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OpenAirs
Das 8. Heitere Open Air
Out in the Green 1998, Sonntag
Out in the Green 1998, Samstag
Out in the Green 1998, Freitag
Das Mega-Open Air
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- Freitag: Pur, Clawfinger und Deep Purple
- Samstag: K's choice, Transister, Anouk,
Iggy Pop, Jazzkantine, Björk und Eros Ramazzotti
- Sonntag: Angélique Kidjo,
Joaquin Cortes, Bob Dylan und Joe Cocker
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Out in the Green 1998: der Freitag
Das Out in the Green ist echt der hype. Schon lange im voraus war wieder
einmal ein Riesenaufmarsch der Megastars angekündigt gewesen, interessanterweise
vertreten von den 24 auftretenden KünstlerInnen fast alle die vier grossen
Plattenmultis EMI, Sony, Polygram und BMG/Ariola. Egal, jedenfalls war
schon von Anfang an klar: jeder Abend ein Höhepunkt nach dem anderen.
Schon am Donnerstag trat mit den Rolling Stones wohl der Inbegriff der
Rockmusik auf. Das Konzert muss laut den Zeitungen gut gewesen sein.
Weil man uns die Erlaubnis nicht gab, mussten wir zu Hause bleiben. Pech.
Für die Stones ;-)
Das Festgelände war schon bumsvoll, das Konzert in vollem Gange, als das
Biwidusteam aufkreuzte, aus
Berufsgründen etwas verspätet. Der Regen der letzten Tage und sicherlich
auch etwas der Armeetag von vor einem Monat hatten den Boden in der
Frauenfelder Allmend ziemlich zur Sau gemacht. Trotzdem. Da es mit wenigen Ausnahmen
weitgehend trocken blieb, konnten wir beruhigt hin. Das Out in the Green war auf den
ersten Blick weniger hypig, weniger geil als das letzte, dafür aber sehr
viel romantischer und lässiger, doch davon später.
Das Gelände war gut, sehr gut gesichert, wir wurden sinnlos in der Gegend
rumgeführt, bis wir endlich unseren Medienparkplatz finden durften.
A propos Organisation, man stelle sich mal vor: der Biwidus-Photograph
wurde von einem Security unsanft in der Gegend rumgezerrt, bis dieser
mal endlich festgestellt hat, dass es sich bei diesem Apparat um eine
(erlaubte) Photokamera gehandelt hat und nicht um eine Videokamera. Da
merkt man wieder, wie schlau diese Leute sind. Egal, jedenfalls war vor
allem das Essen auf dem Gelände stark (wenn auch etwas teuer). In den drei
Tagen des Festivals genehmigte ich mir: eine Falafel, ine Pizza, eine
Portion mongolischer Plancha, einen Salatteller und ein mexikanisches
Sandwich. Umwerfend, weil exotisch.
Bei den Frauenfeldern ist der Stilbruch nicht nur üblich, sondern vielmehr
und hier offensichtlich Prinzip. Denn nach dem Edelrocker Richie Sambora und
vor den Brachialhardcorern von Clawfinger traten... Pur auf. Ja, die mit
dem "Abenteuerland". Entsprechend sank der Begeisterungslevel bei vielen, die
einen gingen und die anderen kamen. Wir gesellten uns also zu den vielen
Teenies und Softies. Diese waren ganz vorne anzutreffen, oft sah man süsse,
nur mit einem knappen BH bewehrte Girls auf den Schultern ihrer Freunde. Pur war halt...
Pur. Ich fands langweilig, weil mich dieser kindische Sound aufregt, aber
der Mann (Sänger) war auch krank. Witzig (und bezeichnend für die
Phantasielosigkeit dieser Band) war das Feuerwerk am Schluss, das mehr
erschreckte als begeisterte.
Clawfinger. Die vier Jungs aus dem hohen Norden machen seit bald zehn
Jahren donnernden und harten Crossover, dem aber immer ein bisschen Ironie
und Spitze beigegeben sind. Sie sollten die Stimmung nach der lahmen
Darbietung von Pur wieder anheizen. Mit Sänger Zak und Gitarrist Bard als
Bandgründer heizte das Quartett das Publikum auch an. Das schwedisch-norwegische
Doppeldoppel hat schon ein Repertoire von drei Alben und ist zudem eine
der wenigen Bands, die schon mal am Out in the Green waren (1994 in Winti).
Ihr bewährtes Rezept: harter Metall mit den genialen Rapfähigkeiten von
Sänger Zak und dem bunten Bassisten Erlend (mit Cowboyhut und Papiersäcken
bekleidet). Cool, weil die Band einfach fägt. Und den Sinnspruch überhaupt
machte Zak mit der Ankündigung ihres ersten Hits "Nigger". Er meinte
(sinngemäss), dass es egal ist, welche Hautfarbe der Mensch hat, Hauptsache
er ist stark da (im Kopf) und da (in den Genitalien).
Anschliessend kam der zweite Höhepunkt des Abends und sein Abschluss.
Irgendwie witzig: auf die innovativen und jungen Crossover-Rocker aus dem
Norden folgen die Alt-, ja Uralt-Rocker von Deep Purple. Mit dem neuen
(etwa x-ten) Album "Abandon" im Rucksack kreuzten die Opies in der Allmend
auf und brachten ziemlich bald das Publikum zum Träumen, "Smoke on the
Water" ist ihr Hit und kam eher gegen den Schluss. Bis dahin hatten die
Jungs um Sänger Ian Gillian und Keyboarder John Lord gerockt, was das Zeug hielt.
So viel Härte traut man den Jungs gar nicht zu, obschon ihrer Lordship
schütteres und zusammengebundenes Haar unterdessen die Farbe von Gotthardgranit
hat, haben die Urväter des Heavy Metal das Publikum aber schnell auf ihre Seite
gezogen. Interessant dabei war der Auftritt des neuen Gitarristen Steve
Morse, der das alte Quartett gekonnt und perfekt ergänzt. Ihre Energie
ist ungebrochen.
"Abandon" ist das Album zum Konzert. Klar, dass die Songs härter sind,
als dass man es erwarten mag. Aber auffällig ist vor allem, dass die
Gitarre von Steve Morse sich eingelebt hat, jetzt den Deep Purple-Sound
trägt. Ganz allgemein hat man das Gefühl, der Sound auf "Abandon" sei
"klassischer" Hardrock. Weshalb eigentlich? Wegen der Art der Verzerrung
der Gitarre, wegen der kreischigen Stimme des Sängers Ian Gillian oder
wegen der Melodiegänge? Jedenfalls heben sich vor allem zwei Songs von
dieser wunderbaren Klassik ab: das bluesige "Don`t make me happy" und die
Ballade "Fingers to the Bone". Ueberhaupt ist die CD überaus hörenswert,
wenn man echten Hardrock liebt, eben Oldies, Klassik.
Die offizielle Site des Festivals ist immer noch (wenn auch leider absolut
unaktuell und fahrig gemacht) abrufbar bei
www.outinthegreen.ch!
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