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11.5.1996

Drogen

Coop-Hanf-Tee

Vom Hanf-Skandalprozess

Kiffertypen

Zigis (oder anderes) drehen

ZH, BL und SO meinen: Legalisieren!

Heroinabgabe

Jugendsession 96

Expovina 96

Drogendatenbank

Weinernte 95

Suchtprävention 1996

Hanffestival

Alkohol- Konditionierung

Bex 96

Es lebe der Hanf (in jeder Form)!

Ausnahmsweise stand Zürich ganz im Zeichen einer "verbotenen Frucht". Dies Pflanze, das Volk nennt sie "Hanf" gilt als einer der nützlichsten einheimischen Gewächse überhaupt. Aus ihr kann mensch Papier, Kosmetika, Oel und vieles mehr gewinnen. Doch diese Pflanze ist auch der Staatsfeind Nummer eins, VERBOTEN! Das Hanffestival im Zürcher Kanzleiareal versuchte, dieser bescheuerten Einstellung entgegenzutreten. Die Vielseitigkeit dieser Schlingpflanze wurde zelebriert. Und ihr verbotener Genuss auch. Der Autor, der selbst nicht (mehr) aktiv kifft, hatte seine Riesenfreude an diesem Grünzeug. Do not smoke this article.

Schon letztes Jahr wurde ein Hanffestival im Kanzlei durchgeführt und war mehr als nur ein Erfolg. Es ist in den letzten paar Jahren ein regelrechtes HanfRevival festzustellen, das sich nicht nur durch enorm ansteigende Verstösse gegen das BTM (Betäubungsmittelgesetz) äussert. Immer mehr entdecken gerade junge Leute die überbordende Nützlichkeit dieser derart verpönten Schlingpflanze, die ja bekanntlich auch noch ziemlich einfach zu pflegen ist. Hanf wächst in unserem Land und in unseren Breiten überall, wenn mensch ihn wachsen lässt (und nicht beschlagnahmt). Und in den verschiedenen aus dem Boden schiessenden Hanfläden kann mensch ersehen, welche ungeahnten Möglichkeiten in diesem (Un)Kraut stecken. Mit Hanföl können wir leckere Salatsaucen machen, auf Hanfpapier Liebesbriefe schreiben, mit Hanfsamen Brote verfeinern und in reissfesten Hanfkleidern durch die Gegend laufen. Hanf wird je länger je mehr zum idealen Zelluloselieferanten.

Wer heute bei uns Hanf anbaut, riskiert entweder, dass jugendliche Irre in einer Nacht-und Nebelsuche nach Rauchbarem in seinen Garten eindringen oder dass in einem Anfall von Dienstlichkeit Bullen seine Felder verbrennen. Das gilt auch für "Kleinbauern" auf ihren Balkonen usw. Offiziell ist der Besitz von Pflanzen zu Dekorationszwecken erlaubt - nicht aber zu Nutzzwecken. Und wer Hanf anbauen will, muss biologisch veränderten Hanf mit wenig THC (Tetrahydrocannabiol - der bei uns ach so beliebte Wirkstoff - benutzen. Ein Riesenschwachsinn also. Trotzdem gibt es immer mehr Hanfbauern. Es ist auch bekannt, dass die Legalisierung und die teilweise Umstellung des produzierenden und konsumierenden Marktes auf das vielseitige Hanf DIE Rettung für unsere Bauern wäre. Aus Hanf kann sich der halbe Haushalt zusammenstellen lassen. Ein lukrativer Verdienst für die heutigen SVP-WählerInnenschichten.

Nun aber definitiv zum Hanffestival. Wie nicht anders zu erwarten war, dominierte alles, was mit Hanf zu tun hat, das Kanzleizentrum. Ob kleine Pflänzchen für den Balkon, die verschiedensten Produkte, Stände mit allerhand Broschüren und Infos von hanfophilen Clubs, aber auch der florierende Handel mit Rauchbarem (feines und weniger feines), alles war vorhanden im Kanzlei an diesem Samstag abend. Ein Paradies für die hunderten und tausenden von aus allen Ecken des Landes angereisten Jungen und wenigen Alten. Ja, ihr habt richtig gelesen. Es hat mich überrascht, wie wenige Ueberzwanzigjährige dort herumgelümmelt sind. Wer das gesehen hat, bekam das Gefühl, dass Hanf ein Spielzeug für Kinder im Vormündigkeitsalter sei. Anders formuliert: ich kam mir richtig alt vor. Ueberhaupt galt: wer sich nicht cool vorkommt, hat dort nichts zu suchen.

Gelümmelt wurde fleissig im Kanzlei. Nachdem auf der Bühne Propheten der Legalisierung ihre Parolen runtergelallt hatten, gab es eine Umbauphase, wo alle noch ihre nächste Portion runterzogen. Bei einigen fragte ich mich: wie lange spielen die schon nicht mehr mit Barbies und Gameboys? Anschliessend trat die afrikanische Combo Le Coq d'Or auf, so ganz nach dem Motto: mit genug THC im Blut fände selbst ich das geil. Na, noch vor der eigentlichen Party (unter anderem mit Styro 2000) machte ich den Abgang. Ich hänge zwar gerne rum, aber eine Gruftie-Party a la Addams-Familiy, was dieser Vorabend versprach, brauche ich nicht.

Ich singe das Hohelied des Hanfes, denn diese Pflanze ist etwas sinnvolles und nützliches. Aber so ein Festival ist nicht das Wahre. Ich war schon oft an "Festen", aber so viele Bekiffte habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Und es ärgert mich ein bisschen, dass die KonsumentInnen immer jünger werden. Nicht, dass ich ihnen den Spass nicht zugestehen möchte, aber speziell intelligent ist diese "Heh Mann heh"-Generation eh nicht (mehr), und wenn ich sehe, wie sie sich die Birne vollmüllen, dann kommt mir das Grauen hoch. Hanf ist eine der nützlichsten Pflanzen überhaupt, und Kiffen an sich kann niemand im ernst als gefährlich bezeichnen. Aber wie bei so vielem muss mensch lernen, damit umzugehen, sowohl was die Aufzucht, als auch, was die Verwertung betrifft. Anders gesagt: wir brauchen einen natürlicheren Zugang zu diesem Teil, er sollte ein hundskommuner Teil unseres Lebens sein, wie alles andere auch (z.B. Bier). Nur so können wir lernen, damit natürlich umzugehen, sowohl was die objektive, als auch die subjektive Nutzung betrifft.

Allerdings bedingt das eines: Legalize it (immediately)!



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus dem Kanzlei in Zürich