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OpenAirs
Das 8. Heitere Open Air
Out in the Green 1998, Sonntag
Out in the Green 1998, Samstag
Out in the Green 1998, Freitag
Das Mega-Open Air
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Heitere Stars
Mal zuallerst ein Riesenkompliment an die Organisatoren, ich habe schon
lange nicht mehr über ein Open Air berichtet, ohne so wenig Trabbel mit
dem Organisieren zu haben, abgesehen von einem Missverständnis mit dem
Security, wo auch wir was dafür können und der Tatsache, dass unser
Verlosungswettbewerb mit Heitere-Tickets nicht gerade reges Interesse
fand, ist die Sache wie am Schmnürchen gelaufen, Biwidus konnte sich über
den Freitagabend über die Konzerte auf dem Heiteren hermachen.
Das Heitere (wir gebrauchen die gängige schweizerdeutsche Version) hat
einen Vorteil gegenüber den Open Air-Molochen in
St. Gallen und Frauenfeld.
Weil der regional abgestützte Anlass sich auf einem gewissen Grössenniveau
bewegt, ist es viel angenehmer, das Gelände ist kleiner, so auch der
Abstand zu den Stars. Auf der Nebenbühne betrug der null, und auf der
Hauptbühne konnten wir ungehindert arbeiten, ohne irgendeinem Möchtegern
auf den Füssen rumzutrampeln. Kurzum: das Open Air ist sympathisch,
weil es kein Riesending ist. Es ist alles übersichtlicher, kollegialer,
man ist von den Stars nicht so weit entfernt.
Nichtsdestotrotz ist das Heitere kein Provinz-Open Air mehr. Obschon von
der Herkunft her ein aufstrebendes Unternehmen mittlerer Grösse, hat das
Heitere dieses Jahr mit der grossen Kelle angerichtet. Mit einem schon fast
unglaublichen Boudget von rund einer Million wurden die klingendsten
musikalischen Namen in den Westaargau eingeladen, so seien in erster
Linie die Altrapper Run DMC, die innovative deutsche Jazzkantine
und die Crossover-Jungstars von Guano Apes genannt, die wir alle am ersten
Abend auch gesehen haben. "Unter ferner liefen" aber megastark sind auch die
weiteren Highlights zu nennen wie Ringo "Beatle" Starrs Allstarband, Roger Chapman
und Sabrina "Schwester S." Setlur am Samstag und Sens Unik am Sonntag.
Wir stolperten noch rechtzeitig aufs Gelände, um uns am deutschen Studentencrossover
von Guano Apes zu laben. Die drei Jungs um Frontfrau Sandra Nasic (schwärm...:)
waren noch vor einem Jahr unbekannt, erst mit dem Megahit "Open your eyes"
haben sie den Treffer gelandet, der sie zu einem gefragten Tip in der
Boarderszene gemacht hat, der aber mehr Leute anspricht. Guano Apes liessen es
so richtig fetzen auf dem Heiteren, das Programm war wie üblich an
Open Airs zwar kurz und für meine Verhältnisse etwas sehr laut, aber
spassig wars auf alle Fälle. Vor allem, als die eigentlichen Hits kamen,
sprang das Publikum wie auch die Musiker wie eine Horde Heuschrecken auf
Beutezug hin und her, auf und ab. Es war lustig mitanzusehen. Der Sound war
halt crossoverig, rauh und ziemlich unkontrolliert. Aber gerade dieser
Anarchofaktor macht es aus.
Noch ein paar Worte zum Blickfang von den Guano-Affen. Sandra Nasic, die Sängerin
mit der Megastimme, ist eine Bombenfrau. Man nimmt es dem sehr zierlichen und
sehr kleinen und feinen Mädchen dort oben gar nicht ab, wie gut und stark sie singen
kann, wieviele Nuancen ihre Stimme haben kann. Und doch: sie brilliert genau so
bei den schnellen Dancebeats wie auch den schönen Balladen der Band. Die
Kleine ist toll, auch auf der Bühne und live. Dazu soll noch eines gesagt sein, so
frech das auch klingt. Sandra ist natürlich auch einige Blicke wert, sehr
sogar. Sie gibt sich so mädchenhaft erotisch, dass es einem fast kalt den
Rücken runterläuft. Ein Beispiel: auf dem Heiteren hatte sie unter dem dünnen
T-Shirt ganz offensichtlich keinen BH an, so sehr man auch nur der Musik lauschen
möchte, das ist ein kleiner angenehmer Nebeneffekt. Wenn wir schon dabei
sind: wer schenkt der Kleinen ein gutes Haarband? Nach jedem zweiten Song
musste sie ihre Haare neu zusammennehmen.
Zur Jazzkantine haben wir genug geschrieben, aber
immer zu wenig gute Photos gehabt. Hier möchten wir im Sinne eines kleinen
Nachtrages an die anderen Jazzkantinen-Berichte diesen Mangel nachholen. Die
Band ist halt einfach eine Liveband, die zu einem Open Air passt, wenn auch
der Grasgehalt in der Luft in Zofingen eher tiefer war. Jazzkantine boten
einfach ihr Programm, es war aus irgendeinem Grund nicht so stark wie in
Frauenfeld, irgendwie waren die Jungs abgekämpft, Frontmann Cappuccino fehlte
sowieso, und auch das Einnachten brachte die Stimmung nicht ganz so hoch
wie auch schon.
Nicht, dass das heissen soll, dass das Konzert langweilig war oder so,
vor allem als das wirklich witzige "Krankenhaus" mit der langen Vorgeschichte
dargeboten wurde, stieg der Stimmungpegel gewaltig. Trotzdem waren die
Jungs dieses Mal nicht die Megaanzieher, sondern vielmehr
eine Pause, bevor es mit Run DMC noch einmal so richtig abging. A propos
abgehen. Ich fand es etwas komisch, dass an einem Rockkonzert eine
Sitz-Tribüne aufgestellt wurde. Ich meine, stören tut es mich nun wirklich
nicht, aber es war schon etwas übertrieben. Zu diesem Sound muss man doch
wenigstens hinhängen, wenn nicht sogar tanzen. Was sollen denn die Stühle?
Egal, echte Open Air-BesucherInnen sind ja schliesslich auch mal müde.
Oder?
So dann. Glen of Guinness, die Walliser sind halt noch immer geil. Mr.
Biwidus, der sonst nix mit diesem Sound anfangen kann, war ziemlich
begeistert 'von. Es war auch ziemlich stark, das Konzert auf der Nebenbühne.
Das Zelt füllte sich ziemlich schnell, und die Leute begannen auch recht
bald zu schunkeln und zu tanzen. Die irische Musik der achtköpfigen Band und
ihren zum Teil sehr ausgefallenen Instrumenten und Tunes ist auch wirklich sehr
cool. Man muss nicht Fan dieses Sounds sein, dass es einem in die Knochen
fährt und einem zum Tanzen verleitet, es genügt, wenn man ein bisschen
gut drauf ist, die Stimmung gut, und die Nähe zur Band gewährleistet.
Leider war das Programm von Glen of Guinness nicht sehr lang, und die
Tatsache, dass sie auf der Nebenbühne auftraten, bedeutete auch, dass
die nächste Band auf der Hauptbühne sich nicht nach den KeltInnen aus
Martigny (genau!!!) richten musste. So dass plötzlich auf beiden Bühnen
Megasound ablief. Während also die Geigen und Akkordeons der Folkrocker
aus dem Westen ihre Triolen abspielten, begannen auf der anderen Seite des
Geländes schon die Kantinen-Jazzer zu jammen. Trotzdem blieben wir unseren z.T. kaum
deutschsprechenden Landsleuten treu. Witzig ist es einfach, wenn hinter diesen
wirklich echt klingenden keltischen Sounds ein walliserdiiiitsch oder
sprechender "Ire" zum Vorschein kommt. Die Band war gut drauf, das bewies
sie, indem sie am Schluss noch ein Stück in gekonntem a cappella zum
besten gab. Wirklich gut, würde ich jedem und jeder anraten zu hören, die
Band.
Zum Schluss noch ein paar Worte zu Run DMC. Die Oldies bringen es immernoch.
Grundsätzlich. Ihr Style ist stark, noch immer treten die Altväter des
Rap und des Crossover nur zu dritt auf, zwei Rapper und ein Dee Jay
(unterstützt von einem Stift???). Und noch immer kleiden sich in ihre
schwarzen Adidas-Klamotten und die passenden Sneakers. Run DMC, das sind
die Ueberbleibsel der guten alten Achtziger, wo Rap und House noch
underground waren. Entsprechend liessen sie sich auch kaum auf das
Niveau herab, das sie mit dem Kommerz-Club-House-Remix ihres "It's like
that" erreicht haben.
Etwas ungewohnt für unsere Zeit war dann auch ihre Old-School-Show mit
den unzähligen Animationsversuchen, die man in diesem Ausmass heute gar
nicht mehr kennt. Eigentlich müsste das Publikum die Hälfte der Gage
kriegen, denn Run DMC hatten kaum Uebergänge zwischen den Spielen und den
Songs, ich konnte kaum zählen, was nun "Song" war und was (gut gemachte)
Rap-Animation, freestyle, versteht sich. Die Turntables liefen heiss, die
Kids sprangen mit (das Durchschnittsalter an diesem Abend war knapp über dem
Schutzalter). Das Konzert oder sagen wir der Auftritt von Run DMC war
(wenn auch etwas verspätet) an sich ganz stark, echt gut. Aber es bewies
auch, dass so Revivals von Altstars nicht immer einfach sind, dass das
Publikum sich an die guten alten Zeiten erinnern und nicht merken soll,
dass die da oben seit "Raising hell" alt geworden und nicht mehr viel neues
veranstaltet haben. Run DMC waren auf jeden Fall ein guter Abschluss eines
sehr gelungenen Open Airs auf dem Heiteren, wir freuen uns auf Nummer 9.
Die offizielle Homepage
ist zwar noch nicht aktualisiert, aber eine Reise wert. Spätestens das
nächste Jahr.
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