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28.6.1998

Getränke

Bier am Zürifäscht

Das "Ethno"-Bier

Teures Hooch und Co.

Yts Statement

Ein neu- altes Trendbier

Whisky bis zum Umfallen

Verein der Gerstetrinker

Nach dem Suff: was tun?

2 limonadische Hunde

Albani vs. Zürifäscht

Bier ist bekanntlich der Sprit an jedem Fest. Und es ist auch ein Politikum. Aus dem Hause Feldschlösschen-Hürlimann wurde zwar schon einiges an Monopolheischerei ruchbar, nichts wiegt aber so schlimm wie der Deal der Grossbrauerei aus Bierfelden mit den Herren OrganisatorInnen vom traditionellen Zürifäscht. Was an diesem Wochenende Bier will, muss sich an eine Einheitspfütze halten, Feldschlösschen, resp. dessen Zürcher Label Hürlimann... was notabene schon seit bald einem Jahr im Aargau gebraut wird.

So weit so gut. Oder schlecht, denn es gibt ja unzählige weitere Biermarken aus Zürcher Landen, man denke da nur an Wädibräu, das geniale und originelle Biobier aus Wädenswil. Auch Haldengut ist weil aus Winterthur im Prinzip ein Zürcher Bier. Müllerbräu aus Baden ist ja auch im Prinzip zumindest ein Agglobier und dürfte und müsste am Zürifäscht berücksichtigt werden, zumal mit der Titanic auch eine Badner Attraktion anwesend sein wird. Der Liste müssten noch einige lokale Biere angeschlossen werden, abgesehen vom neuen Ethnobier und der vereinigten Bierwelt überhaupt.

Aber dem sollte nicht so sein, man wurde zum Rheinfeldner verdammt. Um wortwörtlich einen Vorgeschmack dessen zu bekommen, stürzten wir uns ins Biergetümmel in Winterthur, wo das Albanifest seine xte Durchführung erlebte. Auch in der Eulachstadt hat mit Haldengut-Calanda eine einzelne Marke das Sagen. Nicht, dass ich was gegen freien Handel hätte, aber wenn man nur als Grossponsor seine Pfütze an den Mann oder an die Frau bringen darf, dann hat das nichts zu tun mit freiem Markt. Da wird im Gegenteil der Markt eingeengt. Der Grösste ist nicht nur der Sieger, sondern auch der einzige Mitspieler.

In Winterthur wirkte sich das wie befürchtet so aus, dass der Durstige überall, wo er auf der Suche nach flüssiger Gerste anklopfte, nur Haldengut-Saft oder das artverwandte Amstel vorgesetzt bekam. Ich meine, nicht, dass ich was gegen Amstel oder Haldengut hätte, man kann es als Geniesser zwar nicht trinken. Und das ist das Problem. Es geht nicht ums Trinken, sondern einfach ums Konsumieren. Das ist leider ein grosser Unterschied.

Andere Marken waren nicht auszumachen, jedenfalls nicht offziell. Klar, dass ich in der Beiz XY ein Hürlimann (sic!) bekam und sogar trank... aus Ermangelung anderer Alternativen. In den Pubs gab es natürlich auch anderes Kommerzbier. Aber so ganz wohl war mir bei der Sache dann trotzdem nicht. Ist es wirklich so, dass die SchweizerInnen gerne die Einheitspfütze trinken, was ihnen angesichts des Marktpotentials einer einzelnen Marke nicht ganz zu unrecht angedichtet wird?

Offenbar. Kaum einer hat gemotzt, als ruchbar wurde, dass die Bierfeldner die ZürcherInnen mit Bier beliefern werden... und nur sie. Das sei doch ganz normal, war da allenthalben zu hören. So logisch wie in Winterthur halt. Aber halt, so einfach ist das nun auch wieder nicht. Denn hier steckt der Teufel im Detail. Ich will, auch wenn ich Abgezapftes trinke, wneigstens die Wahl zwischen Ständen haben. Und mir ist es nicht egal, ob ich F. oder H. oder C. trinke, nur weil jetzt das alles aus dem selben Hause ist. Ich will mehr Auswahl! Zum Beispiel Müller oder Wädi. Also nehme ich mein Bier ans Zürifest mit. Prost.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) (als Festbruder geeigneter Bierkritiker)