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No drinks - no drugs - no problems - no fun
"Wer fährt, säuft nicht und wer säuft, fährt nicht", haben uns die
Verkehrsinstruktoren gleich zu Beginn der kurzen Pressekonferenz eingebleut.
Danke, das habe ich vorher nicht gewusst und werde mich auch hüten, es jetzt zu
wissen. Aber die Polizei scheint sich allen ernstes Sorgen zu machen. Gemäss
irgendwelchen projezierten Statistiken (die einer kritischen Inhaltsanalyse
allerdings kaum standhielten), sind es vor allem "junge" Leute, die aufgrund
falsch eingeschätzten Risikos Unfälle bauten. Nicht, dass ich das Gegenteil
behauptete, aber eine derartige Pauschalisierung (20-29=jung) macht mich doch
etwas misstrauisch. Dabei will ich keineswegs die Leiden der 12 Verkehrstoten
und 164 Verletzten schmälern, die Opfer von alkoholisierten LenkerInnen geworden
sind (bei insgesamt 699 Unfällen). Die Zahlen wurden leider nur für den Kanton
ohne Zürich und Winti erhoben (wieso eigentlich?).
Die besorgten Erwachsenen wollen das Uebel schon sehr früh an der Wurzel packen,
genauer in 21 Klassen der Berufsschule Bülach. Wo junge Leute das
Erwachsenwerden lernen (erfolglos heutzutags), wird ihnen jetzt per
Kurzunterricht (zwei Lektionen a 45 min.) klar gemacht, dass mensch vor dem
Fahren nicht trinken oder gar droogen soll. Die Sorge ist rührend, vor allem,
weil die meistens BerufsschülerInnen noch ein paar Jahre warten müssen, bis sie
das Billet machen können. Ein weiteres Standbein der einwöchigen Kapo-Aufklärung
ist die Saftbar, wo tatsächlich verschiedene nichtalkoholische Getränke
ausprobiert werden können. Der Autor kann leider nicht beurteilen, wie sie
schmecken, aus Gewissensgründen musste er die Einnahme nichtalkoholischer
Getränke leider ablehnen.
"Was ist FiaZ?", wird im einem der verschiedenen Aktivitäten im Rahmen dieser
Aufklärungswoche gefragt. Die Antwort des Wettbewerbs (Preis: ein Kurs an der
Antischleuderschule in Regensdorf) lautet natürlich: "Fahren im angetrunkenen
Zustand" - weiss doch jedeR. Dann wird die Broschüre "No drinks - no drugs - no
problems" des Verkehrssicherheitsrates verteilt. Darin stehen so weise Sätze
wie:"Jeder Mensch muss selber entscheiden, wie er mit Alkohol, Medikamenten oder
Drogen umgeht". Seht Ihr! Dafür steht aber auch:"Die wohltuenden Wirkungen von
Alkohol, Medikamenten oder Drogen haben ihren Preis". Ein Bier kostet 55 Rappen
im Denner (Schleichwerbung). Der Verkehrssicherheitsrat hat übrigens nichts mit
der UNO zu tun. Neben Fachreferaten soll auch eine Ausstellung auf die Gefahren
aufmerksam machen, denen wir Junglenker ausgesetzt sein sollen.
Im Saftladen (im Fachjargon "Funky-Bar" genannt) gibt es mindestens drei
verschiedene Säfte: süss, sauer und bitter. Der Barkeeper empfiehlt z.B.
Brasiliana mit 5 Teilen weissem Traubensaft (nicht Wein...), 2 Zitronensaft, 3
Ginger Ale und viel Zucker. Virgin Colada (hat leider kein Pina drin) besteht
aus Bananen- und Orangensaft im Verhältnis von 1:1, einem TL Kokosnusscreme und
etwas Kaffeerahm. Das Rezept ist beim Trägerverein "Alkohol - am Steuer nie!" zu
beziehen. Und in einer Hochglanzbroschüre mit vielen teenagergängigen Bildern
wird gelehrt:"Fahre ohne Alkohol. (...) Den Mut haben, zum Angebot von
alkoholischen Getränken nein zu sagen. (...) Für gute Stimmung braucht es gute
Kollegen - keinen Alkohol". Das klingt ja wie bei Muttern zu Hause.
Kurz: mir ist diese unheilige Allianz aus Polizei (Autorität) und zum
Blaukreuzlertum tendierenden Vereinen (Besserwisser) nicht ganz geheuer, obschon
ich den guten Willen darin durchaus realisiere. Es handelt sich allerdings
wieder nur um Symptombekämpfung und nicht um eine Problemlösung. Es ist auch mir
klar, dass der Anteil regelmässig Alkohol konsumierender unter der heutigen
Teenie-Generation kaum erreichte Spitzen erklommen hat. Mensch sollte sich
vielleicht fragen, warum das so ist. Und mensch sollte sich auch überlegen, ob
der plötzlich so jovial-jugendliche Ton, den die Erwachsenen anschlagen, nicht
zu aufgesetzt wirkt, denn das tut es. Die Instruktoren gaben selbst zu, dass sie
die Jugendlichen anders gar nicht erreichen können, auch wenn ihnen dabei nicht
immer klar sein mag, was ein Wort überhaupt aussagt. Ganz zu schweigen von der
Frage, ob das überhaupt so cool ist.
Mich stört ein bisschen der etwas holzschnittartige Ansatz. Viele Jugendliche
bauen unter Alkoholeinfloss Unfälle, also muss man sie aufklären. Dass die
BerufsschülerInnen mit ihren 14-16 Jahren zu jung sind, stört niemand. Und dass
die gezeigte Statistik nichts aussagekräftiges war, auch nicht. Es sollte aber
jemanden stören, dass zwar 20-30 Jährige 1/3 aller Unfälle bauen, dass aber die
anderen immerhin 2/3 davon produzieren, auch keine schlechte Zahl. Hier wird
einmal mehr auf die Jugend eingeschossen, die als Sündenbock für andere
herhalten muss. Bravo (sorry, das war die Stromspar-Kampagne).
Die Aktion soll an zwei weiteren Berufsschulen des Kantons weitergeführt werden.
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