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7.3.1997

Satire

Giftzwerge 1998

Mehr Katholiken

Giftzwerge 97

Fusion: Geld/Gott will es!

Fliegende Kühe etc.

AG <-> FC

Die Seepromenade

Journalismus als (Alp)Traumjob

Den Girls in den Sack geschaut

Giftzwerg 96

Zürich unabhängig

Zürich unabhängig

Dienstagskanzlei

Heisse Tage in Zürich

Freundlich :)

Kreuze und Nullen?

Faire Landwirtschaft

Giftzwergverleihung 95

Olympiade der Journalisten

Journalisten (die wenigen -innen sind mitgedacht), so behaupten einige, seien Schmarotzer. Sie fressen, saufen und betrügen sich durch das Leben. Das stimmt. Aber sie sind auch ein spezieller Menschenschlag mit eigenen Gesetzen. Deshalb organisiert Biwidus dieses Jahr die 87. multimediale Journalisten-Olympiade. Hier sind also die Teilnahmebedingungen und Anforderungen an den Intellekt. Wer sie erfüllt, sollte sich einmal psychisch untersuchen lassen. Oder Journi werden.....

1. Disziplin: Wettsaufen. Eines der wichtigsten Tätigkeiten eines Journalisten ist das Wetttrinken an Pressekonferenzen. Dabei werden an diesem Wettbewerb zwanzig verschiedene Weissweine in kleinen Plastikbechern eingereicht. Die Aufgabe ist es dann, eines dieser Sorten auszuwählen und eine Kiste davon innert gegebener Frist auszutrinken. Wer nach Ablauf der Zeit noch fähig ist, auch nur eine vernünftige Frage zu stellen, erhält zehn Punkte, wer lallt fünf und wer am Boden liegt einen.

2. Disziplin: Interviewpartnerjagd. Die TeilnehmerInnen werden auf einen grossen Fussballplatz geführt. Ausgerüstet sind sie mit einem Rucksack mit allerlei Schrott und einem gefaketen Mikrophon. Auf dem Platz stehen an den vier Ecken je ein Künstler, ein Politiker, ein Sportler und ein Pfarrer. Wer es fertig bringt, von auch nur einem von ihnen einen vernünftigen Satz zu erhalten, bekommt zehn Punkte. Wer den Künstler dazu bringt, etwas schlaueres als einen Furz rauszulassen zwanzig. Wer den Politiker befragt, bekommt leider zehn Punkte Abzug aus Gründen der permanenten Langeweilerei. Gewonnen hat, wer danach noch einigermassen klar denken kann.

3. Disziplin: Dauerwachbleiben. Eine der einfacheren Disziplinen ist der Dauereinsatz. Die Teilnehmer sind verpflichtet, einen völlig sinnlosen Bericht zu machen, dessen Produktionsdauer auf 100 Stunden ausgerichtet ist. Währenddessen ist natürlich kein Schlaf erlaubt, aber das ist ja für die meisten Profis Alltag. Diese Disziplin ist also quasi der Joker.

4. Disziplin: Aperoraten. Den Teilehmenden werden die Augen verbunden. Auf einem Tisch stehen sieben verschiedene mögliche Aperofressalien und ein Haufen Bocksmist. Die Journis müssen ertasten, was was ist: ein Lachsbrötchen, ein Stück verschimmelter Käse, eine Scheibe Wahnsinnsfleisch, eine vermanschte Tortenhälfte, ein atomisiertes Prussien, eine Vegi-Frühlingsrolle, ein kopulierendes Schoggi-Osterhasenpaar, sowie eben der Haufe Scheisse. Jedes richtig erratene Objekt (ob betatscht oder gefressen) bedeutet zehn Punkte.

5. Disziplin: Vergünstigungen-Erheischen. Eine typische Tätigkeit eines Journalisten ist die Erheischung von allerlei Vergünstigungen. Wer innert einer Prüfungswoche den höchsten Betrag erschleichen konnte (z.B. gratis in Konzerte gehen, Sammeln von Pressegeschenken, Parkverbot missachten dürfen dank Presseschild, Swissair-Verbilligung und Ernährung an Pressekonferenz-Aperos), erhält pro hundert erschlichene Franken einen Punkt.

6. Disziplin. Märchenonkel. Was ein guter Journi sein will, muss gut lügen können. Darum ist es auch ein Teil des Wettbewerbs, den anderen das schlimmste Lügenmärchen oder die reisserischte Uebertreibung zu erzählen. Das Auditorium wird aus den Teilnehmenden gebildet. Die drei SiegerInnen erhalten hundert Punkte und eine lange Nase. Blick-MitarbeiterInnen sind ausgeschlossen. Sorry.

7. Disziplin. Das Boulevard-Cafe. Das ist die letzte und schwerste Disziplin dieses Wettbewerbes. Die TeilnehmerInnen sitzen in einem Cafe im Kreis 4 (Zürich). Mensch wartet ab. Sobald eine Leiche, ein Raub oder ein Bürgerkrieg gesehen wird, gehts los. Wer am schnellsten beim Opfer ist und es interviewt hat, bekommt zehn Punkte. Wer einen Täter konstruieren und ihn/sie ex kathedra verurteilen kann, erhält hundert Punkte. Und wer selbst zwecks Story jemanden umbringt, kriegt einen Bonus von 500.

Dann wird abgerechnet. Wer am Ende dieses Wettbewerbes die höchste Punktzahl hat, ist ein Depp und würdig, mindestens beim Blick als Journalist zu arbeiten. Damit wäre auch der Sieger/die Siegerin der diesjährigen multimedialen Journalisten-Olympiade erkoren. Biwidus gratuliert und anerkennt den Schwachsinn eines solchen Wettbewerbes. Den gibt es zwar leider nicht in GENAU dieser Version - aber die Realität ist nicht ganz davon entfernt....



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Zürich