ideen der faschistischen Ideologie glauben. Von denen gibt es ja noch viele,
leider.
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