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Zofingen
7.8.1998

OpenAirs

Das 8. Heitere Open Air

Out in the Green 1998, Sonntag

Out in the Green 1998, Samstag

Out in the Green 1998, Freitag

Das Mega-Open Air

Heitere Stars

Mal zuallerst ein Riesenkompliment an die Organisatoren, ich habe schon lange nicht mehr über ein Open Air berichtet, ohne so wenig Trabbel mit dem Organisieren zu haben, abgesehen von einem Missverständnis mit dem Security, wo auch wir was dafür können und der Tatsache, dass unser Verlosungswettbewerb mit Heitere-Tickets nicht gerade reges Interesse fand, ist die Sache wie am Schmnürchen gelaufen, Biwidus konnte sich über den Freitagabend über die Konzerte auf dem Heiteren hermachen.

Volk beim Heiteren
Das Heitere (wir gebrauchen die gängige schweizerdeutsche Version) hat einen Vorteil gegenüber den Open Air-Molochen in St. Gallen und Frauenfeld. Weil der regional abgestützte Anlass sich auf einem gewissen Grössenniveau bewegt, ist es viel angenehmer, das Gelände ist kleiner, so auch der Abstand zu den Stars. Auf der Nebenbühne betrug der null, und auf der Hauptbühne konnten wir ungehindert arbeiten, ohne irgendeinem Möchtegern auf den Füssen rumzutrampeln. Kurzum: das Open Air ist sympathisch, weil es kein Riesending ist. Es ist alles übersichtlicher, kollegialer, man ist von den Stars nicht so weit entfernt.

Sandra Nasic Nichtsdestotrotz ist das Heitere kein Provinz-Open Air mehr. Obschon von der Herkunft her ein aufstrebendes Unternehmen mittlerer Grösse, hat das Heitere dieses Jahr mit der grossen Kelle angerichtet. Mit einem schon fast unglaublichen Boudget von rund einer Million wurden die klingendsten musikalischen Namen in den Westaargau eingeladen, so seien in erster Linie die Altrapper Run DMC, die innovative deutsche Jazzkantine und die Crossover-Jungstars von Guano Apes genannt, die wir alle am ersten Abend auch gesehen haben. "Unter ferner liefen" aber megastark sind auch die weiteren Highlights zu nennen wie Ringo "Beatle" Starrs Allstarband, Roger Chapman und Sabrina "Schwester S." Setlur am Samstag und Sens Unik am Sonntag.


Guano Apes Wir stolperten noch rechtzeitig aufs Gelände, um uns am deutschen Studentencrossover von Guano Apes zu laben. Die drei Jungs um Frontfrau Sandra Nasic (schwärm...:) waren noch vor einem Jahr unbekannt, erst mit dem Megahit "Open your eyes" haben sie den Treffer gelandet, der sie zu einem gefragten Tip in der Boarderszene gemacht hat, der aber mehr Leute anspricht. Guano Apes liessen es so richtig fetzen auf dem Heiteren, das Programm war wie üblich an Open Airs zwar kurz und für meine Verhältnisse etwas sehr laut, aber spassig wars auf alle Fälle. Vor allem, als die eigentlichen Hits kamen, sprang das Publikum wie auch die Musiker wie eine Horde Heuschrecken auf Beutezug hin und her, auf und ab. Es war lustig mitanzusehen. Der Sound war halt crossoverig, rauh und ziemlich unkontrolliert. Aber gerade dieser Anarchofaktor macht es aus.

Sandra Nasic Noch ein paar Worte zum Blickfang von den Guano-Affen. Sandra Nasic, die Sängerin mit der Megastimme, ist eine Bombenfrau. Man nimmt es dem sehr zierlichen und sehr kleinen und feinen Mädchen dort oben gar nicht ab, wie gut und stark sie singen kann, wieviele Nuancen ihre Stimme haben kann. Und doch: sie brilliert genau so bei den schnellen Dancebeats wie auch den schönen Balladen der Band. Die Kleine ist toll, auch auf der Bühne und live. Dazu soll noch eines gesagt sein, so frech das auch klingt. Sandra ist natürlich auch einige Blicke wert, sehr sogar. Sie gibt sich so mädchenhaft erotisch, dass es einem fast kalt den Rücken runterläuft. Ein Beispiel: auf dem Heiteren hatte sie unter dem dünnen T-Shirt ganz offensichtlich keinen BH an, so sehr man auch nur der Musik lauschen möchte, das ist ein kleiner angenehmer Nebeneffekt. Wenn wir schon dabei sind: wer schenkt der Kleinen ein gutes Haarband? Nach jedem zweiten Song musste sie ihre Haare neu zusammennehmen.

Jazzkantine Zur Jazzkantine haben wir genug geschrieben, aber immer zu wenig gute Photos gehabt. Hier möchten wir im Sinne eines kleinen Nachtrages an die anderen Jazzkantinen-Berichte diesen Mangel nachholen. Die Band ist halt einfach eine Liveband, die zu einem Open Air passt, wenn auch der Grasgehalt in der Luft in Zofingen eher tiefer war. Jazzkantine boten einfach ihr Programm, es war aus irgendeinem Grund nicht so stark wie in Frauenfeld, irgendwie waren die Jungs abgekämpft, Frontmann Cappuccino fehlte sowieso, und auch das Einnachten brachte die Stimmung nicht ganz so hoch wie auch schon.

Jazzkantine Nicht, dass das heissen soll, dass das Konzert langweilig war oder so, vor allem als das wirklich witzige "Krankenhaus" mit der langen Vorgeschichte dargeboten wurde, stieg der Stimmungpegel gewaltig. Trotzdem waren die Jungs dieses Mal nicht die Megaanzieher, sondern vielmehr eine Pause, bevor es mit Run DMC noch einmal so richtig abging. A propos abgehen. Ich fand es etwas komisch, dass an einem Rockkonzert eine Sitz-Tribüne aufgestellt wurde. Ich meine, stören tut es mich nun wirklich nicht, aber es war schon etwas übertrieben. Zu diesem Sound muss man doch wenigstens hinhängen, wenn nicht sogar tanzen. Was sollen denn die Stühle? Egal, echte Open Air-BesucherInnen sind ja schliesslich auch mal müde. Oder?

Glen of Guinness So dann. Glen of Guinness, die Walliser sind halt noch immer geil. Mr. Biwidus, der sonst nix mit diesem Sound anfangen kann, war ziemlich begeistert 'von. Es war auch ziemlich stark, das Konzert auf der Nebenbühne. Das Zelt füllte sich ziemlich schnell, und die Leute begannen auch recht bald zu schunkeln und zu tanzen. Die irische Musik der achtköpfigen Band und ihren zum Teil sehr ausgefallenen Instrumenten und Tunes ist auch wirklich sehr cool. Man muss nicht Fan dieses Sounds sein, dass es einem in die Knochen fährt und einem zum Tanzen verleitet, es genügt, wenn man ein bisschen gut drauf ist, die Stimmung gut, und die Nähe zur Band gewährleistet.

Glen of Guinness Leider war das Programm von Glen of Guinness nicht sehr lang, und die Tatsache, dass sie auf der Nebenbühne auftraten, bedeutete auch, dass die nächste Band auf der Hauptbühne sich nicht nach den KeltInnen aus Martigny (genau!!!) richten musste. So dass plötzlich auf beiden Bühnen Megasound ablief. Während also die Geigen und Akkordeons der Folkrocker aus dem Westen ihre Triolen abspielten, begannen auf der anderen Seite des Geländes schon die Kantinen-Jazzer zu jammen. Trotzdem blieben wir unseren z.T. kaum deutschsprechenden Landsleuten treu. Witzig ist es einfach, wenn hinter diesen wirklich echt klingenden keltischen Sounds ein walliserdiiiitsch oder sprechender "Ire" zum Vorschein kommt. Die Band war gut drauf, das bewies sie, indem sie am Schluss noch ein Stück in gekonntem a cappella zum besten gab. Wirklich gut, würde ich jedem und jeder anraten zu hören, die Band.

Run DMC Zum Schluss noch ein paar Worte zu Run DMC. Die Oldies bringen es immernoch. Grundsätzlich. Ihr Style ist stark, noch immer treten die Altväter des Rap und des Crossover nur zu dritt auf, zwei Rapper und ein Dee Jay (unterstützt von einem Stift???). Und noch immer kleiden sich in ihre schwarzen Adidas-Klamotten und die passenden Sneakers. Run DMC, das sind die Ueberbleibsel der guten alten Achtziger, wo Rap und House noch underground waren. Entsprechend liessen sie sich auch kaum auf das Niveau herab, das sie mit dem Kommerz-Club-House-Remix ihres "It's like that" erreicht haben.

Run DMC Etwas ungewohnt für unsere Zeit war dann auch ihre Old-School-Show mit den unzähligen Animationsversuchen, die man in diesem Ausmass heute gar nicht mehr kennt. Eigentlich müsste das Publikum die Hälfte der Gage kriegen, denn Run DMC hatten kaum Uebergänge zwischen den Spielen und den Songs, ich konnte kaum zählen, was nun "Song" war und was (gut gemachte) Rap-Animation, freestyle, versteht sich. Die Turntables liefen heiss, die Kids sprangen mit (das Durchschnittsalter an diesem Abend war knapp über dem Schutzalter). Das Konzert oder sagen wir der Auftritt von Run DMC war (wenn auch etwas verspätet) an sich ganz stark, echt gut. Aber es bewies auch, dass so Revivals von Altstars nicht immer einfach sind, dass das Publikum sich an die guten alten Zeiten erinnern und nicht merken soll, dass die da oben seit "Raising hell" alt geworden und nicht mehr viel neues veranstaltet haben. Run DMC waren auf jeden Fall ein guter Abschluss eines sehr gelungenen Open Airs auf dem Heiteren, wir freuen uns auf Nummer 9.

Die offizielle Homepage ist zwar noch nicht aktualisiert, aber eine Reise wert. Spätestens das nächste Jahr.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) (mit dem letzten Open Air-Bericht dieses Jahres)