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Heavy Metal
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Der Wolf - ein Schaf im Wolfspelz?
Lieber Jens Albert, der Du Dich der Wolf nennst und auch so genannt werden
willst
Soundmässig hast Du ja eine tolle CD hingekriegt. Satter Groove,
abwechslungsreiche Loops und interessante Instrumentals. Auch Deine Stimme
gehört zum Besseren, was die deutsche Sprechgesangsszene zu bieten hat.
Trotzdem konnte mir Dein Album, das den sinnigen Titel das Album (als ob
man das nicht wüsste) trägt, keine Begeisterungsstürme entlocken. Der
Grund dafür liegt nicht etwa in Deinem Gesangsstyle, sondern viel mehr im
Inhalt der Songs. Ja ich weiss schon, Du willst kein Moralapostel sein,
sondern viel mehr Fun Rap machen. Versteh ich ja, dass dieses
vorbehaltlose Spassmachen Dir mehr liegt, als irgendwelche politischen
Parolen zu brüllen. Wenigstens gibst Du es ja zu und bleibst damit
glaubwürdig.
Aber auch Fun Rap besitzt bestimmte Grenzen. Ist es Dir nicht peinlich,
Dich selbst in fast jedem Song als der ultimative Lover anzupreisen?
Könnte was wetten, dass sich sicherlich Frauen finden werden, die diese
Aussage nicht unterstützen würden. Zugegeben, wenn Du diese ultimative
Lover Message geschickt in einem Song einbaust, wie zum Beispiel ganz
subtil bei "Oh Shit, Frau Schmidt!" kann die Sache ja ganz lustig sein.
Aber immer wieder und dann heisst noch der Titel eines Songs Ultimativer
Lover, na ja. Ich behaupte von mir, dass ich nicht gerade verklemmt bin,
aber deswegen renne ich doch nicht in der Weltgeschichte herum und werfe
allen an den Kopf, wie toll ich gestern eine Frau flachgelegt habe,
schliesslich gibt es ja noch so was wie Respekt.
Kommen wir aber noch zu einer anderen Sache: Du Jens Albert, genannt der
Wolf, siehst Dich unheimlich gerne als ein Obergangsta. Genau dieses Image
kann Dir einfach nicht abgekauft werden. Auch wenn Du ab und zu Gras
rauchst (wer tut das schon nicht), kurze Zeit im Gefängnis gesessen bist
(wahrscheinlich wegen Schwarzfahren) und Frauen flach legst, so wirst Du
damit noch lange kein Gansta oder Homie. Hast Du nicht vom Rödelheim
Hartheim Projekt gelernt, dass man sich die Street Credibility nicht
einfach ersingen kann? (Moses P. hat wenigstens vor einiger Zeit Stefan
Raab die Fresse poliert und glaubt deswegen Deutschlands neuer Ice Cube zu
sein)
Auch mit dem Dissen (sich lustig machen über andere Rapper. Anm. d.
Autors) wird man nicht zum Big Bad Boy. Wenn Du in Party manifestierst,
dass Du im Gebüsch Aleksey gebückt stehend vor Moses P. gesehen hast. So
hast Du zwar die beiden Jungs gedisst, aber so etwa ohne jegliches Niveau.
Man kann auch jemanden scharf dissen, ohne sich im vorpubertären
schwulenfeindlichen Slogans zu versuchen.
Wenn Du schon Fun Rap machen willst, dann nehm Dir ein Beispiel an Bürger
Lars Dietrich. Der bringt abgefahrene Songs, ohne sich selber zu
verleungen. Erzähl mir bitte nicht, dass Du von diesem Dir aufgebauten
Image nicht loskommst. "Oh Shit-Frau Schmidt" , "Gibt's doch gar nicht" , "Sei
dein eigener Held" bieten nämlich ganz gute Ansätze für eine grosse
Rapperkarriere in Deutschen Landen. Und lass doch bitte das nächste Mal so
Zwischenspielchen weg, wo Frauen am Telefon einen Orgasmus kriegen, wenn
sie Deine Stimme hören.
In diesem Sinne und mit freundlichen Grüssen
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