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Vom Hanf-Skandalprozess
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Jugendsession 96
Expovina 96
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Suchtprävention 1996
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Alkohol- Konditionierung
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Es lebe der Hanf (in jeder Form)!
Ausnahmsweise stand Zürich ganz im Zeichen einer "verbotenen Frucht". Dies
Pflanze, das Volk nennt sie "Hanf" gilt als einer der nützlichsten einheimischen
Gewächse überhaupt. Aus ihr kann mensch Papier, Kosmetika, Oel und vieles mehr
gewinnen. Doch diese Pflanze ist auch der Staatsfeind Nummer eins, VERBOTEN! Das
Hanffestival im Zürcher Kanzleiareal versuchte, dieser bescheuerten Einstellung
entgegenzutreten. Die Vielseitigkeit dieser Schlingpflanze wurde zelebriert. Und
ihr verbotener Genuss auch. Der Autor, der selbst nicht (mehr) aktiv kifft,
hatte seine Riesenfreude an diesem Grünzeug. Do not smoke this article.
Schon letztes Jahr wurde ein Hanffestival im Kanzlei durchgeführt und war mehr
als nur ein Erfolg. Es ist in den letzten paar Jahren ein regelrechtes
HanfRevival festzustellen, das sich nicht nur durch enorm ansteigende Verstösse
gegen das BTM (Betäubungsmittelgesetz) äussert. Immer mehr entdecken gerade
junge Leute die überbordende Nützlichkeit dieser derart verpönten
Schlingpflanze, die ja bekanntlich auch noch ziemlich einfach zu pflegen ist.
Hanf wächst in unserem Land und in unseren Breiten überall, wenn mensch ihn
wachsen lässt (und nicht beschlagnahmt). Und in den verschiedenen aus dem Boden
schiessenden Hanfläden kann mensch ersehen, welche ungeahnten Möglichkeiten in
diesem (Un)Kraut stecken. Mit Hanföl können wir leckere Salatsaucen machen, auf
Hanfpapier Liebesbriefe schreiben, mit Hanfsamen Brote verfeinern und in
reissfesten Hanfkleidern durch die Gegend laufen. Hanf wird je länger je mehr
zum idealen Zelluloselieferanten.
Wer heute bei uns Hanf anbaut, riskiert entweder, dass jugendliche Irre in einer
Nacht-und Nebelsuche nach Rauchbarem in seinen Garten eindringen oder dass in
einem Anfall von Dienstlichkeit Bullen seine Felder verbrennen. Das gilt auch
für "Kleinbauern" auf ihren Balkonen usw. Offiziell ist der Besitz von Pflanzen
zu Dekorationszwecken erlaubt - nicht aber zu Nutzzwecken. Und wer Hanf anbauen
will, muss biologisch veränderten Hanf mit wenig THC (Tetrahydrocannabiol - der
bei uns ach so beliebte Wirkstoff - benutzen. Ein Riesenschwachsinn also.
Trotzdem gibt es immer mehr Hanfbauern. Es ist auch bekannt, dass die
Legalisierung und die teilweise Umstellung des produzierenden und konsumierenden
Marktes auf das vielseitige Hanf DIE Rettung für unsere Bauern wäre. Aus Hanf
kann sich der halbe Haushalt zusammenstellen lassen. Ein lukrativer Verdienst
für die heutigen SVP-WählerInnenschichten.
Nun aber definitiv zum Hanffestival. Wie nicht anders zu erwarten war,
dominierte alles, was mit Hanf zu tun hat, das Kanzleizentrum. Ob kleine
Pflänzchen für den Balkon, die verschiedensten Produkte, Stände mit allerhand
Broschüren und Infos von hanfophilen Clubs, aber auch der florierende Handel mit
Rauchbarem (feines und weniger feines), alles war vorhanden im Kanzlei an diesem
Samstag abend. Ein Paradies für die hunderten und tausenden von aus allen Ecken
des Landes angereisten Jungen und wenigen Alten. Ja, ihr habt richtig gelesen.
Es hat mich überrascht, wie wenige Ueberzwanzigjährige dort herumgelümmelt sind.
Wer das gesehen hat, bekam das Gefühl, dass Hanf ein Spielzeug für Kinder im
Vormündigkeitsalter sei. Anders formuliert: ich kam mir richtig alt vor.
Ueberhaupt galt: wer sich nicht cool vorkommt, hat dort nichts zu suchen.
Gelümmelt wurde fleissig im Kanzlei. Nachdem auf der Bühne Propheten der
Legalisierung ihre Parolen runtergelallt hatten, gab es eine Umbauphase, wo alle
noch ihre nächste Portion runterzogen. Bei einigen fragte ich mich: wie lange
spielen die schon nicht mehr mit Barbies und Gameboys? Anschliessend trat die
afrikanische Combo Le Coq d'Or auf, so ganz nach dem Motto: mit genug THC im
Blut fände selbst ich das geil. Na, noch vor der eigentlichen Party (unter
anderem mit Styro 2000) machte ich den Abgang. Ich hänge zwar gerne rum, aber
eine Gruftie-Party a la Addams-Familiy, was dieser Vorabend versprach, brauche
ich nicht.
Ich singe das Hohelied des Hanfes, denn diese Pflanze ist etwas sinnvolles und
nützliches. Aber so ein Festival ist nicht das Wahre. Ich war schon oft an
"Festen", aber so viele Bekiffte habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Und es
ärgert mich ein bisschen, dass die KonsumentInnen immer jünger werden. Nicht,
dass ich ihnen den Spass nicht zugestehen möchte, aber speziell intelligent ist
diese "Heh Mann heh"-Generation eh nicht (mehr), und wenn ich sehe, wie sie sich
die Birne vollmüllen, dann kommt mir das Grauen hoch. Hanf ist eine der
nützlichsten Pflanzen überhaupt, und Kiffen an sich kann niemand im ernst als
gefährlich bezeichnen. Aber wie bei so vielem muss mensch lernen, damit
umzugehen, sowohl was die Aufzucht, als auch, was die Verwertung betrifft.
Anders gesagt: wir brauchen einen natürlicheren Zugang zu diesem Teil, er sollte
ein hundskommuner Teil unseres Lebens sein, wie alles andere auch (z.B. Bier).
Nur so können wir lernen, damit natürlich umzugehen, sowohl was die objektive,
als auch die subjektive Nutzung betrifft.
Allerdings bedingt das eines: Legalize it (immediately)!
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