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Frauenfeld
14.7.1998

OpenAirs

Das 8. Heitere Open Air

Out in the Green 1998, Sonntag

Out in the Green 1998, Samstag

Out in the Green 1998, Freitag

Das Mega-Open Air

Oitg 98
  • Freitag: Pur, Clawfinger und Deep Purple
  • Samstag: K's choice, Transister, Anouk, Iggy Pop, Jazzkantine, Björk und Eros Ramazzotti
  • Sonntag: Angélique Kidjo, Joaquin Cortes, Bob Dylan und Joe Cocker

Out in the Green 1998: der Freitag

Das Out in the Green ist echt der hype. Schon lange im voraus war wieder einmal ein Riesenaufmarsch der Megastars angekündigt gewesen, interessanterweise vertreten von den 24 auftretenden KünstlerInnen fast alle die vier grossen Plattenmultis EMI, Sony, Polygram und BMG/Ariola. Egal, jedenfalls war schon von Anfang an klar: jeder Abend ein Höhepunkt nach dem anderen. Schon am Donnerstag trat mit den Rolling Stones wohl der Inbegriff der Rockmusik auf. Das Konzert muss laut den Zeitungen gut gewesen sein. Weil man uns die Erlaubnis nicht gab, mussten wir zu Hause bleiben. Pech. Für die Stones ;-)

Publikum klatscht Das Festgelände war schon bumsvoll, das Konzert in vollem Gange, als das Biwidusteam aufkreuzte, aus Berufsgründen etwas verspätet. Der Regen der letzten Tage und sicherlich auch etwas der Armeetag von vor einem Monat hatten den Boden in der Frauenfelder Allmend ziemlich zur Sau gemacht. Trotzdem. Da es mit wenigen Ausnahmen weitgehend trocken blieb, konnten wir beruhigt hin. Das Out in the Green war auf den ersten Blick weniger hypig, weniger geil als das letzte, dafür aber sehr viel romantischer und lässiger, doch davon später.

Cokeverkäufer Das Gelände war gut, sehr gut gesichert, wir wurden sinnlos in der Gegend rumgeführt, bis wir endlich unseren Medienparkplatz finden durften. A propos Organisation, man stelle sich mal vor: der Biwidus-Photograph wurde von einem Security unsanft in der Gegend rumgezerrt, bis dieser mal endlich festgestellt hat, dass es sich bei diesem Apparat um eine (erlaubte) Photokamera gehandelt hat und nicht um eine Videokamera. Da merkt man wieder, wie schlau diese Leute sind. Egal, jedenfalls war vor allem das Essen auf dem Gelände stark (wenn auch etwas teuer). In den drei Tagen des Festivals genehmigte ich mir: eine Falafel, ine Pizza, eine Portion mongolischer Plancha, einen Salatteller und ein mexikanisches Sandwich. Umwerfend, weil exotisch.

Pur Bei den Frauenfeldern ist der Stilbruch nicht nur üblich, sondern vielmehr und hier offensichtlich Prinzip. Denn nach dem Edelrocker Richie Sambora und vor den Brachialhardcorern von Clawfinger traten... Pur auf. Ja, die mit dem "Abenteuerland". Entsprechend sank der Begeisterungslevel bei vielen, die einen gingen und die anderen kamen. Wir gesellten uns also zu den vielen Teenies und Softies. Diese waren ganz vorne anzutreffen, oft sah man süsse, nur mit einem knappen BH bewehrte Girls auf den Schultern ihrer Freunde. Pur war halt... Pur. Ich fands langweilig, weil mich dieser kindische Sound aufregt, aber der Mann (Sänger) war auch krank. Witzig (und bezeichnend für die Phantasielosigkeit dieser Band) war das Feuerwerk am Schluss, das mehr erschreckte als begeisterte.

Clawfinger Privat Clawfinger. Die vier Jungs aus dem hohen Norden machen seit bald zehn Jahren donnernden und harten Crossover, dem aber immer ein bisschen Ironie und Spitze beigegeben sind. Sie sollten die Stimmung nach der lahmen Darbietung von Pur wieder anheizen. Mit Sänger Zak und Gitarrist Bard als Bandgründer heizte das Quartett das Publikum auch an. Das schwedisch-norwegische Doppeldoppel hat schon ein Repertoire von drei Alben und ist zudem eine der wenigen Bands, die schon mal am Out in the Green waren (1994 in Winti). Ihr bewährtes Rezept: harter Metall mit den genialen Rapfähigkeiten von Sänger Zak und dem bunten Bassisten Erlend (mit Cowboyhut und Papiersäcken bekleidet). Cool, weil die Band einfach fägt. Und den Sinnspruch überhaupt machte Zak mit der Ankündigung ihres ersten Hits "Nigger". Er meinte (sinngemäss), dass es egal ist, welche Hautfarbe der Mensch hat, Hauptsache er ist stark da (im Kopf) und da (in den Genitalien).

Clawfinger Bassist Anschliessend kam der zweite Höhepunkt des Abends und sein Abschluss. Irgendwie witzig: auf die innovativen und jungen Crossover-Rocker aus dem Norden folgen die Alt-, ja Uralt-Rocker von Deep Purple. Mit dem neuen (etwa x-ten) Album "Abandon" im Rucksack kreuzten die Opies in der Allmend auf und brachten ziemlich bald das Publikum zum Träumen, "Smoke on the Water" ist ihr Hit und kam eher gegen den Schluss. Bis dahin hatten die Jungs um Sänger Ian Gillian und Keyboarder John Lord gerockt, was das Zeug hielt. So viel Härte traut man den Jungs gar nicht zu, obschon ihrer Lordship schütteres und zusammengebundenes Haar unterdessen die Farbe von Gotthardgranit hat, haben die Urväter des Heavy Metal das Publikum aber schnell auf ihre Seite gezogen. Interessant dabei war der Auftritt des neuen Gitarristen Steve Morse, der das alte Quartett gekonnt und perfekt ergänzt. Ihre Energie ist ungebrochen.

schlafendes Publikum "Abandon" ist das Album zum Konzert. Klar, dass die Songs härter sind, als dass man es erwarten mag. Aber auffällig ist vor allem, dass die Gitarre von Steve Morse sich eingelebt hat, jetzt den Deep Purple-Sound trägt. Ganz allgemein hat man das Gefühl, der Sound auf "Abandon" sei "klassischer" Hardrock. Weshalb eigentlich? Wegen der Art der Verzerrung der Gitarre, wegen der kreischigen Stimme des Sängers Ian Gillian oder wegen der Melodiegänge? Jedenfalls heben sich vor allem zwei Songs von dieser wunderbaren Klassik ab: das bluesige "Don`t make me happy" und die Ballade "Fingers to the Bone". Ueberhaupt ist die CD überaus hörenswert, wenn man echten Hardrock liebt, eben Oldies, Klassik.

Die offizielle Site des Festivals ist immer noch (wenn auch leider absolut unaktuell und fahrig gemacht) abrufbar bei www.outinthegreen.ch!

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Für Biwidus: Wildcat (EMail) (Open Airs forever!!!)