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15.4.1997

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Der Wolf - ein Schaf im Wolfspelz?

Lieber Jens Albert, der Du Dich der Wolf nennst und auch so genannt werden willst

Soundmässig hast Du ja eine tolle CD hingekriegt. Satter Groove, abwechslungsreiche Loops und interessante Instrumentals. Auch Deine Stimme gehört zum Besseren, was die deutsche Sprechgesangsszene zu bieten hat.

Trotzdem konnte mir Dein Album, das den sinnigen Titel das Album (als ob man das nicht wüsste) trägt, keine Begeisterungsstürme entlocken. Der Grund dafür liegt nicht etwa in Deinem Gesangsstyle, sondern viel mehr im Inhalt der Songs. Ja ich weiss schon, Du willst kein Moralapostel sein, sondern viel mehr Fun Rap machen. Versteh ich ja, dass dieses vorbehaltlose Spassmachen Dir mehr liegt, als irgendwelche politischen Parolen zu brüllen. Wenigstens gibst Du es ja zu und bleibst damit glaubwürdig.

Aber auch Fun Rap besitzt bestimmte Grenzen. Ist es Dir nicht peinlich, Dich selbst in fast jedem Song als der ultimative Lover anzupreisen? Könnte was wetten, dass sich sicherlich Frauen finden werden, die diese Aussage nicht unterstützen würden. Zugegeben, wenn Du diese ultimative Lover Message geschickt in einem Song einbaust, wie zum Beispiel ganz subtil bei "Oh Shit, Frau Schmidt!" kann die Sache ja ganz lustig sein. Aber immer wieder und dann heisst noch der Titel eines Songs Ultimativer Lover, na ja. Ich behaupte von mir, dass ich nicht gerade verklemmt bin, aber deswegen renne ich doch nicht in der Weltgeschichte herum und werfe allen an den Kopf, wie toll ich gestern eine Frau flachgelegt habe, schliesslich gibt es ja noch so was wie Respekt.

Kommen wir aber noch zu einer anderen Sache: Du Jens Albert, genannt der Wolf, siehst Dich unheimlich gerne als ein Obergangsta. Genau dieses Image kann Dir einfach nicht abgekauft werden. Auch wenn Du ab und zu Gras rauchst (wer tut das schon nicht), kurze Zeit im Gefängnis gesessen bist (wahrscheinlich wegen Schwarzfahren) und Frauen flach legst, so wirst Du damit noch lange kein Gansta oder Homie. Hast Du nicht vom Rödelheim Hartheim Projekt gelernt, dass man sich die Street Credibility nicht einfach ersingen kann? (Moses P. hat wenigstens vor einiger Zeit Stefan Raab die Fresse poliert und glaubt deswegen Deutschlands neuer Ice Cube zu sein)

Auch mit dem Dissen (sich lustig machen über andere Rapper. Anm. d. Autors) wird man nicht zum Big Bad Boy. Wenn Du in Party manifestierst, dass Du im Gebüsch Aleksey gebückt stehend vor Moses P. gesehen hast. So hast Du zwar die beiden Jungs gedisst, aber so etwa ohne jegliches Niveau. Man kann auch jemanden scharf dissen, ohne sich im vorpubertären schwulenfeindlichen Slogans zu versuchen.

Wenn Du schon Fun Rap machen willst, dann nehm Dir ein Beispiel an Bürger Lars Dietrich. Der bringt abgefahrene Songs, ohne sich selber zu verleungen. Erzähl mir bitte nicht, dass Du von diesem Dir aufgebauten Image nicht loskommst. "Oh Shit-Frau Schmidt" , "Gibt's doch gar nicht" , "Sei dein eigener Held" bieten nämlich ganz gute Ansätze für eine grosse Rapperkarriere in Deutschen Landen. Und lass doch bitte das nächste Mal so Zwischenspielchen weg, wo Frauen am Telefon einen Orgasmus kriegen, wenn sie Deine Stimme hören.

In diesem Sinne und mit freundlichen Grüssen


Dein Vitsky (EMail)